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Die Millionenmetropole Karatschi in Pakistan, "kaputt, schön und aus brutaler Gewalt geboren", ist eine der größten und doch unbekanntesten Städte der Welt. Bilal Tanweers Romandebüt verknüpft die Geschichten verschiedener unvergesslicher Figuren: Genosse Sukhansaz, der die Politik über die Familie stellte und daran zerbrach. Sein Enkel, der halbseidenen Geschäften nachgeht, Aapa, die sich heimlich mit ihrem Nachbarn trifft, und ein Journalist, der eigentlich Schriftsteller sein möchte, und in dessen Erzählung sich alles verbindet. Als an der zentralen Busstation eine Bombe explodiert und…mehr

Produktbeschreibung
Die Millionenmetropole Karatschi in Pakistan, "kaputt, schön und aus brutaler Gewalt geboren", ist eine der größten und doch unbekanntesten Städte der Welt. Bilal Tanweers Romandebüt verknüpft die Geschichten verschiedener unvergesslicher Figuren: Genosse Sukhansaz, der die Politik über die Familie stellte und daran zerbrach. Sein Enkel, der halbseidenen Geschäften nachgeht, Aapa, die sich heimlich mit ihrem Nachbarn trifft, und ein Journalist, der eigentlich Schriftsteller sein möchte, und in dessen Erzählung sich alles verbindet. Als an der zentralen Busstation eine Bombe explodiert und Karatschi für einen Moment stillzustehen scheint, prallen ihre Geschichten noch einmal neu aufeinander.
Autorenporträt
Bilal Tanweer, 1983 in Karatschi, Pakistan, geboren, studierte Creative Writing an der Columbia University. Seine Texte sind in verschiedenen internationalen Zeitschriften erschienen, darunter Granta, Vallum, The Caravan und Words Without Borders. Bilal Tanweer lebt in Lahore. Seine Muttersprache ist Urdu, er schreibt auf Englisch. Die Welt hört nicht auf ist sein erster Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensentin Angela Schader liest den Roman von Bilal Tanweer als Mahnung, dass die Welt größer ist als die Grenzen unserer Aufmerksamkeit. Tanweer erzählt von den Auswirkungen eines Terrorattentats auf die Beteiligten, indem er seinen Erzähler losschickt, um in Streifzügen durch die Stadt Karachi eine fragmentierte Realität zu fixieren. Auch wenn das dem Erzähler laut Schader nicht gelingt, dem Autor gelingt die Darstellung eines losen Geflechts von menschlichen Beziehungen und damit die Beschreibung disruptiver Energien in der pakistanischen Gesellschaft, meint Schader. Etwas von der Desorientiertheit der Figuren geht auf die Leserin über, erklärt sie, wenn der Autor die Romanarchitektur raffiniert undurchsichtig gestaltet und neben einer mehrere Generationen umfassenden Familiengeschichte auch eine Brudergeschichte verhandelt und eine kindliche zwischen Realität und Fantasie oszillierende Sicht einflicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2016

