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Angesichts der spannungsreichen gesellschaftlichen Entwicklungen in nationalen wie internationalen Kontexten ist es notwendig, kontinuierlich Rechenschaft abzulegen über den sozialen, politischen und auch mentalen Zustand dieser Republik. Dazu dient diese Reihe in der edition suhrkamp, die als jährlicher Report angelegt ist. Die Basis dieses Reports bildet eine jährliche repräsentative Befragung von 3000 Personen zu Erscheinungsweisen, Ursachen und Entwicklungen »Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« wie Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie (gegen Obdachlose,…mehr

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Produktbeschreibung
Angesichts der spannungsreichen gesellschaftlichen Entwicklungen in nationalen wie internationalen Kontexten ist es notwendig, kontinuierlich Rechenschaft abzulegen über den sozialen, politischen und auch mentalen Zustand dieser Republik. Dazu dient diese Reihe in der edition suhrkamp, die als jährlicher Report angelegt ist. Die Basis dieses Reports bildet eine jährliche repräsentative Befragung von 3000 Personen zu Erscheinungsweisen, Ursachen und Entwicklungen »Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« wie Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie (gegen Obdachlose, Homosexuelle, Muslime etc.) und Sexismus. Ein wissenschaftliches Kernstück, das durch eine feste Forschungsgruppe erstellt wird, bietet Erklärungen für das Syndrom offener und verdeckter Menschenfeindlichkeit. Ein zweiter, umfangreicher Teil, der von Journalisten, Schriftstellern, Politikern, Schülern und nicht zuletzt von Gewaltopfern verfaßt wird, entfaltet in Form von Essays, Reportagen, Interviews und Analysen ein vielfältiges Spektrum von Themen, die auf »Deutsche Zustände« zulaufen.

Wilhelm Heitmeyer ist Professor für Sozialisation an der Universität Bielefeld und leitet dort das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.
Autorenporträt
Heitmeyer, WilhelmWilhelm Heitmeyer, geboren 1945, war von 1996 bis 2013 Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld und arbeitet dort jetzt als Forschungsprofessor. In der edition suhrkamp gab er u. a. die Reihe Deutsche Zustände heraus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2003

