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Goethe für Kinder? Kein Problem, wenn man für die Sprache des Dichters die richtigen Bilder findet. In seinen berühmten Gedichten "Meeres Stille" und "Glückliche Fahrt" erzählt Goethe von den beiden Gesichtern des Meeres. Manchmal ist das Wasser still und glatt und bringt den Seemann zum Verzweifeln. Ein anderes Mal, wenn Wind aufkommt, trägt es ihn so weit er will.
Peter Schössow hat Goethes Worte wunderbar in Bilder übersetzt, die jedes Kind verstehen kann.

Produktbeschreibung
Goethe für Kinder? Kein Problem, wenn man für die Sprache des Dichters die richtigen Bilder findet. In seinen berühmten Gedichten "Meeres Stille" und "Glückliche Fahrt" erzählt Goethe von den beiden Gesichtern des Meeres. Manchmal ist das Wasser still und glatt und bringt den Seemann zum Verzweifeln. Ein anderes Mal, wenn Wind aufkommt, trägt es ihn so weit er will.

Peter Schössow hat Goethes Worte wunderbar in Bilder übersetzt, die jedes Kind verstehen kann.
Autorenporträt
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und starb am 22. März 1832 in Weimar. Sein Werk umfasst sämtliche literarischen Gattungen, dazu autobiographische Schriften und naturwissenschaftliche Studien. Goethe stand in Verbindung zu allen geistigen Größen seiner Zeit, und seine Wirkung auf die Literatur ist bis heute ungebrochen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Wie viele Farben hat die Flaute, Herr von Goethe?
Peter Schössow nimmt den Dichter mit aufs weite Meer

Am Anfang können wir die Stille sehen: "Meeres Stille", hebt auch der Text an, aber das brauchen wir gar nicht, denn neben den zwei Worten sitzt ein kleiner Junge in seinem Boot. Von der Rahe hängt das Segel schlapp herunter, und der Kahn dümpelt auf einer unbewegt grünen Fläche, deren Grenzen sich in einem fast schmerzend gleißenden Weiß verlieren. Eine Doppelseite füllt dieses Bild, doch ihre beiden Hälften erzählen auf ganz verschiedene Weise dasselbe: Rechts steht das Schiff, und links steht "Meeres Stille".

Das ist die Überschrift eines Goethe-Gedichts, und dieses Gedicht wiederum ist die eine Hälfte eines Unikums, nämlich des 1796 veröffentlichen Dichtungspaars "Meeres Stille" und "Glückliche Fahrt". Was das eine beschwört, muß das andere missen. Kurz aber sind sie beide: acht Zeilen die "Stille", deren zehn hat die "Fahrt". Das erste ist klassisch gebaut, und die Monotonie des Reimschemas spiegelt die Ausweglosigkeit: "Tiefe Stille herrscht im Wasser, / Ohne Regung liegt das Meer. / Und bekümmert sieht der Schiffer / Glatte Fläche ringsumher. / Keine Luft von keiner Seite! / Todesstille fürchterlich! / In der ungeheuren Weite / Reget keine Welle sich." Und so umkreisen wir das Boot auf fünf Doppelseiten; niemals weicht der Dunst, und nichts bricht in die vollkommen visualisierte Stille ein.

Dann konzentriert sich auf einer textfreien Doppelseite die gleißende Helligkeit zur verschwommen den Dunst durchbrechenden Sonne, und sechs Möwen, als einzige Elemente dieses Bildes mit scharfen Konturen versehen, ziehen über den graugrünen Himmel. Und eine Seite weiter weicht das Grün dem Blau, das Segel füllt sich mit Wind, und links steht der Titel des zweiten Gedichts: "Glückliche Fahrt". Goethe hat in der unmittelbaren Entgegensetzung beider Poeme eine rhetorische Meisterleistung vollbracht; dem elegischen Ton der "Meeres Stille" folgt ein atemloses Crescendo, ungereimt und knapp: "Die Nebel zerreißen, / Der Himmel ist helle. / Und Äolus löset / Das ängstliche Band. / Es säuseln die Winde, / Es rührt sich der Schiffer. / Geschwinde! Geschwinde! / Es teilt sich die Welle. / Es naht sich die Ferne; / Schon seh ich das Land." Und wieder umkreisen wir das nun immer mehr Fahrt aufnehmende Boot, fallen hinter ihm zurück, sehen die Gischt spritzen und sich den Horizont herausbilden - bis zu den letzten beiden Zeilen auf einmal eine Küstenlinie das Meer begrenzt und am Strand ein kleiner Hund auf das anlandende Boot zuspringt.

