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1 Kundenbewertung

Niemand wurde zum Milliardär, Werbung gibt es nicht und doch gehört Wikipedia zu den Top 10 aller Websites. Die Enzyklopädie ist weltweit ein Synonym für Wissen - und sie konnte sich gegen Konkurrenten von Brockhaus bis Google durchsetzen. Ihre Entwicklung in Deutschland nahm auf ganz besondere Weise Fahrt auf.Wikipedia ist soziales Experiment, bedeutendes Instrument der Freiheit und gleichzeitig geschlossene Gesellschaft. Und Pavel Richter, Wikipedianer der ersten Stunde, der fünf Jahre in Berlin die Geschäfte hinter dem Wissensriesen führte, ist dessen Biograf. Er erzählt eine Geschichte…mehr

Produktbeschreibung
Niemand wurde zum Milliardär, Werbung gibt es nicht und doch gehört Wikipedia zu den Top 10 aller Websites. Die Enzyklopädie ist weltweit ein Synonym für Wissen - und sie konnte sich gegen Konkurrenten von Brockhaus bis Google durchsetzen. Ihre Entwicklung in Deutschland nahm auf ganz besondere Weise Fahrt auf.Wikipedia ist soziales Experiment, bedeutendes Instrument der Freiheit und gleichzeitig geschlossene Gesellschaft. Und Pavel Richter, Wikipedianer der ersten Stunde, der fünf Jahre in Berlin die Geschäfte hinter dem Wissensriesen führte, ist dessen Biograf. Er erzählt eine Geschichte voller faszinierender Begebenheiten und auch von einigen Skandalen, Fehlern, Fakes und legendären Editierkriegen. Wikipedia ist eines der spannendsten Kulturphänomene unserer Zeit. Hier kommt das Buch dazu.
Autorenporträt
Richter, PavelPavel Richter war u. a. im Risikomanagement internationaler Großbanken und Unternehmen tätig und arbeitet nun an der Schnittstelle zwischen Internet und Gemeinwohl. Fünf Jahre lang baute er Wikimedia Deutschland zum weltgrößten Wikimedia-Verein aus und legte damit einen der Grundsteine für den Erfolg von Wikipedia in Deutschland. In London und Berlin war er CEO der Open Knowledge Foundation, bevor er in die Geschäftsleitung des Bundesverbands Deutscher Stiftungen wechselte, wo er heute die Digitalstrategie des Verbandes verantwortet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2020

Gefeierte Ausnahme
Nach zwanzig Jahren: Pavel Richter gratuliert Wikipedia

Die Biographien der großen Internetpioniere sind oft mit der Finanzbranche verbunden. Das hat mit den hohen Studiengebühren an amerikanischen Universitäten zu tun, die verschuldete Absolventen in den lukrativen Investmentsektor locken. Auch Wikipedia-Gründer Jimmy Wales arbeitete dort eine Zeit, bis er genug Geld hatte, um sich einer größeren Idee zu widmen, die entschieden unkommerziell sein sollte. Heute ist Wikipedia die einzige große Website, die sich der Kommerzialisierung und Vermachtung des Internets erfolgreich widersetzt hat. Sie ist die gefeierte Ausnahme, sieht man einmal davon ab, dass sie auf der freiwilligen Selbstausbeutung ihrer Mitarbeiter beruht.

Richter nennt sein Buch zum zwanzigjährigen Bestehen des Internetlexikons "Biographie eines Weltwunders". Die Metapher soll den organischen Charakter des Projekts betonen, das nie ans Ende kommt, solange ihm die Autoren nicht ausgehen. Obwohl Jimmy Wales die Vorteile der dezentralen Architektur des Internets früh erkannte, war das nicht unbedingt wahrscheinlich. Es gehörte viel Willensstärke dazu, die Avancen der Werbewirtschaft auszuschlagen, und großes Vertrauen in den Kooperationsgeist der freiwilligen Mitarbeiter. Dass auf der Welt verstreute Menschen, die sich kaum oder gar nicht kennen, gemeinsam eine so große und langfristige Aufgabe angehen, ist wohl nur bei der nüchternen Form des Lexikons möglich. Dazu kam der mit dem Internet verbundene Aufstieg des eher ungeselligen Nerds.

Das von kommerziellen Unternehmen erfolglos imitierte Erfolgsprinzip des Lexikons liegt nach Richter darin, dass es seinen anonymen Autoren globalen Einfluss verschafft und zugleich ihren Narzissmus nicht fördert. Das Motto "Wissen ist Macht" hat man vielleicht zu oft gehört, um es zur eigentlichen Motivationsquelle zu erklären. Die lexikalische Welterschließung hat ihren eigenen Reiz, den die Verweisungsstruktur von Wikipedia verstärkt. Man stößt oft auf Dinge, die man nie im Sinn hatte. Ein Zerstreuungsmedium ist Wikipedia trotzdem nicht. Entgegen vielen Behauptungen ist es auch kein Medium der Aufklärung, sondern nur deren Basis. Es bildet Wissensstände ab, aber noch kein Urteilsvermögen aus. Welche Weltanschauungen daraus hervorgehen, ist offen.

