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Der Weltbestseller, neu als Hörspiel inszeniert
Sie ist eine der bekanntesten, widersprüchlichsten und stärksten Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts: Scarlett O'Hara, Heldin eines weltberühmten Romans und Films. Wie kann ihre Geschichte heute erzählt werden? An Scarletts Seite steht eine Persönlichkeit, die die Brüche der Zeit spürbar macht: Prissy. Als Sklavin und Dienstmädchen eigentlich Nebenfigur, sind sie und ihre Nachfahren in diesem Hörspiel Hauptfiguren, deren Erfahrungen bis ins heutige Berlin weiterverfolgt werden. Denn die eine Geschichte kann nicht ohne die andere erzählt werden.…mehr

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Produktbeschreibung
Der Weltbestseller, neu als Hörspiel inszeniert

Sie ist eine der bekanntesten, widersprüchlichsten und stärksten Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts: Scarlett O'Hara, Heldin eines weltberühmten Romans und Films. Wie kann ihre Geschichte heute erzählt werden? An Scarletts Seite steht eine Persönlichkeit, die die Brüche der Zeit spürbar macht: Prissy. Als Sklavin und Dienstmädchen eigentlich Nebenfigur, sind sie und ihre Nachfahren in diesem Hörspiel Hauptfiguren, deren Erfahrungen bis ins heutige Berlin weiterverfolgt werden. Denn die eine Geschichte kann nicht ohne die andere erzählt werden. Während wir mit Scarlett mitfiebern, lässt uns Prissy in die Untiefen von Ungleichheit, Unrecht und Unterdrückung blicken, die die USA und die Welt bis heute prägen. Scarlett und Prissy, diese starken, unbeugsamen Frauen, ziehen uns in ihren Bann.

Produktion: Westdeutscher Rundfunk, 2021

Wortaufnahmen: Judith Lorentz und Jörg Schlüter

Hörspiel mit Lisa Hrdina, Camill Jammal, Michael Rotschopf, Kathleen Morgeneyer, Swetlana Schönfeld, Martin Engler, Pierre Sanoussi-Bliss, Erika Skrotzki, Matthias Habich, Lea Draeger, Gustav Peter Wöhler, Sithembile Menck, Anja Herden, Ron Williams, Agnes Lampkin, Stephen Appleton
8 CDs, ca. 8h 10min
Autorenporträt
Margaret Munnerlyn Mitchell, geboren 1900 und gestorben 1949 in Atlanta, Georgia, war eine US-amerikanische Schriftstellerin, die für ihren 1936 erschienenen Südstaaten-Roman 'Vom Winde verweht' berühmt ist. Sie wurde 1937 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahre 1939 mit Vivien Leigh und Clark Gable in den Hauptrollen ist einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2022