Alltägliche Barbarei
Und ihr Gegengift:
Ein Band über deutsche Zustände
Wenn rechtsextreme Gewalt durch statistische Manipulationen der Polizei herabgespielt wird; wenn ein Richter die dunkle Hautfarbe eines Gewaltopfers als mildernden Umstand für den Täter geltend macht; wenn, wie ein Vertreter der Schill-Partei in Hamburg, ein Politiker in eine verantwortliche Position kommt, der vorschlägt, Aids-Kranke in Internierungslager zu stecken – dann müssten Stürme öffentlicher Entrüstung losbrechen. Leider nimmt der Sensationswert solcher Vorfälle mit ihrer Häufigkeit ab. Sonst kämen wir aus den Entrüstungsstürmen auch gar nicht mehr heraus.
Die Anlässe dazu sind zu einem alltäglichen Bestandteil dessen geworden, was der Herausgeber des hier vorzustellenden Buchs deprimierenderweise „deutsche Zustände” nennen. Mit Unterstützung der Volkswagen-Stiftung, Der Zeit und des Suhrkamp Verlags beschreiben die von ihm versammelten Autoren den Zustand unserer Gesellschaft. Sie führen Protokoll, um das Skandalöse nicht unbemerkt vorbeigehen zu lassen.
In der Mehrzahl sind sie Sozialwissenschaftler und arbeiten mit wissenschaftlichen Methoden. Ihr Gegenstand zwingt sie allerdings, aus der teilnahmslosen Position des distanzierten Beobachters herauszutreten. Sie betrachten die Auflösung sozialer Ligaturen mit Sorge und wollen dazu beitragen, fatalen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Unter dem Begriff „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” versuchen sie eine Reihe von Einstellungen und Verhaltensweisen zu subsumieren, die bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus, Heterophobie (die Abwertung aller Abweichler) und Etabliertenvorrechte (die Benachteiligung von Zugezogenen). Diese Phänomene stehen, wie die Untersuchungen zeigen, oft miteinander in Zusammenhang, sind aber in der Gesellschaft nicht gleichmäßig verteilt. Frauen sind die größeren Fremdenfeinde und Rassisten, Männer die größeren Antisemiten und die größeren Sexisten. Die diskriminierenden Denkweisen variieren sehr stark mit dem Bildungsniveau: Je weniger man über Ausländer, Juden, Moslems, Sinti weiß, desto mehr hasst man sie.
Präsentiert werden hauptsächlich die Ergebnisse einer Befragung von 3000 repräsentativ ausgewählten Personen, die Motive und Ursprünge von Diskriminierung und gruppenbezogener Gewaltbereitschaft aufzudecken helfen. Sehr viel Neues wird nicht zutage gefördert, aber manche intuitive Einsicht wird wissenschaftlich bestätigt.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist eine Begleiterscheinung der Erosion sozialer Bindungen, die ihrerseits dadurch verursacht ist, dass Geld zum wichtigsten Mittel des Erwerbs von Anerkennung geworden ist. Zu vielen Menschen fehlt Anerkennung, was zu Anomie, dem völligen Mangel an Identifikation mit der Gesellschaft, führt und zu der Bereitschaft als schwach, marginal und anders angesehene Gruppen zu diskriminieren.
Deutlich wird auch die große Bedeutung von Aufklärung und gezielt herbeigeführten Kontakten. Der Schule wachsen hier wichtige Aufgaben zu. Informationen über Fremde haben positive Effekte, und Integrationsprogramme, die Angehörige verschiedener Gruppen zur Zusammenarbeit zwingen, führen den Beteiligten vor Augen, dass niemand nur Repräsentant einer Gruppe ist.
Das Buches zeigt konkrete Ansätze auf, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu begegnen, statt sich nur angeekelt abzuwenden. Man wünscht ihm viele Leser, muss aber fürchten, dass es nur bei den Bekehrten auf Interesse stößt. Wenn der Herausgeber die nicht von Wissenschaftlern sondern von Journalisten geschriebenen Fallbeschreibungen an den Anfang statt ans Ende gestellt hätte, würde dieses wichtige, aber recht trockene Buch wahrscheinlich ein größeres Publikum ansprechen.
FLORIAN COULMAS
WILHELM HEITMEYER (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge 1. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. 2002. 302 Seiten, 11 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "wichtiges Buch" würdigt Rezensent Florian Coulmas den von Wilhelm Heitmeyer herausgegebenen Band "Deutsche Zustände", der die alltägliche Barbarei in Deutschland - Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus - protokolliert. Die Autoren des Bandes sind laut Coulmas hauptsächlich Sozialwissenschaftler, die mit wissenschaftlichen Methoden arbeiten. Allerdings zwinge sie ihr Gegenstand, aus der teilnahmslosen Position des distanzierten Beobachters herauszutreten. "Sie betrachten die Auflösung sozialer Ligaturen mit Sorge und wollen dazu beitragen, fatalen Entwicklungen entgegenzuwirken", hält Coulmas fest. Der Band präsentiert nach Auskunft des Rezensenten vor allem die Ergebnisse einer Befragung von 3000 repräsentativ ausgewählten Personen, die Motive und Ursprünge von Diskriminierung und gruppenbezogener Gewaltbereitschaft aufdecken helfen. Dabei werde zwar nicht viel Neues zutage gefördert, aber manche intuitive Einsicht wissenschaftlich bestätigt. So zeigen die Autoren laut Rezensent, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit eine Begleiterscheinung der Erosion sozialer Bindungen ist, die ihrerseits dadurch verursacht ist, dass Geld zum wichtigsten Mittel des Erwerbs von Anerkennung geworden ist. Coulmas hebt hervor, dass das Buch auch konkrete Ansätze, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu begegnen, aufzeigt. Abschließend wünscht er dem Band viele Leser, äußert aber zugleich die Befürchtung, "dass es nur bei den Bekehrten auf Interesse stößt".

© Perlentaucher Medien GmbH
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