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Das zweibändige Werkverzeichnis ermöglicht erstmals einen umfassenden Blick auf das malerische Gesamtwerk Max Pechsteins, insgesamt 1250 Ölgemälde, darunter zahlreiche bisher unpublizierte Werke.Max Pechstein war in den ersten Jahrzehnten des Zwanzigsten Jahrhunderts einer der prominentesten Vertreter der expressionistischen Avantgarde in Deutschland und wurde von vielen Kunstkritikern in den Jahren vor 1914 als der Führer der Künstlergemeinschaft Die Brücke bezeichnet. Tatsächlich nahm er innerhalb der Brücke eine Sonderstellung ein: 1906 stieß er als erfolgreicher Absolvent der Akademie zu…mehr

Produktbeschreibung
Das zweibändige Werkverzeichnis ermöglicht erstmals einen umfassenden Blick auf das malerische Gesamtwerk Max Pechsteins, insgesamt 1250 Ölgemälde, darunter zahlreiche bisher unpublizierte Werke.Max Pechstein war in den ersten Jahrzehnten des Zwanzigsten Jahrhunderts einer der prominentesten Vertreter der expressionistischen Avantgarde in Deutschland und wurde von vielen Kunstkritikern in den Jahren vor 1914 als der Führer der Künstlergemeinschaft Die Brücke bezeichnet. Tatsächlich nahm er innerhalb der Brücke eine Sonderstellung ein: 1906 stieß er als erfolgreicher Absolvent der Akademie zu der Gruppe, reiste 1907 nach Italien sowie für mehrere Monate nach Paris, und zog anschließend direkt nach Berlin, wo er 1910 einer der Mitbegründer der Neuen Sezession wurde. Pechstein erlebte den Ausbruch des Ersten Weltkrieges in der Südsee, gehörte in den Zwanzigerjahren zum Kunst-Establishment der Weimarer Republik und erlebte 1937 die Beschlagnahme seiner Werke aus öffentlichen Sammlungen durch die Nationalsozialisten. Rund ein Viertel seiner Werke - vermutlich liegt die tatsächliche Zahl weitaus höher - gilt als verschollen. Die Dokumentation der Gemälde ist mit umfassenden Ausstellungs-, Literatur- und Provenienzangaben versehen. Eine biographische Übersicht skizziert den farbigen Lebensweg Pechsteins. Texte zu Pechsteins Aufenthaltsorten wie Nidden, Moritzburg, Leba, Italien und den Palau-Inseln sowie Beiträge zu Sammlern und öffentlichen Sammlungen liefern wertvolle Ergänzungen zur Dokumentation der Gemälde im Katalogteil.Aya Soika ist Professorin für Kunstgeschichte am Bard College Berlin. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit dem Deutschen Expressionismus in seinem kulturhistorischen Kontext.
Autorenporträt
Soika, AyaAya Soika ist Professorin für Kunstgeschichte am Bard College Berlin. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit dem Deutschen Expressionismus in seinem kulturhistorischen Kontext.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.10.2011

8410 Gramm Max Pechstein
„Was habe ich nicht alles an eigenen Arbeiten verloren“: Das Werkverzeichnis des expressionistischen Malers
Das Werk wiegt 8410 Gramm und hat, wie fast alle Kunstbücher, einen stolzen Preis. In Zeiten, als der Fälscher Wolfgang Beltracchi noch ein freier Mann und richtig flüssig war, hätte er dieses Buch aber wohl sofort gekauft: zwei Bände im Schmuckschuber, von kluger Hand gestaltet, das Werkverzeichnis der Ölgemälde Max Pechsteins. Er hätte es in seinem Haus in Südfrankreich ins Atelier gestellt, zu all den anderen Büchern und Ausstellungskatalogen, den Werkverzeichnissen und Biographien, derer er sich gern bediente. Nun wartet der Mann, der mit der fiktiven „Sammlung Werner Jägers“ den größten Kunstfälscherskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte zu verantworten hat, zusammen mit drei weiteren Angeklagten in Köln auf sein Urteil, das am Donnerstag gesprochen werden soll.
In seinem Geständnis sagte er, dass er sich über die Jahre auch „eine eigene recht umfangreiche Bibliothek angelegt“ hatte. Wie wichtig doch für den Fälscher „Kenntnisse als Kunsthistoriker“ seien, erzählte Beltracchi. Er sagte: „Man muss Experte für den Maler werden, den man malen will – möglichst ein noch besserer Experte als der, den es schon gibt.“
Die Kunsthistorikerin Aya Soika ist die Expertin für den Maler Max Pechstein. Es war die letzte Arbeitsphase vor der Endredaktion des Buches, als sie für die Ermittler des Berliner Landeskriminalamtes, Abteilung Kunstdelikte, im Frühsommer 2010 zu einer wichtigen Beraterin wurde. Es war die Zeit des Suchens und des Verdachts. Noch hatte der Fälscher kein Gesicht, aber dass er auch zwei Gemälde im Stile Max Pechsteins gemalt und auf den Kunstmarkt gebracht hatte, war sicher. Soika hatte die Bilder „Seine mit Brücke und Frachtkähnen“ und „Liegender weiblicher Akt mit Katze“ zusammen mit den Erben des Künstlers als Fälschungen identifiziert. In seinem Geständnis hat Beltracchi auch zu jedem der 14 angeklagten Bilder die Geschichte des Entstehens erzählt. Pechstein habe er eigentlich nicht gemocht, sagte er, aber beim „Liegenden Akt“, zum Beispiel, habe ihm das Sujet sehr gut gefallen. Das Ölgemälde galt als verschollen, prima Voraussetzung also, und so machte er sich ans Werk.