Raus aus der
Statistenrolle
Eine Version aus afroamerikanischer Perspektive
war überfällig: Das Hörspiel
„Vom Wind verweht – Die Prissy-Edition“
hat dafür die nötige Wucht
Frauen, die es leid sind. In der Vergangenheit, in der Gegenwart. Wieder einmal wurde Scarlett beim Anlegen ihres Korsetts die Luft abgeschnürt, was die Südstaatenschönheit mit einem genervten „Ich habe es so satt, mich immer verstellen zu müssen“ kommentiert. Die afrodeutsche Conny wiederum sieht sich im heutigen Berlin mit einem U-Bahn-Kontrolleur konfrontiert, der sie nur wegen ihrer Hautfarbe auf dem Kieker hat: „Ich habe es satt, mich mit diesen dummen, rassistischen Menschen auch noch in meiner Freizeit auseinanderzusetzen.“
Jeder weiß natürlich, wer sich hinter Scarlett verbirgt. Die eigensinnige, temperamentvolle und zuletzt geschäftstüchtige Scarlett O’Hara, weibliche Heldin in einem der bekanntesten Romane der US-amerikanischen Literatur: „Vom Wind verweht“. Seit ihrem Erscheinen im Jahr 1936 hat sich die zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs spielende Geschichte von Margaret Mitchell 30 Millionen Mal verkauft. Nicht weniger erfolgreich war drei Jahre später die opulente Hollywood-Verfilmung mit Vivien Leigh und Clark Gable als Blockadebrecher Rhett Butler in den Hauptrollen.
Wer aber ist Conny? Und was hat sie mit Scarlett zu tun? Conny ist eine von zwei weiblichen Hauptfiguren in jenem zusätzlichen Erzählstrang, den die afrodeutsche Theatermacherin Amina Eisner für das knapp achtstündige WDR-Hörspiel „Vom Wind verweht – Die Prissy Edition“ ersann, um dem inhärenten Rassismus von Mitchells Südstaatenepos etwas entgegenzusetzen. So selbstbewusst, unkonventionell und modern Mitchell ihre Scarlett auch gezeichnet hat, so sehr war die aus Atlanta stammende Journalistin in Fragen der Beziehung zwischen Schwarzen und Weißen ein Kind ihrer Zeit.
„Der Roman ist ein Zeugnis aus einer rassistischen Zeit über eine rassistische Zeit“, sagt die zuständige Hörspieldramaturgin Christina Hänsel dazu unmissverständlich im Booklet. Daran hat auch die verdienstvolle Neuübersetzung von Andreas Nohl und Liat Himmelheber nichts geändert, die dem vielschichtigen Hörspiel zugrunde liegt. Vor zwei Jahren im Verlag Antje Kunstmann erschienen, räumt sie mit der gekünstelten Uraltübersetzung von Martin Beheim-Schwarzbach auf. „Vom Winde verweht“ heißt jetzt „Vom Wind verweht“.
Um die rassistischen Klischees des dickleibigen Buches nicht zu reproduzieren und trotzdem nicht auf eine Umsetzung zu verzichten, haben sich die Hörspielverantwortlichen um den Regisseur Jörg Schlüter dazu entschieden, das dramatische Geschehen mit einem neuen Rahmen zu versehen. In der Parallelhandlung reisen Conny, ihr Vater Lawrence und ihre Schwester Celeste in die Vereinigten Staaten, um den Nachlass der Oma zu sichten. Dabei stoßen sie auf eine Kiste Tagebücher. In ihnen reflektieren die schwarzen Vorfahren der Berliner Familie, die 1970 nach Deutschland kam, ihr Schicksal seit Ausbruch des Sezessionskriegs bis in die Gegenwart.
Zurück in der Hauptstadt blitzen bei der Lektüre markante Eckpunkte afroamerikanischer Geschichte auf: Vom „Tulsa Race Massacre“ von 1921, bei dem bis zu 300 Menschen starben, über den „March on Washington“ von 1963, bei dem Martin Luther King seine berühmte „I Have a Dream“-Rede hielt, bis zur Tötung von George Floyd durch einen weißen Polizisten im Mai 2020. Auf diese Weise stellt das Hörspiel den Klassiker in einen weitausgreifenden Kontext und zeigt rassistische Kontinuitäten und Strukturen auf, die bis heute (nach-)wirken. Auch hierzulande, wie Conny und Celeste nicht müde werden zu betonen, die sich auf je unterschiedliche Weise in der „Black Lives Matter“-Bewegung engagieren und schließlich darüber zerstreiten.
Diejenige Person, die einst die familiäre Tagebuchtradition begründete, war Prissy. Jene junge Sklavin und später Befreite also, der als Scarletts Hausmädchen in der Buchvorlage nur eine Rolle als Statistin zukommt. Prissy ist die Klammer, die im Hörspiel die einschneidenden Ereignisse rund um Bürgerkrieg und Reconstruction mit der im Hier und Jetzt verorteten Berlin-Geschichte verknüpft.
Der eigentliche Clou des Hörspiels besteht nun darin, Prissy zur zentralen Erzählerin von „Vom Wind verweht“ gemacht zu haben. Der Name bedeutet übersetzt zimperlich, überempfindlich. Bei Mitchell abwertend konnotiert, macht das Hörspiel diese Eigenschaften zur Voraussetzung für eine Boykott-Strategie gegenüber Scarlett: Prissy stellt sich absichtlich dumm an und protestiert so gegen ihre Sklavinnen-Existenz. Lea Draeger verleiht Prissy eine kurz angebundene Patzigkeit, die im Unterton das erlittene Leid verrät. „Ich habe mir geschworen, alles zu tun, um nicht das Leben meiner Mutter zu wiederholen!“
Eine Version von „Vom Wind verweht“ aus afroamerikanischer Perspektive war längst überfällig. Mit „Scarlett“ von Alexandra Ripley und „Rhett“ von Donald McCaig gibt es schließlich seit Jahrzehnten zwei Romane, die das Schicksal der in verquerer Hassliebe verbundenen Hauptfiguren fortspinnen. Nun kommen endlich auch die Schwarzen mit der nötigen Wucht zu Wort.
Neben Prissy sind das noch Mammy, gesprochen von Swetlana Schönfeld, und Uncle Peter, gesprochen von Matthias Habich. Für die Berliner Figuren wurden hingegen ausschließlich Black and People of Color ausgewählt. Die Schauspielerin Anja Herden besticht als kratzbürstige Conny, ihre Kollegin Sithembile Menck als bedächtigere Celeste. Ron Williams wiederum spricht seinen Lawrence locker und easy. Anders als dessen Töchter hat dieser es verinnerlicht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wenn er in der Öffentlichkeit rassistisch beleidigt wird.
Die Produktion von 2021 reiht sich ein in die aufwendigen Adaptionen amerikanischer Romane von William Faulkners „Licht im August“ (SWR, 2018) bis zu John Steinbecks „Jenseits von Eden“ (NDR, 2020) – Hörspiele im Breitwandformat einschließlich Pferdegetrappel und Grillenzirpen. „Vom Wind verweht – Die Prissy Edition“ wartet mit insgesamt 70 Sprechrollen auf. Neben den Genannten überzeugen in den Hauptrollen Lisa Hrdina als Scarlett und Michael Rotschopf als Rhett sowie Kathleen Morgeneyer als Melanie und Camill Jammal als Ashley. Selbstsüchtig die einen, treu die anderen.
Philipp Thimms Hörspielmusik setzt spannungsvolle Akzente, wenn Gefahr droht, und schlägt in den intimen Momenten leise Töne an. Hinzu kommen Anleihen bei Salon- und Countrymusik. Beständig springt das Hörspiel zwischen den Zeiten hin und her. Allerdings vollzieht sich der Wechsel zwischen der beschaulichen Plantage Tara hier und der Großstadt Berlin dort nicht abrupt. Thimm hat lange, von den Schlägen eines Metronoms grundierte Übergänge komponiert, die es ermöglichen, sich auf die unterschiedlichen Handlungsebenen einzustellen.
Die musikalischen Überblenden bieten zudem eine wunderbare Gelegenheit zur Reflexion. Diese dürfte bereits beim Hören des Intros einsetzen, das jeder CD vorangestellt ist. Darin überschneidet sich Martin Luther Kings Rede „I Have a Dream“ mit Nina Simones Interpretation des markerschütternden, für die Bürgerrechtsbewegung zentralen Songs „Strange Fruit“. Schonungslos benennt dieser die Diskrepanz zwischen Südstaatenidylle einerseits und der lange Zeit ausgeübten Praxis der Lynchjustiz andererseits. Mitchell hat sie in ihrem Roman ausgeblendet zugunsten eines irrealen Bildes der einträchtigen Koexistenz zwischen Sklavenhaltern und Versklavten. „Scent of magnolias sweet and fresh, and the sudden smell of burning flesh“, heißt es dagegen in „Strange Fruit“.
FLORIAN WELLE
Die Südstaatenidylle wird
deutlich überschrieben durch
die lange übliche Lynchjustiz
Margaret Mitchell, Amina Eisner:
Vom Wind verweht –
Die Prissy Edition.
8 CDs, ca. 7 Stunden 40 Minuten.
Der Hörverlag, München 2022,
30 Euro.

