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4 Kundenbewertungen

Dass es immer noch Orte gibt, die schwer zu erreichen sind, erscheint uns heute nicht mehr vorstellbar. Judith Schalansky aber hat sie gesammelt: fünfzig entlegene Inseln, die in jeder Hinsicht weit entfernt sind, entfernt vom Festland, von Menschen, von Flughäfen und Reisekatalogen. Aus historischen Begebenheiten und naturwissenschaftlichen Berichten spinnt die Autorin zu jeder Insel eine Prosaminiatur, absurd-abgründige Geschichten, wie sie nur die Wirklichkeit sich auszudenken vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo auskommen muss. Sie handeln von seltenen Tieren und…mehr

Produktbeschreibung
Dass es immer noch Orte gibt, die schwer zu erreichen sind, erscheint uns heute nicht mehr vorstellbar. Judith Schalansky aber hat sie gesammelt: fünfzig entlegene Inseln, die in jeder Hinsicht weit entfernt sind, entfernt vom Festland, von Menschen, von Flughäfen und Reisekatalogen. Aus historischen Begebenheiten
und naturwissenschaftlichen Berichten spinnt die Autorin zu jeder Insel eine Prosaminiatur, absurd-abgründige Geschichten, wie sie nur die Wirklichkeit sich auszudenken vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo auskommen muss. Sie handeln von seltenen Tieren und seltsamen Menschen - von gestrandeten Sklaven und einsamen Naturforschern, verirrten
Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwärtern, meuternden Matrosen und vergessenen Schiffbrüchigen, braven Sträflingen und strafversetzten Beamten, kurzum: von freiwilligen und unfreiwilligen Robinsons.
Nicht zuletzt fasziniert dieser außergewöhnliche Atlas durch seine aufwendige und besonders schöne Gestaltung. Kunstvoll illustriert und durchgehend in fünf Sonderfarben gedruckt, zeigt er nach Ozeanen geordnet alle Inseln im jeweils identischen Maßstab. Damit entführt uns Judith Schalansky zu fünfzig entlegenen
Orten - von Tristan da Cunha bis zum Clipperton-Atoll, von der
Weihnachts- bis zur Osterinsel - und beweist, dass die abenteuerlichsten Reisen immer noch im Kopf stattfinden: mit dem Finger auf der Landkarte.
Autorenporträt
Schalansky, Judith§Judith Schalansky, geboren 1980 in Greifswald, studierteKunstgeschichte und Kommunikationsdesign, lebt heuteals freie Autorin und Gestalterin in Berlin und lehrt inPotsdam Typografische Grundlagen. 2006 veröffentlichtesie ihr typografisches Kompendium Fraktur mon Amour,das mit mehreren Designpreisen ausgezeichnet wurde.Ihr vielbeachtetes literarisches Debüt "Blau steht dir nicht"erschien 2008 bei mare. Judith Schalansky war Stipendiatin in der Villa Aurora in Los Angeles.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2009

