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STALL UND GESELLSCHAFT - EINE GESCHICHTE DER MASSENTIERHALTUNG
Diese Geschichte der Massentierhaltung erzählt, wie aus allgegenwärtigen Tieren und mangelndem Fleisch unsichtbare Tiere und üppige Fleischportionen wurden: deutsche Fleischarbeit. Kompetent und mit erzählerischem Schwung führt uns die Historikerin Veronika Settele durch Deutschlands Ställe seit dem 19. Jahrhundert und zeigt, wie sich unser Umgang mit Tier und Fleisch nicht erst seit gestern verändert hat.
Veronika Setteles Geschichte der Massentierhaltung tritt einen Schritt hinter die aktuellen Debatten zurück. Sie zeigt
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Produktbeschreibung
STALL UND GESELLSCHAFT - EINE GESCHICHTE DER MASSENTIERHALTUNG

Diese Geschichte der Massentierhaltung erzählt, wie aus allgegenwärtigen Tieren und mangelndem Fleisch unsichtbare Tiere und üppige Fleischportionen wurden: deutsche Fleischarbeit. Kompetent und mit erzählerischem Schwung führt uns die Historikerin Veronika Settele durch Deutschlands Ställe seit dem 19. Jahrhundert und zeigt, wie sich unser Umgang mit Tier und Fleisch nicht erst seit gestern verändert hat.

Veronika Setteles Geschichte der Massentierhaltung tritt einen Schritt hinter die aktuellen Debatten zurück. Sie zeigt die Stationen auf einem langen Weg, der von der Mitte des 19. Jahrhunderts, als noch Schweine die Straßen Berlins, Londons und Manhattans bevölkerten, bis in unsere Gegenwart führt, in der ein exorbitanter Fleischkonsum und «intensive» Tierhaltung ebenso existieren wie die immer lauter werdende Kritik daran. Ihr vorzüglich recherchiertes Buch macht unmissverständlich deutlich: Was immer auch im Stall geschieht, ist eine Reaktion auf das, was die Gesellschaft, was wir alle von der Landwirtschaft erwarten.

Wie Deutschland zur Fleischnation wurde Auf welcher Grundlage entstand die moderne Massentierhaltung in Deutschland? Tierhaltung als Agrarfrage der Gegenwart
Autorenporträt
Veronika Settele ist Historikerin an der Universität Bremen. Ihr Buch "Revolution im Stall" wurde mit dem Förderpreis Opus Primum der Volkswagen-Stiftung für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation 2020 ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Roman Köster betont die Fokussierung in Veronika Setteles Arbeit. Der Autorin ist es vor allem um das Thema Stallhaltung zu tun, erklärt er. Die Veränderungen bei der Stallhaltung nach dem Zweiten Weltkrieg und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Stallhaltung in den beiden deutschen Staaten kann die Autorin laut Köster allerdings genau herausarbeiten. Der Leser erfährt dabei Dinge, die er vielleicht gar nicht wissen möchte, warnt der Rezensent. Im Ganzen findet Köster das Buch aber zu einseitig. Über das Schlachten und den Fleischkonsum und dessen Entwicklung erfährt er bei Settele kaum etwas.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2022

Der Weg zur Totvermarktung

Zwei Bücher zeichnen nach, wie die deutsche Fleischproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer riesigen und unappetitlichen Industrie wurde.

Die Geschichtsschreibung zur modernen Massentierhaltung erlebt gerade eine Konjunktur. Eigentlich wird das auch höchste Zeit, sind doch Billigfleisch und Tierwohl in der Öffentlichkeit emotional diskutierte Themen. Umweltbewegung und Tierschutzverbände weisen immer wieder auf die erschreckenden Bedingungen moderner Tierhaltung hin. Einzelhandelsketten und Sozialverbände hingegen warnen in seltener Einmütigkeit vor einer Verteuerung des Fleisches, sollte etwas Grundlegendes an den gegenwärtigen Praktiken der Massentierhaltung geändert werden.

Das Thema enthält also Sprengstoff, und umso näherliegend ist es darum, sich über die historischen Wurzeln der Massentierhaltung zu verständigen. Die Art und Weise, wie Tiere aufgezogen, geschlachtet, verarbeitet und ihr Fleisch anschließend zu Markte getragen wurde, hat sich nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend verändert. Noch in den Fünfzigerjahren wurden die Tiere in die Städte getrieben, dort gehandelt und in Schlachthöfen umgebracht. Ihr Fleisch wurde anschließend beim Metzger verkauft. Fleischpreise waren ein ständiges Politikum und der tägliche Konsum von Fleisch für die meisten Familien völlig undenkbar. Seitdem haben sich die Dinge jedoch gewandelt, und damit beschäftigen sich die beiden Bücher von Veronika Settele und Karl Christian Führer.