Richter, der Unternehmensberater war, bevor er zu Wikipedia stieß, präsentiert eine ausgeruhte Erfolgsbilanz, die kritische Punkte nicht ausspart: wie das aggressive Arbeitsklima, den hohen Anteil an männlichen Autoren, den Einfluss von Lobbyisten und rufschädigende Fehlinformationen, die viel zu spät korrigiert wurden. Den ideologischen Schlachten, die in Wikipedia geschlagen werden, weicht er dagegen aus. Er beschränkt sich auf skurrile Beispielgeschichten, was das Buch etwas harmlos macht. Zu leicht macht es sich Richter, wenn er die Verantwortung für Fehler auf die anonyme Masse der Autoren abschiebt. "Wir alle" sind eben nicht Wikipedia.

Die deutsche Wikimedia-Stiftung, die Richter mehrere Jahre geleitet hat, ist heute der größte Zweig des Lexikons. Sie hat viel Pionierarbeit geleistet. Den Erfolg des Projekts führt Jimmy Wales im Vorwort auf die Mischung aus amerikanischem Optimismus und deutscher Genauigkeit zurück. Die Technikeuphorie der Wikipedianer wird man wohl dem amerikanischen Einfluss zuschreiben, der naturwissenschaftlich grundierte Aufklärungsoptimismus, die hohe Problemlösungsintelligenz und der wirtschaftsliberale Gründergeist kommen von beiden Seiten.

Es ist kein Zufall, dass Wales bei der Gründung von Wikipedia auf die einflussreiche Schrift "Die Anwendung des Wissens in der Gesellschaft" des neoliberalen Vordenkers Friedrich August von Hayek zurückgriff, nach der wir nur über ausschnitthafte Informationen über die Wirklichkeit verfügen, weshalb die Wirtschaft auf zentrale Lenkung verzichten solle. Die dezentrale Lenkung einer riesigen Gemeinschaft mit einer relativ kleinen Kerngruppe von hochfrequenten Autoren ist bis heute der Erfolgsfaktor des Lexikons. Richter weiß, dass Wikipedia heute nur noch eine Insel im von Staaten und Unternehmen beherrschten Netz ist. Ob das Medium, aus dem es hervorging, selbst der Aufklärung dient, ist heute nicht mehr so sicher.

THOMAS THIEL

Pavel Richter: "Die Wikipedia-Story". Biografie eines Weltwunders. Campus Verlag, Frankfurt am Main/ New York 2020. 232 S., br., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Thiel hat diese Wikipedia-Biografie zum zwanzigjährigen Bestehen der Plattform mit Interesse gelesen. Denn der ehemalige Leiter der deutschen Wikimedia-Stiftung, Pavel Richter, erklärt dem Kritiker nicht nur das Erfolgskonzept der Wikipedia - globaler Einfluss der AutorInnen ohne die Förderung von Narzissmus - sondern spart auch kritische Töne nicht aus. So liest Thiel hier von Lobbyisteneinfluss, aggressivem Arbeitsklima und zu hohem Männeranteil, vermisst allerdings deutliche Kritik an den ideologischen Kämpfen, die in der Wikipedia ausgetragen werden.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Best-of der unterhaltsamsten, skurrilsten und erschütterndsten Anekdoten der Wikipedia-Geschichte.« Leonhard Dobusch, netzpolitik.org, 04.12.2020»Wikipedia [ist] die einzige große Website" die sich der Kommerzialisierung und Vermachtung des Internets erfolgreich widersetzt hat. Sie ist die gefeierte Ausnahme [...]. Richter [...] präsentiert eine ausgeruhte Erfolgsbilanz, die kritische Punkte nicht ausspart.« Thomas Thiel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2020»Der frühere Geschäftsführer des deutschen Ablegers, Pavel Richter, erklärt in seinem Buch 'Die Wikipedia-Story', wie der Erfolg funktioniert. Aus der Sicht eines überzeugten Wikipedianers schildert er Entstehung und Alltag von der Seite - und kennt auch die Schattenseiten.« Christoph Kapalschinski, Handelsblatt, 08.01.2021»Pavel Richter, ein begeisterter Wikipedianer, der fünf Jahre in Berlin die Geschäfte hinter dem Wissensriesen führte, hat die Biografie dieses Projekts geschrieben, das auch ein großes soziales Experiment ist. Wikipedia ist kostenlos nutzbar, spendenfinanziert und auf den Idealismus seiner Zulieferer angewiesen. Dabei - und das könnte ein Problem werden - muss es sich nicht immer um Menschen handeln.« Ronald Meyer-Arlt, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 13.01.2021 »Ein kurzweilig geschriebenes Sachbuch, das besonders jenen Lesern gefallen dürfte, die sich gerne zum Schmökern hinreißen lassen und sich auf der Website von Artikel zu Artikel navigieren.« Katrin Hochberg, spektrum.de, 15.03.2021