Das Paradies ist ein Eiland, die Hölle auch
Judith Schalansky führt mit ihrem „Atlas der abgelegenen Inseln” an Orte, an denen sie nicht war und nicht sein mag, an die man ihr jedoch unbedingt folgen möchte Von Jochen Temsch
Was ist das bloß für ein seltsames Reisebuch? „Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde”, heißt es im Untertitel. Da könnte man ja auch einen Restaurantführer schreiben nach dem Motto „Die zehn besten Italiener, bei denen ich nie gegessen habe”. Der „Atlas der abgelegenen Inseln” mit Lageplänen, topographischen Zeichnungen, Anekdoten und Landschaftsbeschreibungen landet erst einmal auf einem abgelegenen Schreibtisch-Stapel. Aber da bleibt er nicht lange liegen.
Den Halbleinenband mit seiner orangefarbenen Schnittverzierung nimmt man schon wegen seiner aufwendig schönen Gestaltung gerne in die Hand. Natürlich interessiert es einen dann doch, was eine Autorin über Inseln schreiben kann, auf denen sie nicht war. Und schon hat man als neugieriger Leser Judith Schalanskys Arbeitsthese bestätigt: Inseln mögen von Wasser eingeschlossene Landmassen sein, wie die trockene Definition des Lexikons lautet, vor allem aber sind sie Orte der Vorstellung und Projektion – also von Natur aus spannend.
Durch ihre schwere Erreichbarkeit sind abgelegene Eilande wie geschaffen für Phantastereien. Die auf ihnen herrschende Realität lässt sich nicht so einfach überprüfen, auch wenn Abgelegenheit immer ein vom eigenen Standpunkt abhängiger, sprich ein aus Festlandperspektive zugeschriebener Zustand ist, wie die Autorin ausführt. Die Einwohner der Osterinsel zum Beispiel nennen ihre Heimat Te Pito O Te Henua, Nabel der Welt. Auf einer Kugel, wie die Erde eine ist, gibt es kein Ende der Welt. Doch schon für Kinder sind Inseln sagenhaft entfernte Orte, an die sie sich etwa an der Seite von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer hinträumen.
Erwachsene halten selbst dann noch an ihrer Imagination von den wunderbaren, unberührten Flecken im endlosen Blau fest, wenn es ganz schrecklich wird. „Tod im Paradies” titelten die Zeitungen kürzlich über den Tsunami in Samoa – als gebe es in diesem Inselstaat bis auf Naturkatastrophen keine Probleme, keinen sozialen Druck durch alles und jeden kontrollierende Clanchefs, keine Armut, die die Menschen auswandern lässt, zumindest in den amerikanischen Teil des Archipels, der dem Garten Eden in etwa so sehr gleicht wie eine gigantische Thunfischfabrik. Schalansky schreibt: „Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch.”
Wer das Paradies entdecken will, rutscht am besten mit dem Finger über Weltkarten, der unternimmt eine Kopfreise über papierne Ozeane, zu gezeichneten Flächen, deren Schönheiten und Geheimnisse so unaussprechlich erscheinen wie ihre Namen selbst: Semisopochnoi, Pukapuka, Revillagigedo. Der liest schaudernd über Dornenwälder, Eiswüsten und angriffslustige Pinguine, über Schiffbrüchige und tödliche Langeweile – und freut sich über das Sofa, auf dem er dabei sitzt. Der von Judith Schalansky geschriebene, illustrierte und gestaltete Atlas ist ein hinreißendes Bekenntnis zu dieser Art von armchair travelling.
Für sie, die 1980 in Greifswald in der damaligen DDR Geborene, boten Atlanten zunächst einen Ersatz für die Orte, die man sowieso nicht besuchen konnte. Aber nicht die hüben wie drüben ideologisch gedachten politischen Karten faszinierten sie, Karten, „in denen die Länder wie bunte Handtücher auf dem blauen Meer liegen”, wie sie schreibt, und die kaum mehr aussagen als „wer welche Farbflecken vorübergehend verwaltet”. Vielmehr interessierten sie die topographischen Karten, die zur zeichenhaften Beschreibung der Erdoberfläche mit ihren Küsten, Gebirgen, Wäldern, Tälern und Meerestiefen dienen – eine „Kunst zwischen ungehörig vereinfachender Abstraktion und ästhetischer Weltaneignung”. Dass die Punkte, Linien und Flächen bei aller auf Messungen basierenden Objektivität kein Abbild der Wirklichkeit liefern, sondern Verallgemeinerungen und Interpretationen, ändert nichts an ihrer Anziehungskraft.
Judith Schalansky, die als freie Autorin und Gestalterin in Berlin lebt und in Potsdam Typographische Grundlagen lehrt, hat mit dem Atlas eine Darstellungsform gefunden, die ihre bisherigen Sujets auf ideale Weise zusammenbringt. Vor drei Jahren veröffentlichte sie mit „Fraktur mon Amour” eine Liebeserklärung an den alten, gebrochenen Schrifttyp. Im vergangenen Jahr folgte ihr Romandebüt „Blau steht dir nicht”, in dem es um Sehnsucht nach fernen Ländern geht. Mit dem „Atlas der abgelegenen Inseln” hat Schalansky nun das Gestalterische wie das Fernweh zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Wobei das Weh, das diese Ferne bereitet, im krassen Widerspruch zur Schönheit und Ästhetik der Inselreliefs steht.
Die verästelten Wasseradern, fein schraffierten Berge und puderzuckrig weiß gepunkteten Lagunen im Maßstab 1:125 000 möchte man sofort in natura sehen. Doch dann würde es einem wahrscheinlich ergehen wie dem Berliner Zahnarzt Friedrich Ritter, dessen Gesellschaftsutopie in den 1930er Jahren auf Floreana im Galapagos-Archipel an Streit und Tod zerbrach. Man würde verhungern wie die in den Weltkriegswirren vergessenen Menschen des Clipperton-Atolls. Oder wochenlang wie einst französische Wissenschaftler zur öden pazifischen Campbell-Insel segeln, um zu beobachten, wie sich die Venus vor die Sonne schiebt. Ein Jahrhundertereignis – und dann wäre eine Wolke davor.
„Die Sehnsucht wird immer groß sein, größer als die Befriedigung durch das Erreichen des Ersehnten”, schreibt Judith Schalansky. Die Kartographie als Befeuerin dieser Sehnsucht solle endlich zu den poetischen Gattungen und der Atlas zur schönen Literatur gezählt werden, fordert sie. Nach der Lektüre ihres Bandes kann man ihr nur zustimmen.
Judith Schalansky
Atlas der abgelegenen Inseln
Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde. Mareverlag, Hamburg 2009. 144 Seiten, 34 Euro.
Das Weh, das die Ferne bereitet, steht im Widerspruch zur Schönheit der Inselreliefs
Die Campbell-Insel – in der Realität eine Enttäuschung. Abbildung: Mare/Schalansky
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