Führer ist ein renommierter Wirtschaftshistoriker und mit verschiedenen wichtigen Arbeiten etwa zur Geschichte der Häuserspekulation in den Sechzigerjahren hervorgetreten. In das "Fleisch der Republik" liefert er nun einen umfassenden Blick auf die Entwicklung der gesamten Wertschöpfungskette des Fleisches nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei geht es nicht nur um die Aufzucht und Schlachtung der Tiere, sondern auch um den Verkauf im Tiefkühlregal des Supermarkts. Was Führer überzeugend zeigt: Die Massenproduktion von Fleisch hing eng mit der Ausbildung von Massenmärkten zusammen. Nicht nur aßen die Bürger immer mehr Fleisch, das ihnen zunehmend billig angeboten wurde. Die Konkurrenz von Einzelhandelsketten, Großhändlern und der daraus resultierende Margendruck schufen einen permanenten Druck auf die Betriebe, sich zu vergrößern und die Aufzucht und Schlachtung der Tiere fortlaufend zu rationalisieren.

"Get big or get out": Diesen Spruch bekamen Farmer in den Vereinigten Staaten während der Fünfziger- und Sechzigerjahre ständig zu hören. Das galt genauso für die westdeutsche Landwirtschaft, und hier kann man nachlesen, was das im Detail bedeutete: Die städtischen Schlachthöfe wurden nach und nach bedeutungslos und ihre Aufgabe von Versandschlachthöfen übernommen. Der Fachausdruck dafür lautete "Totvermarktung": Die Tiere wurden bereits tot und zerteilt an Metzgereien, vor allem aber an Supermärkte geliefert. Seit den Siebzigern verkauften diese das Produkt zunehmend bereits abgepackt und ausgezeichnet, weshalb die Konsumenten nicht einmal mehr an die Theke mussten. Während der Fleischkonsum stieg und das Produkt immer billiger wurde, entwickelte sich die Tierhaltung zu einer echten Industrie - mit all den unappetitlichen Nebenfolgen, die das bis heute hat.

Besonders eng verbunden mit dem Fleischverkauf im Supermarkt war die "Poultry revolution", also der stark ansteigende Anteil von Geflügel am Fleischkonsum: Ein Tier, dessen Fleisch als mager und bekömmlich galt, dessen Haltung sich maximal rationalisieren ließ und das durch seine geringe Größe bereits "portioniert" war, eignete sich für den Supermarkt in besonderer Weise. Gleichwohl war hier aber auch das erste Feld, wo in den Siebzigerjahren gesellschaftliche Kritik an der Massentierhaltung aufkam - nicht zuletzt in der kontroversen Rede von den "Hühner-KZs".

Zeichnet Führer ein umfassendes Panorama, so hat die Arbeit von Veronika Settele über "Deutsche Fleischarbeit" einen stärker fokussierten Ansatz. Wie schon in ihrer vor zwei Jahren erschienenen, preisgekrönten Dissertation über die "Revolution im Stall" beschreibt sie die Veränderungen der Stallhaltung nach dem Zweiten Weltkrieg. Anders als Führer unternimmt sie dabei einen deutsch-deutschen Vergleich und weist auf die erstaunliche Konvergenz der Veränderung der Stallhaltung hin, die sich gerade bei der Massentierhaltung von Hühnern ganz ähnlicher Technologien bediente.

In der Arbeit lernt man viel über die Stallhaltung - tatsächlich auch vieles, was man eigentlich gar nicht wissen möchte. Im Laufe der Lektüre zeigt sich allerdings, dass es dann doch nur eine sehr partielle Geschichte ist, die hier erzählt wird: So wird das Schlachten der Tiere kaum behandelt, obwohl sich gerade auf diesem Gebiet grundlegende Änderungen einstellten. Wenig lernt man über die Entwicklung des Fleischkonsums, der Fleischpreise oder die Entstehung von Massenmärkten für Fleisch. Über weite Strecken des Buches bleibt Settele am Stall kleben.