In welche Buchhandlung hoffen Sie, noch einmal zurückzukehren?
In die Shakespeare Company in Paris. Ich habe da einmal für französische Freunde
Bücher von Thomas Bernhard gesucht. Der Inhaber hat sich gefreut, dass
jemand kommt und weiß, wer Thomas Bernhard war.

Robert Pfaller („Zwei Enthüllungen über die Scham“) in der Buchhandlung Posch in Wien
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eingeleitet von Martin Luther King und Billy Holiday wird im Hörspiel "Vom Wind verweht. Die Prissy Edition" eine Neuauflage des Klassikers "Vom Winde verweht" versucht, die sich zum Ziel gesetzt hat, der schwarzen Sklavin Prissy eine Stimme zu geben, um dem Rassismus der Vorlage angemessen begegnen zu können - und das gelingt, meint Kira Kramer. Die Geschichte, die sich zwischen Bürgerkrieg und Romanze bewege, werde von Amina Eisner neu ausgeleuchtet, die - statt wie die Vorlage von der Südstaatenschönheit Scarlett auszugehen - die Erlebnisse von Prissy und ihre Gedanken zum Krieg in den Mittelpunkt stellt. Die Storyline, verrät die Rezensentin, wird dann noch in die Neuzeit fortgeführt, wo es um die afrodeutschen Nachfahren Prissys geht, die noch immer mit Rassismus zu kämpfen haben. Nicht nur aufgrund der gelingenden Aufarbeitung der rassistischen Stereotype hörenswert, sondern auch aufgrund des klanglichen Reichtums von Musik, Geräuschen und mehr als sechzig verschiedenen Stimmen, urteilt Kramer.

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