Verschollen. Auch in das Werk Max Pechsteins haben die Nationalsozialisten, hat der Krieg ungezählte Lücken gerissen. Leerstellen, die sich der Fälscher, wie auch im Falle Heinrich Campendonks, zunutze machte, indem er Verschollenes einfach neu erfand. Pechstein selbst schrieb im Januar 1946 an den befreundeten Schriftsteller Herbert Eulenburg: „Junge, Junge, was habe ich nicht alles an eigenen Arbeiten verloren. Ganze Jahrgänge sind verschwunden. Die wichtigsten Gemälde sowieso.“ In den fünfziger Jahren hat der Künstler den Verlust zu verarbeiten versucht, indem er verschollene Motive in Farben variierte, die fast poppig wirken, aufgeregt, und doch bleiben die Bilder ohne Kraft.
Auch durch dieses kaum bekannte Spätwerk des Malers kann man sich hindurchblättern in Aya Soikas akribisch recherchierter Forschungsarbeit, das gerade, dank der finanziellen Unterstützung der Pechstein-Erben, im Münchner Kunstbuchverlag Hirmer erschienen ist. Zum ersten Mal sind hier die 1242 dokumentierten Gemälde Pechsteins zusammengestellt, viele der Werke wurden noch nie abgebildet oder ausgestellt, sodass jetzt eine Gesamtschau vorliegt, die es möglich macht, das Werk des sächsischen Malers aus Zwickau im Kontext der Klassischen Moderne zu beurteilen.
Mit 24 Jahren, 1906 war das, kam Pechstein zur „Brücke“-Gruppe. 1912 schon verließ er sie wieder, ging im Krach mit seinen Kollegen. In der „Brücke“-Zeit, für die er berühmt und gefeiert ist, entstand aber nur ein Drittel seiner Gemälde. Überwältigend dagegen erscheint Pechsteins Produktivität in der Dekade nach 1917, als er zurückkam aus dem Ersten Weltkrieg und sich über seinen Galeristen Wolfgang Gurlitt neue Käuferkreise erschließen musste. 10 000 Mark hatte Gurlitt ihm 1914 für eine Südseereise auf die Palau-Inseln vorgeschossen, wo Pechstein, dem Beispiel Gauguins folgend, ein irdisches Paradies zu finden hoffte. Geld, das er nun wieder abarbeiten musste.
Betrachtet man die milden Landschaftsbilder der zwanziger und dreißiger Jahre, kann man fragen, warum Max Pechstein eigentlich zu den Künstlern gehörte, die 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ aus allen öffentlichen Museen verbannt wurden. Der Grund ist sicher im expressionistischen Frühwerk, in seinem politischen Engagement für die „Novembergruppe“ zu suchen, und nicht in den Fischerbildern aus Nidden an der Kurischen Nehrung.
Aya Soika hat für ihre Arbeit eher den historischen, nicht den stilkritischen Ansatz gewählt, der ihr „zu vage erscheint“, wie sie sagt. Und gerade das macht das Buch für den Laien kostbar, für den, der an Kunstgeschichte interessiert ist, sie aber nicht studiert haben muss, denn er kann stöbern und staunen, kann in historische Fotografien von Ateliers und Berliner Ausstellungsräumen eintauchen. Er findet nicht nur die Biographie des Künstlers, die sein Leben auf der Grundlage von Tausenden unveröffentlichten Briefen nachzeichnet, er findet auch die Dokumentation aller Ausstellungen zu Lebzeiten Pechsteins. Und das waren viele – ein Zeichen für die Umtriebigkeit dieses Mannes. Er findet eine Beschreibung der Lebens- und Reiseorte des Künstlers, auch dieses Kapitel ist reich an Fotografien. Über die Orte behandelt Soika auch die Motivanalyse. Was aber vor allem neu ist: Die Autorin hat ihrer Arbeit die Porträts der wichtigsten Sammler Max Pechsteins beigefügt.
