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Das Zeitalter des Lebendigen - Pelluchon, Corine
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Hat die Aufklärung für unsere moderne Gesellschaft noch eine Bedeutung?
Können wir uns in einer Zeit, die von Nationalismus, Umweltzerstörung, Gesundheitskrisen sowie wachsender Ungleichheit geprägt ist, nach wie vor auf das emanzipatorische Ideal der Philosophie der Aufklärung berufen?
Corine Pelluchon ist Professorin für Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosophie, Politische Philosophie und angewandte Ethik. In ihrem Buch skizziert sie das Projekt einer neuen Aufklärung, die der Gefahr des Zusammenbruchs unserer Zivilisation begegnen soll: Das neue, zukunftsweisende Buch der…mehr

Produktbeschreibung
Hat die Aufklärung für unsere moderne Gesellschaft noch eine Bedeutung?

Können wir uns in einer Zeit, die von Nationalismus, Umweltzerstörung, Gesundheitskrisen sowie wachsender Ungleichheit geprägt ist, nach wie vor auf das emanzipatorische Ideal der Philosophie der Aufklärung berufen?

Corine Pelluchon ist Professorin für Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosophie, Politische Philosophie und angewandte Ethik. In ihrem Buch skizziert sie das Projekt einer neuen Aufklärung, die der Gefahr des Zusammenbruchs unserer Zivilisation begegnen soll:
Das neue, zukunftsweisende Buch der französischen PhilosophinDie Aufklärung als kritisches Hinterfragen und als ProzessZwischen Universalismus und Geschichtlichkeit: Europa als Erbe und VerheißungTierrechte und Menschenrechte: Wie kann ein neuer Humanismus aussehen?Das Projekt einer demokratischen und ökologischen Gesellschaft
Können wir Freiheiten und ökologische Zwänge in Einklang bringen?

In Anerkennung unserer Abhängigkeit von der Natur und den anderen Lebewesen, aber ohne auf philosophisch-wissenschaftliche Rationalität zu verzichten, wendet sich Corine Pelluchon gegen eine Gegenaufklärung, die eine hierarchische oder theokratische Gesellschaft wiederherstellen will. Genauso richtet sie sich auch gegen postmoderne Denker:innen, die postulieren, dass jeder Universalismus notwendigerweise hegemonial ist. Ihr Ziel ist eine demokratische und ökologische Gesellschaft, in der die Herrschaft über andere Menschen und die Herrschaft über die Natur (die Natur um uns und unsere eigene menschliche Natur) ein Ende haben.

Nach ihren Werken »Ethik der Wertschätzung: Tugenden für eine ungewisse Welt« und »Wovon wir leben: Eine Philosophie der Ernährung und der Umwelt« erweist sich Corine Pelluchon auch in ihrem neuen Buch als radikale und visionäre Denkerin!
Autorenporträt
Corine Pelluchon ist Professorin für Philosophie an der Université Gustave Eiffel (Marne-La-Vallée), Mitglied des Hannah Arendt Interdisciplinary Laboratory for Political Studies und war Fellow bei The New Institute in Hamburg. Ihr Schwerpunkt liegt auf Moralphilosophie, politischer Philosophie und angewandter Ethik (Medizin-, Umwelt- und Tierethik). Prof. Dr. Pelluchon ist Trägerin des Günther Anders-Preises für kritisches Denken 2020.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit großen Erwartungen nimmt Rezensentin Claudia Mäder dieses Buch der französischen Philosophin Corine Pelluchon zur Hand, von dem sie sich eine Stärkung aufklärerischer Prinzipien erhoffte. Aber Fehlanzeige. Pelluchon sieht vielmehr die Aufklärung gescheitert, sie attackiert den Dualismus von Mensch und Natur und plädiert für eine neue Wahrnehmung des Körpers sowie ein vorreflexives Wahrnehmen. Der Rezensentin ist das alles ein bisschen zu pauschal. Wäre Pelluchon auf konkrete Texte eingegangen, wirft Mäder ein, hätte sie vielleicht schon bei Rousseau gefunden, wie ambivalent aufklärerisches Denken sein kann. Dass Pelluchon aber weiterhin auf den autonomen Menschen setzt, der sein "Herrschaftsschema" durch ein "Wertschätzungsschema" ersetzen könne, lässt die Rezensentin hoffen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2021

Ziel ist ein demokratisches Miteinander aller Lebewesen
In Anerkennung unserer Abhängigkeit von der Natur: Corine Pelluchon versucht sich an einer neuen Philosophie der Aufklärung

Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? Immanuel Kant hat im Jahr 1784 die Frage in einem berühmt gewordenen Aufsatz in der "Berlinischen Monatsschrift" mit keinem glatten Nein beantwortet und mit keinem glatten Ja, sondern so: "Nein, aber wohl in einem Zeitalter der Aufklärung." Zwar seien die Menschen "im Ganzen genommen" nicht schon imstande, sich "ihres eigenen Verstandes ohne Leitung eines Andern sicher und gut zu bedienen", es sei ihnen aber doch "das Feld geöffnet, sich dahin frei zu bearbeiten". Aufklärung also macht Arbeit - und sie braucht, wie der Königsberger Philosoph mit einer Anleihe bei dem römischen Dichter Horaz schreibt, Mut.

Obgleich seither gewiss unmessbar viel Mut, Verstand und Arbeit aufgewendet worden sind, liegt es nicht allzu fern, auf die Frage heute mit einem ähnlichen Jein zu antworten, wie Kant es damals tat; vielleicht in umgekehrter Blickrichtung: Das Feld der Selbstaufklärung ist weiter geöffnet denn je, die Möglichkeiten, sich über den Zustand der Welt und seiner selbst zu unterrichten, scheinen schier unendlich geworden zu sein. Jedoch bieten sich in unserer Zeit globaler Vernetzungen auch immer mehr "Vormünder" an. So nannte Kant diejenigen, von denen sich die Mutlosen - womöglich aus Bequemlichkeit und insoweit dann auch "selbst verschuldet" - das Denken abnehmen lassen.

Bereits in Kants Perspektive zeichnet sich "Aufklärung" als Prozess ab, der zumindest in der geistesgeschichtlichen Epoche, die sich selbst diesen Namen gegeben hat, zu keinem Abschluss kommt. Der "Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit" - so Kants Faustformel - gilt erst recht heutzutage, da alle möglichen Spielarten einer "Dialektik der Aufklärung" in unser Herkunftsbewusstsein eingegangen sind, als Projekt, das unvollendet sei oder gar unvollendbar - und darum stets wieder von Neuem zu beginnen habe. Und in der Tat: Sofern Aufklärung auf die Befreiung von Vorurteilen, Illusionen und Selbsttäuschungen zielt, kann sie keine Aufgabe sein, die zivilisationsgeschichtlich ein für alle Mal zu erledigen wäre.

Corine Pelluchon akzentuiert ebendiesen Aspekt in einem neuen Buch, das eine "neue Philosophie der Aufklärung" ankündigt, die gänzlich neu naturgemäß nicht sein kann. Für die französische Philosophin ist Aufklärung ein "Akt", in dem sich die "Entschlossenheit" der Individuen bekunde, ihr Schicksal "in die eigenen Hände zu nehmen". Allerdings begreift sie ihn als den Akt einer Generation oder, richtiger, als den Akt, in dem eine Generation jeweils als Akteurin in Erscheinung tritt und "durch Selbstreflexion eine neue Vorstellungswelt hervorzubringen versucht", ein neues "Narrativ". Man könnte auch sagen: ein neues Weltbild. In diesem Fall ist es der Entwurf einer ökologisch - dann doch - aufgeklärten Zivilisation, die die Augen nicht verschließt vor der drohenden Katastrophe und die ihre Gegenwart als "Zeitalter des Lebendigen" versteht.

Das spröde Vokabular verbirgt den existenziellen Schwung nicht, der die Intentionen der Autorin trägt. Die Aufklärung, die für Pelluchon an der Zeit ist, hat einen integrativen Grundzug - und dies in einem doppelten Sinne. Zum einen insofern, als nichts von dem ausgeblendet bleiben soll, was je beanstandet worden ist am Projekt der europäischen Aufklärung (wahlweise: der westlichen Moderne). Altbekannte Hieb- und Stichwörter, die anzeigen, was die Aufklärungsvernunft an selbstzerstörerischen "Nebenfolgen" gezeitigt habe, sind: Imperialismus, Eurozentrismus, Nationalismus, Sexismus, Rassismus, Anthropozentrismus, Dualismus (Körper - Geist, Natur - Kultur), Technizismus, Kapitalismus, Nihilismus und so fort. Vernünftig kann die Vernunft nur sein oder werden, wenn sie dem Negativen, das sie selbst (mit) angerichtet oder nicht verhindert hat, ins Auge blickt - in der Absicht, es in Zukunft besser zu machen. Aufklärung heißt nicht nur Selbstaufklärung, sondern offenkundig ebenso sehr: Selbstermunterung.