Übers Ziel hinaus
„verschossen“
Bilal Tanweers Romandebüt aus Karatschi
Im Dezember 2012 fand an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Karatschi, der Cantt Station, ein Selbstmordanschlag statt. Sechs Personen starben. Nur sechs, müsste man fast sagen, denn bei früheren Anschlägen waren in Pakistan weit mehr Menschen ums Leben gekommen. Deutschen Zeitungen auf jeden Fall erschien der Vorfall kaum berichtenswert.
  Bilal Tanweer, der 1983 in Karatschi geboren ist und heute in Lahore lebt, stellt diesen Anschlag hingegen ins Zentrum seines ersten Romans. Es ist gleichwohl ein leeres Zentrum, von dem aus auf das Geschehen an den Rändern der Explosion geblickt wird, dorthin wo das Blut auf die Heckscheiben der Autos spritzt, die Fahrer aber verschont bleiben.
  Tanweer geht es nicht um Ursachen oder Hintergründe des Anschlags. Ihn interessieren die Menschen, die mittelbar von ihm betroffen sind, deren Freunde und Verwandte es sind, die hier den Tod finden – wenngleich der Leser auch einige der Opfer kennenlernt, einen alten Genossen etwa, der für seine politischen Ideale nicht nur im Gefängnis saß, sondern auch seine Familie verlassen hat. Oder den jungen Mann, der als eine Art Kopfgeldjäger arbeitet und Jagd macht auf Schuldner, um ihnen ihre Autos abzunehmen.
  Ja, man lernt in „Die Welt hört nicht auf“ einiges über das Leben in Karatschi, spürt, dass es hauptsächlich in Autos, Bussen oder geschlossenen Räumen stattfindet, nicht zuletzt wohl auch, weil der öffentliche Raum eine Gefahrenzone ist. Man erfährt viel über die angespannten Beziehungen zwischen Männern und Frauen, den Druck, dem diese ausgesetzt sind. Das Meer scheint zudem als immer wiederkehrender Sehnsuchtsort auf.
  Und doch ist die Lektüre dieses Erstlingsromans ein beschwerliches Unterfangen. Einerseits, weil Tanweer, der an der Columbia University in New York kreatives Schreiben studiert hat, mit einem allzu aufdringlichen Kunstwillen zu Werke geht. Doch die Vielzahl der Erzählperspektiven an sich ist dabei nicht das Problem. Dem Leser wird es nur gar zu schwer gemacht, die Verbindungslinien zwischen ihnen zu erkennen.
  An anderer Stelle gibt es dagegen einen Überschuss an Information. So heißt es, nachdem eine junge Frau ihrem potenziellen Geliebten den Weg zu ihrem Haus erklärt und dabei den Handkarren eines Kesselputzers erwähnt hat: „Auf diese Weise merken sich alle Bewohner unserer Stadt den Weg, denn die meisten Straßen tragen keinen Namen.“
  Man meint, plötzlich in einem Reiseführer gelandet zu sein, zumindest aber in einem Buch, das für Leute von außerhalb geschrieben wurde. Allein als Mitglied einer Zielgruppe allerdings wird man nur ungern angesprochen.
  Ein anderes Problem dieses Buches ist die Sprache. Auf Englisch geschrieben, will es möglichst umgangssprachlich klingen. Das wirkt häufig sehr bemüht und wird in der Übersetzung nicht besser. Sie springt immer wieder zwischen den Registern hin und her. So heißt es etwa: „Am gleichen Tag geriet ich mit Sehr aneinander. Sehr war ein Mädchen, in das ich mich total verschossen hatte.“ So heftig das „verschossen“, so läppisch das „aneinandergeraten“.
Zuweilen wird es geradezu unverständlich, zum Beispiel wenn ein Mann „in einer Ecke hockt und gegen die Mauer pinkelt.“ Dem Rezensenten zumindest ist unklar, wie das technisch möglich sein soll: hocken und zugleich gegen etwas pinkeln. Doch es geht noch weiter. Der Mann, der den Pinkelnden beobachtet, schwelgt in „seinem Groll gegen die Islamisierung des Landes während der Herrschaft von General Zia, die unter anderem zur Folge hatte, dass man öffentliche Toiletten schloss oder entfernte, weil es sich um eine angeblich umislamische Art des Pinkelns handelte.“ Im Stehen oder im Sitzen (oder eben auch im Hocken), das sind Arten des Pinkelns – aber Toiletten, ob öffentlich oder privat, haben erst einmal nichts mit der Art zu tun, in der man es tut.
  Am Ende stellt sich das Gefühl ein, es bei „Die Welt hört nicht auf“ mit einer Abschlussarbeit zu tun zu haben, einer Sammlung von Erzählungen, die während eines langen Studiums entstanden sind und schließlich so kompiliert wurden, dass man „Roman“ auf den Umschlag schreiben konnte. Zweifellos stecken Fleiß und Talent darin. Man merkt es nur leider allzu sehr.
TOBIAS LEHMKUHL
Man merkt, dass der Autor
mit einem allzu aufdringlichen
Kunstwillen zu Werke geht
Wie geht das eigentlich,
in die Hocke gehen und dabei
gegen eine Wand pinkeln?
            