Ein Beispiel für die Vernichtung einer der größten Sammlungen überhaupt ist die Sammlung des Berliner Versicherungsdirektors Hans Heymann, Bruder des Schriftstellers Walther Heymann. 1909 hatte er begonnen, Pechstein zu sammeln. Auch viele Werke aus der „Brücke“-Zeit waren unter den 41 Gemälden, die er besaß. 1936 emigrierte Heymann in die USA. Seine Frau Ella lagerte, bevor sie selber floh, die Gemälde und den Hausrat der Familie in einem Lagerhaus der Spedition Silberstein ein. Im Dezember 1941 wurde das Unternehmen „arisiert“ und Heymanns Besitz beschlagnahmt. Das Konvolut seiner 41 Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle sollte versteigert werden. Dann aber muss einem der Beamten aufgefallen sein, dass „entartete Gemälde“ innerhalb Deutschlands gar nicht verkauft werden durften. Also verhökerte man nur die Rahmen für 300 RM an einen Rahmenfabrikanten in Kreuzberg. Die Leinwände aber sollten, wegen der Knappheit des Materials, erhalten bleiben, „an bedürftige Studierende“ der Hochschule für Bildende Künste übergeben und die Malschicht vernichtet werden. Doch schließlich sandte man sie auf Bitten des Reichsleiters Alfred Rosenberg Anfang 1942 an dessen Einsatzstab. Was dann mit den Bildern geschah, ist eines der ungelösten Rätsel des Werkverzeichnisses, eine der Lücken. Keines der Gemälde ist je wieder aufgetaucht.
Es war übrigens Walther Rathenau, der für die Laufbahn des Künstlers insofern eine wichtige Rolle spielte, als dass er der erste Käufer eines Pechstein-Bildes war. Kurz nach Eröffnung der Berliner Secessions-Ausstellung, im April 1909, kaufte Rathenau, der später als deutscher Außenminister ermordet wurde, das Gemälde „Märzenschnee“ für 300 Mark. Mit diesem Geld konnte Pechstein seinen ersten Aufenthalt im Sommer 1909 in Nidden finanzieren. Gewiss wichtiger aber wird ihm der Kauf als Zeichen der „ersten großen Bestätigung im Rahmen des damaligen Berliner Kunstlebens“ gewesen sein, wie Soika schreibt.
Das Erstaunliche an diesem Buch ist, dass hier ein enzyklopädisch angelegtes Genre auf eine Weise erweitert wird, dass das Werkverzeichnis nun nicht nur Ansprüchen kunstwissenschaftlichen Arbeitens gerecht wird, sondern auch dem Interesse an der Provenienzforschung, die in den letzten zwanzig Jahren für Sammler, Kunsthändler und Kuratoren immer wichtiger geworden ist.
Wie wichtig es ist, den Wegen eines Bildes sorgfältig nachzugehen, hat nicht zuletzt der Skandal um die Bilder der „Sammlung Werner Jägers“ gezeigt. Eine Provenienz, die der Fälscher frei erfunden hatte. Wolfgang Beltracchi, der Max Pechstein gar nicht mochte. RENATE MEINHOF
AYA SOIKA: Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde. Band 1: 1905-1918, Band 2: 1919-1954. Hrsg. von der Max-Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft. Hirmer Verlag, München 2011. 1198 Seiten mit ca. 1600 Abbildungen. 398 Euro.
Auch die wichtigsten Sammler
werden hier porträtiert
Akt mit Heizsonne: Max Pechstein, wie er im Winter 1947 in Berlin Zeichnen unterrichtet. Das untere Bild zeigt den Künstler und seinen Sohn Mäki, der ihm 1933 für ein Porträt Modell sitzt. Fotos: Archiv Pechstein Hamburg
Das Bild „Seine-brücke mit kleinem Dampfer“ malte Pechstein 1908 in Paris. Hell sind die Farben, locker der Pinsel. Der Künstler knüpft an die frühen Seine-Bilder André Derains und Maurice de Vlamincks an. Der Fälscher Beltracchi hat sich, orientiert an einer Tuschzeichnung Pechsteins, auch an diesem Motiv versucht.
Abb.: Archiv Pechstein 
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Renate Meinhof feiert die zweibändige Werkausgabe mit Max Pechsteins Gemälden von Aya Soika als Ereignis, das nicht nur für Kunsthistoriker, sondern auch für den Kunstinteressierten ein großer Gewinn ist, wie sie findet. Soika gilt als die Expertin für Pechstein-Werke und wurde nicht zuletzt im jüngsten Prozess um zwei Pechsteinfälschungen von Wolfgang Beltracchi hinzugezogen, weiß die Rezensentin zu berichten. Ihr vor allem historisch begründeter Ansatz macht es möglich, dass sie im Werkverzeichnis intensiv auf die Biografie des Malers eingeht, seine zahlreichen Ausstellungen dokumentiert und die Orte seines Lebens und Schaffens beschreibt, stellt Meinhof erfreut fest. Dass die Autorin zudem die wichtigsten Sammler Pechsteins vorstellt und den verschlungenen Wegen ihrer Sammlungen nachgeht, macht die Bände auch für die immer wichtiger werdende Provenienzforschung zu einem nützlichen Nachschlagewerk, lobt die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Keiner, der sich mit dem deutschen Expressionismus befasst, kommt an diesem 1200-seitigen, mit exzellenten Abbildungen bestückten Katalog vorbei.«Handelsblatt