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Die Schuld der VäterDie fünfzehnjährige Paula liebt ihren Vater über alles. Sie teilt seine Ansichten, verehrt Hitler und ist begeistert beim BDM. Doch nach und nach entdeckt sie, dass ihr Vater maßgeblich an der Deportation von Juden beteiligt ist. Und ihr Weltbild gerät ins Wanken. - Hautnah erlebt der Leser Paulas anfängliche Begeisterung und die schmerzliche Loslösung vom nationalsozialistischen Gedankengut.Nach dem großen Erfolg von 'Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens' greift Elisabeth Zöller erneut ein wichtiges Thema des Nationalsozialismus auf: Wie konnte jemand ein liebevoller…mehr

Produktbeschreibung
Die Schuld der VäterDie fünfzehnjährige Paula liebt ihren Vater über alles. Sie teilt seine Ansichten, verehrt Hitler und ist begeistert beim BDM. Doch nach und nach entdeckt sie, dass ihr Vater maßgeblich an der Deportation von Juden beteiligt ist. Und ihr Weltbild gerät ins Wanken. - Hautnah erlebt der Leser Paulas anfängliche Begeisterung und die schmerzliche Loslösung vom nationalsozialistischen Gedankengut.Nach dem großen Erfolg von 'Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens' greift Elisabeth Zöller erneut ein wichtiges Thema des Nationalsozialismus auf: Wie konnte jemand ein liebevoller Familienvater sein und gleichzeitig mit einem Befehl unendlich viele Menschen in den Tod schicken? Und wie sollen seine Kinder damit umgehen?
Autorenporträt
Zöller, Elisabeth
Elisabeth Zöller ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands. Ihr Roman 'Schwarzer, Wolf, Skin' erregte großes Aufsehen. Für ihr Buch 'Anna rennt' erhielt sie den Katholischen Jugendbuchpreis, für 'Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens' den Gustav-Heinemann-Friedenspreis. Für ihr Engagement gegen Gewalt wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie in Münster.Literaturpreise:Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2005Bundesverdienstkreuz 2007
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Elisabeth Zöllers Mädchenroman über die 15-jährige Paula, die vom begeisterten BDM-Mitglied zur Zweiflerin am NS-Regime und am eigenen Vater wird, hat Roswitha Budeus-Budde durch Glaubwürdigkeit und Genauigkeit überzeugt. Die Fakten werden den meisten Lesern bekannt sein, meint die Rezensentin, die aber selten so nachvollziehbar ein Mädchenleben geschildert gefunden hat. So erkläre die Autorin auch im Nachwort, dass sie die Geschichte Paulas in Gesprächen mit einer alten Dame gefunden hat. Weil Zöller von den Gefühlen des Mädchens ausgeht, kann man ein ganz normales Leben in den 1940er Jahren nachvollziehen, in dem zunehmend die "Brüche" der Zeit in den Vordergrund drängen, lobt Budeus-Budde.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2012