Peter Schössow hat diese schlichten und doch so formidabel komponierten Bilder zu Goethes Gedichten gemalt, und hätte er sich auf diese Illustrationen beschränkt, es wäre auch schon ein zauberhaftes Kinderbuch geworden, denn durch die Beschränkung auf nur zwei Zeilen pro Bild erhält die Dichtung einen neuen Rhythmus, das Epische im Miniaturtext wird deutlich. Doch Schössow geht weiter - und das muß man buchstäblich verstehen. Nach Goethes Verstummen zeichnet er noch zwei weitere Doppelseiten, ohne jeden Text, die einfach nur zeigen, wie der kleine Junge aus dem Boot steigt und sich mit seinem Hund am Strand in die Sonne legt. Und es ist, als hörte man Goethe weiterdichten, als spürte man, wie der Wind noch weiter auffrischt, bis jene steife Brise erreicht ist, die die Ohren des Hundes und die Troddel der Wollmütze des Jungen so waagrecht hinter deren Köpfe treiben, wie es auf der letzten Doppelseite zu sehen ist - bis schließlich auf einer allerletzten Seite die Sonne wieder im Glast zu verschwimmen beginnt und man zurückkönnte an den Anfang dieses Buches, um in der schlichtesten Schönheit, die deutsche Sprache für das Meer gefunden hat, und in der schönsten Schlichtheit, die deutsche Malerei für Dichtung gefunden hat, neu mit der Lektüre zu beginnen, um immer wieder den Wind auffrischen zu spüren, die Schreie der Möwen zu hören, das Salz in der Luft zu riechen, die Gischt auf der Zunge zu schmecken - und hinzusehen. Immer wieder nur hinzusehen.

ANDREAS PLATTHAUS.

Johann Wolfgang von Goethe, Peter Schössow: "Meeres Stille und Glückliche Fahrt". Hanser Verlag, München 2004. 32 S., geb., 12,90 [Euro].

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"Es ist, als hörte man Goethe weiterdichten, als spürte man, wie der Wind noch weiter auffrischt, bis schließlich auf einer allerletzten Seite die Sonne wieder im Glast zu verschwimmen beginnt und man zurückkönnte an den Anfang dieses Buches, um in der schlichtesten Schönheit, die deutsche Sprache für das Meer gefunden hat, und in der schönsten Schlichtheit, die deutsche Malerie für Dichtung gefunden hat, neu mit der Lektuüre zu beginnen, um immer wieder den Wind auffrischen zu spüren und hinzusenhen. Immer wieder nur hinzusehen."
Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.04

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Dieses Bilderbuch, das dem derzeitigen Trend eines Literaturkanons für Kinder folgt, illustriert mit "leicht karikaturhaften Darstellungen" zwei Goethe-Gedichte, berichtet Jens Thiele. Die sich kaum verändernden Bilder zur poetischen Momentaufnahme "Meeres-Stille", die jeweils nur ein Boot mit einem Jungen, der übers Meer blickt, zeigen, haben es unserem Rezensenten dabei besonders angetan: Peter Schössow gelinge es, unsere "Erwartungen an Action und Spannung zu unterlaufen" und zum ruhigen Betrachten zu "verführen". Eine erfreuliche Abwechslung auf dem "lauten, erzählfreudigen Bilderbuchmarkt", freut sich Thiele.

© Perlentaucher Medien GmbH