  
  
Bilal Tanweer:
Die Welt hört nicht auf. Roman. Aus dem Englischen von Henning Ahrens.
Hanser Verlag, München 2016. 192 Seiten, 19,90 Euro. E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein Roman, der das Leben in einer Stadt wie Karatschi auf ganz eigene Weise mit stillen Bildern und einer Folge von eindrücklichen Episoden einfängt. ... Bilal Tanweer erzählt völlig unprätentiös und entwirft dabei ein Bild von seinen Landsleuten, das präziser kaum sein könnte." Martin Grzimek, Deutschlandfunk Büchermarkt, 12.08.16

"Sensibel und mit einem klaren formalen Konzept bildet der junge pakistanische Autor die zerrüttete Gesellschaft in seiner Heimat ab. ... Fragmentiert und doch kohärent, wird die zerschossene Scheibe im Roman nicht nur zum Symbol für die vom Terrorakt erschütterte Stadt, sondern auch für die literarische Vision von Tanweers Ich-Erzähler. ... Überzeugend und mit einigem Raffinement umgesetzt. Tanweer gibt etwas von der Desorientiertheit der durch den Terroranschlag momentweise oder ganz aus ihrer Lebensbahn geworfenen Figuren an den Leser weiter, indem dieser sich unter wechselnden Ich-Erzählern orientieren muss, deren Standort im Beziehungsgefüge und in der zeitlichen Architektur des Romans nicht immer sofort einsehbar ist." Angela Schader, Neue Zürcher Zeitung, 20.07.16

"Deshalb ist ´Die Welt hört nicht auf´ nicht nur ein Roman über das heutige Pakistan, sondern vor allem einer über das Schreiben - im Speziellen über die Frage, ob man schreibt, um der Welt zu entfliehen oder um sich einen Zugang zu ihr zu erschaffen." Simone von Büren, NZZ am Sonntag, 26.06.16

"Die Faszination für Pakistans Metropole wächst auch beim Leser mit jeder Seite des Romans. ... Sein Buch hat eine beachtliche poetische Kraft und bietet pulsierende Szenen einer fremden Welt. ... Eine lesenswerte Liebeserklärung an Karatschi." Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau, 02.06.16

"Man lernt in 'Die Welt hört nicht auf' einiges über das Leben in Karatschi, spürt, dass es hauptsächlich in Autos, Bussen und geschlossenen Räumen stattfindet, nicht zuletzt wohl auch, weil der öffentliche Raum eine Gefahrenzone ist." Tobias Lehmkuhl, Süddeutsche Zeitung, 14.04.16

"Mit Fug und Recht darf man diesen Roman, in dem alle Söhne schreibende Väter haben, für deren Idealismus sie vordergründig nur Verachtung empfinden, als einen Dialog zwischen den Generationen eines ganzen Landes verstehen. Doch versinkt der Roman an keiner Stelle in ein Lamento - im Gegenteil. Aus den zersplitterten Träumen, sprich: aus der Zerstörung weiß Bilal Tanweer Kapital zu schlagen. Nicht zuletzt nämlich reflektiert der Roman auch über die Frage, in welcher Weise die Komplexität einer Stadt wie Karachi überhaupt literarisch eingefangen werden kann. Die Kunstfertigkeit, mit der Bilal Tanweer die einzelnen Fragmente zu einem so überraschenden wie vielgesichtigen Porträt des urbanen Pakistan zusammenfügt - beweist dabei aber auf erfrischende Weise, dass dies sehr wohl möglich." Claudia Kramatschek, WDR3 Mosaik, 05.04.16
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