Insofern eignen sich die beiden Bücher hervorragend zur ergänzenden Lektüre. Wer sich jedoch tatsächlich umfassend über die Entwicklung der Massentierhaltung in Deutschland informieren möchte, dem sei nachdrücklich Führers Buch ans Herz gelegt. Dem Autor ist hier tatsächlich ein großer Wurf gelungen: Basierend auf ausführlichen Archivrecherchen schafft er es, das soziotechnische System der Fleischproduktion umfassend und doch schmerzhaft konkret zu analysieren. Auch die internationale Forschung hat bislang nichts Vergleichbares zu bieten.

Unwillkürlich fragt man sich, was eine stärker kulturalistisch inspirierte Darstellung wohl mit der konsequenten Konstruktion von Tieren als "Rohstoff" oder mit Begriffen wie Tot- und Lebendvermarktung angefangen hätte. Doch kann man sich nicht sicher sein, ob sie nicht die Mühen der Ebene gescheut und wirklich so tief in das weit verzweigte Netz von Supermarktketten, Versandschlachthäusern, Futtermittelproduzenten und Bauern eingestiegen wäre, wie Führer das tut. So gelingt es einer nüchternen wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchung, die Logik hinter der Objektivierung des Tierkörpers, seiner verwissenschaftlichten Manipulation und Totalverwertung zu entschlüsseln, für die sich eine kulturalistische Betrachtungsweise besonders interessiert. ROMAN KÖSTER

Veronika Settele: "Deutsche Fleischarbeit". Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute.

C. H. Beck Verlag, München 2022. 240 S., Abb., br., 18,- Euro.

Karl Christian Führer: "Das Fleisch der Republik". Ein Lebensmittel und die Entstehung der modernen Landwirtschaft in Westdeutschland 1950 -1990.

De Gruyter, Berlin/Boston 2022. 528 S., geb., 74,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Platz 6 der ZEIT-Sachbuch-Bestenliste im Januar: "Veronika Settele erzählt die Geschichte der Massentierhaltung: von den ersten künstlichen Befruchtungen von Rindern bis zu den Tierrechtsdebatten der Gegenwart."

"Der Reiz an Setteles historischer Aufarbeitung 'deutscher Fleischarbeit' ist der Vergleich simultaner Entwicklung im geteilten Nachkriegsdeutschland. Die Gegenüberstellung von markt- und planwirtschaftlicher Herangehensweise verblüfft."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ulla Fölsing

"Die wahre Bewährungsprobe für technische Neuerungen ist nicht der Flug in den Weltraum, sondern der Einsatz auf dem Bauernhof."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

"Am Ende, so das Fazit von Setteles kluger Studie, wird sich im Stall erst in dem Moment etwas ändern, wenn sich das ökonomisch lohnt - it's the economy, stupid!"
SPIEGEl+, Katja Iken

"Ein gut und interessant geschriebenes Geschichtsbuch .... Es macht auch mit vielen Bildern und in anschaulicher Sprache deutlich, wie sich die Entstehungsbedingungen für die Produkte auf unseren Tellern geändert haben"
Vorwärts, Armin Pfahl-Traughber
Platz 6 der ZEIT-Sachbuch-Bestenliste im Januar: "Veronika Settele erzählt die Geschichte der Massentierhaltung: von den ersten künstlichen Befruchtungen von Rindern bis zu den Tierrechtsdebatten der Gegenwart."

"Der Reiz an Setteles historischer Aufarbeitung 'deutscher Fleischarbeit' ist der Vergleich simultaner Entwicklung im geteilten Nachkriegsdeutschland. Die Gegenüberstellung von markt- und planwirtschaftlicher Herangehensweise verblüfft."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ulla Fölsing

"Die wahre Bewährungsprobe für technische Neuerungen ist nicht der Flug in den Weltraum, sondern der Einsatz auf dem Bauernhof."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

"Am Ende, so das Fazit von Setteles kluger Studie, wird sich im Stall erst in dem Moment etwas ändern, wenn sich das ökonomisch lohnt - it's the economy, stupid!"
SPIEGEl+, Katja Iken

"Ein gut und interessant geschriebenes Geschichtsbuch .... Es macht auch mit vielen Bildern und in anschaulicher Sprache deutlich, wie sich die Entstehungsbedingungen für die Produkte auf unseren Tellern geändert haben"
Vorwärts, Armin Pfahl-Traughber