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Wie verblüffend doch der alltägliche Anblick eines Menschen ist, der seinen Hund ausführt - ein hochentwickelter Primat und ein wilder Fleischfresser, deren Vorfahren einst Todfeinde waren, leben Seite an Seite, als wäre es das Natürlichste der Welt. Bryan Sykes beleuchtet die innige Beziehung zu unseren treusten Gefährten und zeigt, dass wir sowohl unser Überleben als auch unsere Vormachtstellung einer anderen Spezies verdanken: dem Hund.
Wie kommt es, dass der Mensch eine derartig besondere Beziehung zu einem Wesen eingegangen ist, das auf den ersten Blick ein vollkommen ungeeigneter
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Produktbeschreibung
Wie verblüffend doch der alltägliche Anblick eines Menschen ist, der seinen Hund ausführt - ein hochentwickelter Primat und ein wilder Fleischfresser, deren Vorfahren einst Todfeinde waren, leben Seite an Seite, als wäre es das Natürlichste der Welt. Bryan Sykes beleuchtet die innige Beziehung zu unseren treusten Gefährten und zeigt, dass wir sowohl unser Überleben als auch unsere Vormachtstellung einer anderen Spezies verdanken: dem Hund.

Wie kommt es, dass der Mensch eine derartig besondere Beziehung zu einem Wesen eingegangen ist, das auf den ersten Blick ein vollkommen ungeeigneter Verbündeter zu sein scheint? Und wo liegt der Ursprung der tiefen Verbindung über die Grenzen der Spezies hinweg? Der renommierte Humangenetiker Bryan Sykes zeigt, dass alle modernen Hunderassen, die wir heute kennen - von Deutscher Dogge bis Chihuahua -, vom Wolf abstammen und belegt, wie eng verwoben die Entwicklung der Vierbeiner mit der des Menschen ist. Denn erst als früher Homo sapiens und Wolf sich vor Zehntausenden Jahren zusammentaten und begannen, gemeinsam zu jagen, waren sie wirklich erfolgreich. Diese einzigartige Koevolution war für beide Spezies entscheidend. Sykes verfolgt die genetische Entwicklung bis zur Domestizierung und modernen Züchtung verschiedener Hunderassen nach und erläutert, wie der Homo sapiens die Position unangefochtener Herrschaft erlangen konnte, in der wir uns heute befinden. Denn neben der Fähigkeit, Feuer zu kontrollieren, Sprachen zu entwickeln und den Ackerbau zu kultivieren, gibt es einen vierten entscheidenden Faktor: die Verwandlung des Wolfs zum ultimativen Gefährten.

»Faszinierend. Sykes schreibt mit der geduldigen Klarheit eines guten Lehrers.«
Rachel Campbell-Johnston, The Times

Autorenporträt
Bryan Sykes, geboren 1947, ist emeritierter Professor für Humangenetik am Wolfson College der Universität Oxford. Er war der erste Wissenschaftler, dem es 1989 gelang, DNS aus antiken Knochen zu extrahieren. Sykes war an zahlreichen wegweisenden Forschungsgruppen beteiligt, die sich mit moderner Genetik befassen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2019

Wie der Wolf auf den Menschen kam

Gemeinsames Jagen verbindet: Der Genetiker Brian Sykes erzählt die Geschichte der Domestikation des Hundes.

Von Thomas Weber

In der 1994 entdeckten Höhle von Chauvet in der französischen Ardèche finden sich neben den einzigartigen Höhlengemälden aus dem Jungpaläolithikum auch außerordentlich gut erhaltene Fußabdrücke. Von besonderer Bedeutung ist eine sich über mehr als siebzig Meter erstreckende Fußspur eines etwa achtjährigen Kindes, neben der eine Hundespur herläuft. Allerdings ist der Begriff "Hund" in diesem Fall nur mit größter Vorsicht zu gebrauchen, denn diese Abdrücke datieren aus einer Zeit, die mehr als 10 000 Jahre vor der üblicherweise angenommenen Domestikation des Hundevorfahren liegt.

In diesem Fund werden die grundlegenden Herausforderungen deutlich, das Verhältnis des Menschen zu seinem bedeutendsten tierischen Begleiter in seiner historischen Tiefe zu verstehen. Ist wirklich der Wolf der Vorfahr aller Hunderassen? Konrad Lorenz vermutete noch, dass der Hund auch vom Schakal abstamme. Ein weiteres zentrales Thema in der wissenschaftlichen Diskussion über die Domestikation des Hundevorfahren ist, ob das Verhältnis als Mutualismus oder als Dominanzverhältnis zu deuten ist. Manche Wissenschaftler betrachten den Wolf als Aasfresser, der sich in der Nähe von menschlichen Lagern herumtrieb und Schritt für Schritt gezähmt wurde, während andere meinen, Mensch und Wolf hätten sich zu einem gegenseitig nutzbringenden Verhältnis in der Jagd zusammengefunden..

