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Als er nach neun Jahren seine erste Liebe wiedersieht, erhält Gonzalo eine zweite Chance. Und mit ihr eine Aufgabe: Vater sein. Denn während er sich in all der Zeit mit Haut und Haaren der Poesie verschrieb, bekam Carla einen Sohn. Der ist jetzt sechs, liebt Katzenfutter und wirkt mindestens genauso überrumpelt. Nicht nur deshalb will Gonzalo es besser machen als all die nichtsnutzigen Männer aus seiner Familie, sondern auch um seinem eigenen Scheitern endlich etwas entgegenzusetzen. Doch trotz allem bleibt er immer nur fast ein Vater. Und als er mit seiner Poesie eine zweite Chance erhält,…mehr

Produktbeschreibung
Als er nach neun Jahren seine erste Liebe wiedersieht, erhält Gonzalo eine zweite Chance. Und mit ihr eine Aufgabe: Vater sein. Denn während er sich in all der Zeit mit Haut und Haaren der Poesie verschrieb, bekam Carla einen Sohn. Der ist jetzt sechs, liebt Katzenfutter und wirkt mindestens genauso überrumpelt. Nicht nur deshalb will Gonzalo es besser machen als all die nichtsnutzigen Männer aus seiner Familie, sondern auch um seinem eigenen Scheitern endlich etwas entgegenzusetzen. Doch trotz allem bleibt er immer nur fast ein Vater. Und als er mit seiner Poesie eine zweite Chance erhält, scheint nichts naheliegender als der Verrat an sich und seinen Idealen.

Ein Roman über das Gewicht der Liebe, über Vaterschaft und die tragischen, die komischen Befreiungskämpfe eines Mannes, der etwas anderes erwartet hat. Alejandro Zambra ist der große Virtuose der lateinamerikanischen Literatur, Fast ein Vater sein unbestrittenes Meisterwerk.
Autorenporträt
Alejandro Zambra, geboren 1975 in Santiago de Chile, gilt als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Autoren seiner Generation. Der promovierte Hispanist leitet den Studiengang Editionswissenschaft an der Universität Diego Portales in Santiago und arbeitet als Kritiker für namhafte Tageszeitungen, darunter das chilenische El Mercurio und das spanische El País. Seine Romane, Erzählungen und Gedichte erscheinen in über zwanzig Ländern und erhielten zahlreiche nationale und internationale Preise. Sein Romandebüt Bonsai verhalf Zambra zum Durchbruch. Unter der Regie von Christián Jiménez wurde es für die Leinwand adaptiert und 2011 in Cannes uraufgeführt. Susanne Lange, geboren 1964 in Berlin, studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 1992 ist sie als freiberufliche Übersetzerin spanischsprachiger Literatur tätig. Susanne Lange lebt in München und bei Barcelona.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.08.2021