Die Tochter eines Täters
Elisabeth Zöller erzählt in „Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel“ die Geschichte einer Jugendlichen aus Münster,
die in den Vierzigerjahren in einer Nazi-Familie aufwächst
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Der Anfang wie eine Filmszene, als Totale auf ein glückliches Familienleben. Schon an der Haustür wird Paula von ihren Eltern stürmisch begrüßt, denn beim Festakt in ihrer Schule, in Anwesenheit der Gauführerin, wurde sie öffentlich gelobt und erhielt als Präsent ein von Hitler signiertes Exemplar „Mein Kampf“, „Für Treue und Pflichterfüllung“. Besonders der Vater, gerade zum Major der Schutzpolizei befördert, ist stolz auf sie. Ein wichtiges Treffen der Ortsgruppenleiter wartet noch auf ihn an diesem Abend: „Es geht um die Juden. Ein schwieriges Thema, aber wir werden dieses Problem in Münster bald gelöst haben.“ Während die Mutter, ganz Hausfrau und dem nationalsozialistischen Frauenbild verpflichtet, sich noch um das Brotbacken kümmert.
  Im August des Jahres 1941 scheint die Welt der 15-jährigen Paula trotz Krieg und Bombenterror noch in Ordnung zu sein. Es ist ein typisches Mädchenleben aus den dreißiger Jahren. Als gute Schülerin und Mitglied der NS-Mädelschaft steigt sie zur Schaftführerin auf, erlebt ihr erstes Rendezvous mit dem umschwärmten Hitlerjungen Werner und teilt alle Geheimnisse mit Mathilda, ihrer besten Freundin. Ohne sich Gedanken darüber zu machen, warum diese nicht mehr mit ihr das Gymnasium besucht, nicht Mitglied des BDM wird. Beide haben sich ewige Treue geschworen und mit einem geheimen Briefversteck besiegelt. Paulas Leben ist von der Arbeit für die Partei und der Verehrung Hitlers erfüllt, auch wenn sie sich trotz des väterlichen Verbots heimlich mit Mathilda trifft.
  Und Mathilda wird es sein, die ihr schließlich erklärt, was wirklich um sie herum geschieht, in welcher bedrohlichen Lage sich ihre Familie befindet, weil ihre Mutter eine Jüdin ist. Ein erster Riss im unerschütterlichen Glauben an das NS-Regime, das der Vater verkörpert. Aber es wird noch dauern, bis Paula wirklich die politische Wahrheit erkennt. Denn das Besondere dieses zeitgeschichtlichen Mädchenromans „Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel“, das ihn aus der großen Reihe ähnlicher Titel hervorhebt, ist, dass es der Autorin gelingt, mit Paula eine literarisch authentische Figur zu schaffen. Zöller verändert die zugrunde liegende Biografie nicht, sondern zeigt sie auch in ihren Brüchen. Noch freut sich das Mädchen darüber, dass die Familie aus ihrer kleinen Straße in die beste Gegend Münsters, in ein hochherrschaftliches Haus, das einmal von Juden bewohnt war, ziehen kann. Sie ist beeindruckt von dem ungewohnten Luxus und genießt wie die Mutter den neuen Status.
  Doch allmählich, auch durch Mathildas Notlage und weil sie auf dem Weg, erwachsen zu werden, Fragen stellt, – zum Beispiel nach den vorherigen Besitzern ihres neuen Hauses, die von der Mutter ausweichend und vom Vater mit unterschwelliger Aggression abgewehrt werden –, beginnen ihre Zweifel. Die Autorität des Vaters gerät ins Wanken, misstrauisch geworden, späht sie ihn heimlich aus und erlebt seine unfassbare Grausamkeit beim Abtransport einer Gruppe von Juden. Als er ihre Nachforschungen entdeckt, wird sie brutal von ihm geschlagen, und nur durch das Eingreifen des Bruders und der Großeltern gerettet.
  Im Nachwort schlägt Elisabeth Zöller einen historischen Bogen bis in die Gegenwart. Sie berichtet von ihrer Begegnung mit einer älteren Frau, die ihr kurz vor ihrem Tod die Geschichte ihrer Jugend erzählte, getrieben von der Scham, dass sie die Tochter eines NS-Täters ist. Auch wenn sie gleichzeitig sein Opfer wurde. Das Wichtigste in ihrem Leben blieb die Freundschaft zu Mathilda, die sie nach dem Krieg wiederfand. Viele Ereignisse aus der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg sind dem Leser bekannt, doch selten ist es so gut gelungen, das Leben, den Alltag eines Mädchens authentisch darzustellen. Szene für Szene – ob in der Schule, beim ersten Rendezvous oder als Scharführerin mit ihrer Gruppe beim Ernteeinsatz – ist gut recherchiert. Und die literarische Darstellung bleibt glaubwürdig, denn immer stehen die Gefühle der 15-Jährigen im Mittelpunkt.
  So zeigt dieser Beitrag zur Zeitgeschichte, wie geschickt das NS-Regime sämtliche Bereiche nicht nur des öffentlichen, sondern auch des privaten Lebens kontrollierte und wie schwierig es für Kinder aus nationalsozialistischen Familien war, zu opponieren oder Widerstand zu leisten. (ab 13 Jahre und Erwachsene)
    
Elisabeth Zöller: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel. Fischer Schatzinsel 2012. 270 Seiten, 12,99 Euro.
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