So abseitig das Thema dem Rezensenten zunächst vorkam: Die hervorstechende Gestaltung und die aufregenden Kartografien und Illustrationen haben Jochen Temsch einen kurzweiligen Nachmittag in bester "armchair travelling"-Manier auf dem Sofa bereitet. Daher kann er das von der 1980 geborenen Typografin und Autorin entworfene Buch, aus dem in erster Linie die Sehnsucht und das Fernweh sprechen, als "hinreißendes Bekenntnis" zum Reisen als Trockenübung auch nur in den höchsten Tönen loben und preisen. Die Darstellungen topografischer Karten, die die Beschaffenheit der Erdoberfläche beschreiben, bergen auch eine ästhetische Dimension und Wahrnehmung, deren Schönheit oder Schrecken man wie Gedichte dechiffrieren kann und die als Orte der Imagination überhaupt dazu angetan sind, unserer Fantasie zu befeuern: "Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch", zitiert Temsch die Autorin.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Judith Schalansky lädt uns ein, mit dem Finger auf der Landkarte die abenteuerlichsten Reisen im Kopf anzutreten.«
Lufthansa Magazins Woman's World (ET 15.9.)

»ein Gesamtkunstwerk«
Deutschlandradio, 17.9.2009

»Ein wunderschönes Buch, auch zum Sichselberschenken«
Ostsee-Zeitung, 16.9.2009

»Judith Schalansky, die nicht nur ein Faible für Inseln, sondern auch für schöne Kartendarstellungen hat, beschreibt die Inseln ungemein spannend.«
HR-Online

»eine poetische Kostbarkeit«
Wienerin, Oktober 2009

»Die wunderbarste Buch-Idee dieses Herbstes.«
Kurier (Wien), 8.10.2009

»50 entlegene Inseln hat Judith Schalansky aus dem Irgendwo der Weltmeere gefischt und in ihrem Atlas versammelt.«
GEO Oktober 2009

»Die junge Berliner Autorin erzählt in diesem wunderschön gemachten Buch zu jedem Eiland eine herzzerreißende Geschichte von seltenen Tieren und seltsamen Menschen.«
20 minuten, 6.10.2009

»Auf den ersten Blick als knappe enzyklopädische Beschreibung getarnt, entpuppen sie sich rasch als raffinierte Miniaturen, in denen die verschiedensten literarischen Genres von der lyrischen Skizze bis zum Melodram gespielt werden.«
»Aus dem faszinierenden Satzbau entsteht ein unwiderstehlicher Insel-Sound.«
»Eigentlich ist dieser Atlas der abgelegenen Inseln ein Atlas menschlicher Seelenlandschaften.«
LesArt, Herbst 2009

»Judith Schalansky führt mit ihrem Atlas der abgelegenen Inseln an Orte, an denen sie nicht war und nicht sein mag, an die man ihr jedoch unbedingt folgen möchte.«
»Den Halbleinenband mit seiner orangefarbenen Schnittverzierung nimmt man schon wegen seiner aufwendig schönen Gestaltung gerne in die Hand.«
»Die Kartographie als Befeuerung dieser Sehnsucht sollte endlich zu den poetischen Gattungen und der Atlas zur schönen Literatur gezählt werden, fordert sie. Nach der Lektüre ihres Bandes kann man ihr nur zustimmen.«
Süddeutsche Zeitung, 13.10.2009

»Zärtlich gleiten die Finger über die Landkarten; der Blick verliert sich in der Schönheit filigraner Linien, Punkte und Buchstaben. Wir riechen das Meer, hören Brandung und Möwen, sehen Eisberge und Felsen. Und unter den Füßen spüren wir feinen Sand. Wer das wohl bezauberndste Buch dieses Herbstes aufschlägt, dürfte wie einst Robinson Crusoe der Welt für eine Weile abhanden kommen.«
Die Zeit, 22.10.2009

»Ein schönes Buch. Es gehört sicher zu den schönsten dieses Herbstes. Nicht nur, weil es schön geschrieben ist. Es ist auch schön gemacht.«
Frankfurter Rundschau, 22.10.2009

»Sich weit fort träumen und dem ästhetischen Sog des Bandes erliegen ist nur der erste Leseschritt; im zweiten zeigt sich, wie strapaziös ein Dasein als Robinson tatsächlich wäre. Dass Judith Schalansky dennoch der Sehnsucht ihr Recht lässt, ist das eigentlich Meisterhafte an diesem hintersinnigen Buchkunstwerk.«
Kulturspiegel, 26.10.2009
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