Integrativ und inklusiv ist die Aufklärung à la Pelluchon zudem und insbesondere insofern, als sie alles Lebendige in den Blick zu rücken und auch zu berücksichtigen verspricht. Die Menschen sollen sich "ihre Abhängigkeit von der Natur und dem Lebendigen" eingestehen, sich einer "Schicksalsgemeinschaft" zugehörig fühlen und zugehörig wissen, welche "Menschen wie Nichtmenschen" einbegreife. Aufgeklärte Menschen sind sich, auch wenn sie ein selbstbestimmtes Leben anstreben, ihrer Abhängigkeiten und Zugehörigkeiten bewusst; spielen sich nicht mehr wie noch in Descartes' Vorstellungswelt als "maîtres et possesseurs de la nature" auf, als Herren und Eigentümer der Natur. Welche Rolle aber sollen, wollen und können sie stattdessen spielen?

Aufklärung soll etwas damit zu tun haben, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Und angesichts der Klimakatastrophe scheint es wirklich mehr denn je auf menschliches Handeln (und Unterlassen) anzukommen. Gleichwohl sind es, nimmt man die programmatische Stoßrichtung der Überlegungen ernst, nicht mehr nur "unsere", die Hände der Menschen, in denen die Zukunft des Planeten liegt. Zuletzt jedenfalls wäre es die Schicksalsgemeinschaft alles Lebendigen, die ihr Schicksal in die "eigenen Hände" nehmen müsste. Was das des Näheren heißen mag, wie ein quasi demokratisches Miteinander aller Lebewesen aussehen könnte, lässt sich dem neuen Buch Corine Pelluchons nicht entnehmen. Aber das nicht geringe intellektuelle Pensum, das es zu bewältigen gälte, um einen solchen Gedanken nicht von vornherein für absurd zu halten, findet sich darin in programmatischer Gestalt formuliert.

Damit setzt die Philosophin fort, was in ihrer "Philosophie der Ernährung und der Umwelt", ihrem "Manifest für die Tiere" wie auch in einer "Ethik der Wertschätzung" bereits - und zum Teil konkretere - Konturen angenommen hat. Dass es nicht das letzte philosophische Wort zu einer Aufklärung im Zeichen der Ökologie bleiben wird, ist angesichts einer wahrlich irritierenden Leerstelle zu hoffen. Diejenigen Lebewesen, denen unser Heimatplanet seine gesamte Biosphäre verdankt, kommen in dem Buch überhaupt nicht vor: die Pflanzen. Auch das "Zeitalter des Lebendigen" ist offenbar noch kein ganz aufgeklärtes Zeitalter. UWE JUSTUS WENZEL

Corine Pelluchon: "Das Zeitalter des Lebendigen". Eine neue Philosophie der Aufklärung.

Aus dem Französischen von Ulrike Bischoff. WBG/Academic Verlag, Darmstadt 2021. 320 S., geb., 50,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Fertig ist diese 'Aufklärung im Zeitalter des Lebendigen' noch nicht. Aber die Philosophin weist einen klaren Weg dorthin. Einen Weg, der Hoffnung macht.« Buchkultur »Die Philosophin Corine Pelluchon ist überzeugt: Um eine wahrhaftig ökologische und demokratische Gesellschaft herbeizuführen, müssen wir die aufklärerischen Ideale wiederentdecken - um sie anschließend weiterzuentwickeln.« Sachbuch-Bestenliste des ZDF, der ZEIT und des DLF »Für Corine Pelluchon wendet sich die Aufklärung des 21. Jahrhunderts gegen alle Bestrebungen, eine hierarchische oder theokratische Gesellschaft wiederherzustellen. Sie meint auch ein ökologisches Projekt, das der Herrschaft des Menschen über die Natur ein Ende setzt.« Salzburger Nachrichten »Im Detail ist das Ergebnis reich an Einsichten, Anregungen und Engagement. Corine Pelluchon leistet ihren Beitrag zu den konzeptionellen Anstrengungen, die die Herausforderungen der Zeit verlangen, nicht zuletzt um Freiheiten und ökologische Zwänge in Einklang zu bringen.« Roger Pol-Droit, Le Monde »Eine unverzichtbare Lektüre.« Psychologies Magazine »Heute sind (Rousseaus) Gedanken äusserst populär ... auch bei Corine Pelluchon wird es deutlich: Die Philosophin will die Aufklärung fürs Öko-Zeitalter neu denken.« NZZ »Die Philosophin Corine Pelluchon sieht den Beginn einer neuen Aufklärung.« DIE ZEIT