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"Dennoch schauen, schauen / Schauen sagte sie, weißt du / wie eine Narbe am Baum". Sie schauen uns an, die Metalle, Monster, Seen, Bäume und Narben in den Gedichten von Ágnes Nemes Nagy, die im Januar 2022 einhundert Jahre alt geworden wäre. Franz Fühmann nannte die ungarische Dichterin eine "Königin der magyarischen Poesie" und forderte bei der ersten deutschsprachigen Ausgabe ihrer Gedichte: "Die Buchhandlungen und Bibliotheken sollten flaggen, mit Bannern und Wimpeln und Standarten, in den Traumfarben der Poesie." Blickt man auf das Gesamtwerk, so zeigt sich darin eine ganze Kosmologie von…mehr

Produktbeschreibung
"Dennoch schauen, schauen / Schauen sagte sie, weißt du / wie eine Narbe am Baum". Sie schauen uns an, die Metalle, Monster, Seen, Bäume und Narben in den Gedichten von Ágnes Nemes Nagy, die im Januar 2022 einhundert Jahre alt geworden wäre. Franz Fühmann nannte die ungarische Dichterin eine "Königin der magyarischen Poesie" und forderte bei der ersten deutschsprachigen Ausgabe ihrer Gedichte: "Die Buchhandlungen und Bibliotheken sollten flaggen, mit Bannern und Wimpeln und Standarten, in den Traumfarben der Poesie." Blickt man auf das Gesamtwerk, so zeigt sich darin eine ganze Kosmologie von Sprechweisen. Organische und anorganische Objekte werden zu Akteuren. Das lyrische Ich dieser Texte ist nicht Deutungszentrum, sondern schmerzempfindliche Membran, "Erinnerung der Erde", zufälliger Kreuzungspunkt, Echo oder Spiegelreflexion. Viele dieser Gedichte lesen sich wie Lehrstücke zum Verlernen der abendländischen Subjektivität, wie Anleitungen hin zu einem anderen Blick, einem Blickvom Anderen, Nicht-Menschlichen aus.
Autorenporträt
Ágnes Nemes Nagy studierte an der Péter-Pázmány-Universität Ungarisch, Latein und Kunstgeschichte und machte 1944 das Lehrerexamen. Sie heiratete 1944 den Literaten Balázs Lengyel. Während des Holocaust war sie gemeinsam mit Lengyels Mutter und Geschwistern an der Rettung von zwei Jüdinnen beteiligt.[1] Gedenktafel in der Királyhágó utca Grab auf dem Farkasréti temeto Nach Kriegsende schlossen sie und Lengyel sich der Intellektuellenbewegung um die Literaturzeitschrift Újhold ("Neumond") an, in der Iván Mándy und János Pilinszky den Ton angaben. Nemes Nagy hatte erste Publikationen ihrer Gedichte und erhielt 1948 ein Rom-Stipendium. Nach der kommunistischen Machtübernahme wurde es ihr ab 1949 verboten zu publizieren. Sie widerstand den Zwängen, im Stil des Sozialistischen Realismus zu schreiben. In der stalinistischen Zeit lebte sie zum Teil mit Stipendien in Rom und Paris, zum Teil arbeitete sie als Lehrerin. Nach der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes 1956 kam es zu einer sehr allmählichen Liberalisierung. 1958 kam es zur Scheidung von Balázs Lengyel, dem sie jedoch zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Sie übersetzte Lyrik und Dramen von Jean Racine, Molière und Victor Hugo aus dem Französischen ins Ungarische und aus dem Deutschen Rainer Maria Rilke, Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt, sowie auch Kinderbücher mit Illustrationen von Fritz Baumgarten. Sie schrieb in gebundener und freier Metrik und Reim. Sie wird als die bedeutendste Lyrikerin Ungarns im 20. Jahrhundert bezeichnet. Als ihr bedeutendstes Werk gilt der Gedichtzyklus Ekhnaton jegyzeteibol (Aus den Aufzeichnungen des Echnaton). Auch als Essayistin leistete sie Bedeutsames. Nemes Nagy erhielt den 1948 den Baumgarten-Preis, 1969 den Attila-József-Preis und 1983 den Kossuth-Preis. Sie wurde 1997 als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.[2] Ein Asteroid wurde 2021 nach ihr benannt: (474440) Nemesnagyágnes.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Dass die 1991 verstorbene ungarische Dichterin Ágnes Nemes Nagy einmal als "Königin der magyarischen Poesie" bezeichnet wurde, kann Rezensent Tom Schulz sehr gut nachvollziehen. Diese neue Edition ihrer Lyrik enthält erstmals auch Arbeiten aus dem Spätwerk der Dichterin, freut sich der Kritiker. Er bewundert ihre Poesie der "subtilen Beunruhigung und hellsichtigen Klarheit", die sich auch - Nemes Nagy erlebte das sozialistische Ungarn der fünfziger und sechziger Jahre - gegen Unterdrückung und Inhumanität wendet. Die gekonnte Übersetzung von Christian Filips und Orsola Kalász ermöglicht den deutschen Lesern die Lektüre dieses "substanziellen Werks", von dem sich auch heutige Autoren noch etwas abschauen können, ist sich Schulz sicher.

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