Künstliche
Reißer
„Fast ein Vater“, Alejandro Zambra
typologisiert chilenische Dichter
Im Original heißt dieses Buch „Poeta chileno“, chilenischer Dichter, und Alejandro Zambra versucht darin in Form eines Romans typologisch aufzuzeichnen, wie man ein chilenischer Dichter wird. Als ob man das so pauschal könnte. Dass er sich dabei auf Männer kapriziert, soll nicht ausschließen, dass Chiles erste Literatur-Nobelpreisträgerin die Dichterin Gabriela Mistral war. Größere Bedeutung, wenn man sich an Zambras Buch hält, haben zwei andere Fixpunkte chilenischen Schreibens: die Loslösung von Pablo Neruda, dessen Ruhm und Größe wohl kaum jemand überstrahlen kann, und die Nähe zu Roberto Bolaño. Modell eins: der Epigone.
Zambras erster Held Gonzalo kopiert chilenische Lyriker, bevorzugt Gonzalo Millán, einen Vertreter der sogenannten 60er-Generation Chiles, von denen im deutschsprachigen Raum etwa Ariel Dorfman und vor allem Antonio Skármeta bekannt sind. In Milláns Wikipedia-Biografie ist es regelrecht ein Punkt, dass er einmal Bolaño begegnet sei. Zambras Epigone nun trifft als knapp Dreißigjähriger seine Jugendfreundin Carla wieder, mit der er in Mamas Wohnzimmer auf dem Sofa unter einer Decke heftig gefummelt hatte, die aber, als Angehörige einer wohlhabenderen Schicht von Santiago de Chile, einen anderen Weg genommen hat als er, der Literatur studierte.
Ihre Zuneigung flammt neu auf, weniger als romantische Liebe, sondern als intensive sexuelle Beziehung. Carla hat einen Sohn, Vicente, ist aber geschieden. Es könnte sich nun, analog zum deutschen Titel, die Geschichte der Freundschaft zwischen einem Mann und einem Jungen ergeben, die einer Kameradschaft, eines gelungenen Lebens.
Allerdings stellt Zambra diesen Gonzalo dar als einen, der mit seinen Imitaten billige Erfolge feiert und in seinen Gesten den Klischees US-amerikanischer Seriendarsteller gleicht. Auf die Dauer schafft es Gonzalo, Dozent zu werden und staatliche Fördermittel einzuheimsen. Darin ist er keine chilenische Besonderheit. Carla setzt ihn nach ein paar Jahren vor die Tür, ihr Sohn ist inzwischen ein Teenager und der Roman bei der Hälfte.
Vicente steht für Zambras zweites Dichtermodell: der sensible Mensch, der mit Worten zu ordnen versucht, was das Leben ihm präsentiert. Er hat an Gonzalo gesehen, dass Lyrik etwas bedeuten kann. „Vicente denkt, dass die Dichter, nicht die Erzähler, bei jeder Erfahrung absolut jede Einzelheit einfangen müssen, aber nicht, um sie zu erzählen, nicht, um sie in einer Geschichte hinauszuposaunen, sondern um sie ihrem Empfindungsvermögen, ihrem Blick gewissermaßen einzuschreiben: um sie, in einem Wort, zu erleben.“ Auch das ist nicht spezifisch chilenisch.
Die Handlung dieses zweiten Romanteils ist die Geschichte von Vicente und Pru, einer jungen Journalistin aus New York. Es wird die Erzählung einer verpassten Liebe, beide trauen sich nicht zueinander – sie, weil sie sich für zu alt hält, er, weil er als 18-Jähriger schüchtern ist. Schon bei der ersten Begegnung entspinnt sich ein Dialog von vorsichtiger Annäherung und wachsender Sympathie. Aber Zambra zerstört diese zarte Liebesgeschichte, indem er auch diese Figuren abwertet. Pru ist nur da, weil sie gewettet hat, dass sie irgendeinen Artikel über Chile schreiben könne, und ist erst mal ans falsche Ende des Landes gereist, „ein recht wirrer Bericht, doch das spielte keine Rolle, denn ihr Gegenüber verstand sie nicht.“ Und dann kommt, was diesem Autor durch das ganze Buch hindurch offenbar vorrangig ist: Sie „vögeln“. Leider wirkt der Sex mechanisch, wo es manifest pornografisch wird, ist Zambras Vokabular auffällig arm. Die Übersetzerin tut einem leid.
Alejandro Zambra benötigt die Figur der Pru für seine Typologie chilenischer Dichter, weil sie später über deren Szene das schreiben wird, was Zambra seinerseits darüber mitteilen möchte. Eine Aufzählung, teilweise unterhaltsam und spitzzüngig, die an sich schon ganz witzig wäre. Aber Zambra wollte offenbar ein dickes Buch schreiben und hat darum alle möglichen zusammenhanglosen Episoden da hineingeräumt, was der Geschichte ihr Tempo raubt.
Manche Einfälle und Anekdoten sind einigermaßen skurril, andere irritierend: wie Vicente auf ein künstliches Gebiss für seine Katze spart, oder wie Pru das Opfer eines psychopathischen Geschwisterpaars wird. Dazwischen stehen amüsante Dichterporträts oder Anekdoten wie die von dem etablierten Publizisten, der Prus Besuch beim greisen legendären Nicanor Parra vermittelt, von diesem aber zum Einkaufen geschickt wird, weil seine Gegenwart den alten Dichter und „Antipoeten“ stört. Schöne Facetten zeigt dieses literarische Kaleidoskop also allemal.
RUDOLF VON BITTER
Er zerstört noch die zarteste
Liebesgeschichte, indem
er seine Figuren abwertet
Alejandro Zambra: Fast ein Vater. Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Suhrkamp, Berlin 2021. 460 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensentin Eva-Christina Meier lernt mit Alejandro Zambras neuem Roman die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse Chiles und die Bedeutung der chilenischen Literatur besser kennen. Wie der Autor anhand einer Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, die der Text über Jahrzehnte begleitet, die Wende Chiles hin zur Demokratie und seine Umarmung des Neoliberalismus thematisiert, in genauen Beschreibungen der gesellschaftlichen Spannungen, aber auch mit Humor, findet Meier überzeugend. Indem Zambra eine seiner Hauptfiguren als angehenden Dichter entwirft, vermittelt er dem Leser zugleich die Literatur seines Landes, so Meier.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Zambra schafft eine kleine chilenische Literaturgeschichte, humorvoll eingebettet in einen Roman über modernes Familienleben.« Stella Jaeger Berliner Zeitung 20211031