In seinem neuen Buch stellt der britische Genetiker Bryan Sykes aktuelle Erkenntnisse zur Domestikationsgeschichte des Hundes dar und beantwortete gleich zu Beginn eine grundlegende Frage: Alle Hunde stammen tatsächlich vom Wolf ab, und es gibt in keiner Hunderasse genetische Spuren von Kojoten, Schakalen oder anderen Arten. Ob das Verhältnis von Wolf und Mensch als Mutualismus oder als Dominanzverhältnis zu gelten hat, ist eines der zentralen Themen des Buches. Sykes' Position in dieser Debatte ist eindeutig, wie schon früh deutlich wird: Er versucht sich in einer kurzen Paläo-Fiktion, in der er aus der Perspektive der Leitwölfin eines Rudels die ersten Schritte der Zusammenarbeit von Mensch und Wolf beschreibt. Beschrieben werden eine fiktive erste Begegnung von Wölfen mit Menschen, ihre vorsichtige Annäherung und die ersten Schritte der Kooperation bei der Jagd auf große Beutetiere.

Sykes gesteht zu, dass dies reine Fiktion ist, doch im Verlauf des Buches wird mehr als deutlich, dass vieles für ein solches Szenario spricht. In den vergangenen Jahren ist eine Reihe von vorwiegend englischsprachigen Studien erschienen, die das Verhältnis von Wolf und Hund zum Menschen sowohl evolutions- und verhaltensbiologisch als auch ethnologisch betrachten. Diese Studien zeigen, dass der Wolf sich von einem Mutualisten zu einem Konkurrenten wandelte, als Menschen begannen, Rinder, Schafe und andere Nutztiere zu halten. So betrachteten europäische Siedler in Amerika alle Tiere, die mit oder in der Nähe von Ureinwohnern lebten, als Hunde und wildlebende Tiere als Wölfe. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Wölfe sich zu gegenseitigem Nutzen mit Menschen vergemeinschafteten und nicht "gezähmt" wurden. Intensive künstliche Auslese kann zwar in nur wenigen Generationen beträchtliche Änderungen in Körperbau und Verhalten hervorrufen, doch indigene Völker haben wahrscheinlich nie einen derartig starken Auslesedruck ausgeübt. An Menschen gewöhnte Jagdgefährten waren wohl ausreichend. Die Grenze zwischen "Hund" und "Wolf" ist in manchen Konstellationen alles andere als deutlich.

Eingestreut in diese gut fundierten Spekulationen sind kurze und informative Exkurse über die Grundlagen der biologischen Vererbung, über stammesgeschichtliche Analyse mit Hilfe der DNA und über geschlechtliche Fortpflanzung und genetische Variabilität. Sykes ist ein erfahrener Autor wissenschaftlicher Sachbücher, und er bietet eine im großen und ganzen konzise und kompetente Zusammenfassung des Kenntnisstandes. Er erweist sich aber als weniger zuverlässig, wenn es um die Deutung ökologischer Fallbeispiele geht. So wird von ihm behauptet, die Wiederansiedlung von Wölfen vor fünfundzwanzig Jahren im Yellowstone Park habe zu einer nahezu vollkommenen Wiederherstellung des Ökosystems geführt: Die Wölfe hätten die großen Wapiti-Herden dezimiert, dies erlaubte die Erholung der Weidenund Zitterpappelbestände und davon profitierten wiederum Biber und Singvögel. Die Realität des Nahrungsnetzes ist jedoch weitaus komplexer, als dieses einfache Schema vermuten lässt, und neuere Forschungen deuten an, dass Wölfe wohl eine nur geringe Rolle bei der beobachteten Erholung des Ökosystems spielten.

Am Ende des Buches steht ein langes Kapitel, das eine Reihe von Begegnungen von Sykes' Ehefrau mit Hundebesitzern festhält und beschreibt, wie eng das Band zwischen Hund und Mensch sein kann. Es wirkt ein wenig wie ein Fremdkörper in dem Buch, aber die Protokolle dieser Begegnungen dürften einige Leser wohl doch interessieren. Denn es wird deutlich, dass der Hund wohl der wichtigste tierische Gefährte des Menschen bleiben wird - und Brian Sykes' Buch erweist sich als ein äußerst kompetenter und lehrreicher Führer durch die Geschichte dieser Beziehung mit Zukunft.

Bryan Sykes: "Darwins Hund". Die Geschichte des Menschen und seines besten Freundes.

Aus dem Englischen von Anne Emmert.

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019. 319 S., Abb., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Was Sykes' Buch [...] auszeichnet [ist] Reflexion, Selbstreflexion und kluger wie sorgsamer Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen« Alexander Kluy, Psychologie heute, August 2020 Alexander Kluy Psychologie Heute 20200801