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Marode Schulen und Krankenhäuser, explodierende Mieten in städtischen Zentren, steigende Preise für Wasser, Gas und Strom, geschlossene Filialen der Deutschen Post, "Verzögerungen im Betriebsablauf" bei der Deutschen Bahn - dies alles geht auch auf den großen Ausverkauf der öffentlichen Hand zurück, der in Deutschland während der Kanzlerschaft Helmut Kohls einsetzte. In der Überzeugung, dass Privatisierungen Dienstleistungen besser, billiger und bürgernäher machen, schüttelt "Vater Staat" bis heute immer mehr Aufgaben ab - wie ein Baum seine Blätter im Herbst. Anhand besonders eindrücklicher…mehr

Produktbeschreibung
Marode Schulen und Krankenhäuser, explodierende Mieten in städtischen Zentren, steigende Preise für Wasser, Gas und Strom, geschlossene Filialen der Deutschen Post, "Verzögerungen im Betriebsablauf" bei der Deutschen Bahn - dies alles geht auch auf den großen Ausverkauf der öffentlichen Hand zurück, der in Deutschland während der Kanzlerschaft Helmut Kohls einsetzte. In der Überzeugung, dass Privatisierungen Dienstleistungen besser, billiger und bürgernäher machen, schüttelt "Vater Staat" bis heute immer mehr Aufgaben ab - wie ein Baum seine Blätter im Herbst. Anhand besonders eindrücklicher Beispiele analysiert Tim Engartner in sieben Kapiteln - Bildung, Verkehr, Militär, Post und Telekommunikation, soziale Sicherung, Gesundheit und kommunale Versorgung - die Privatisierungen in Deutschland und ordnet sie in internationale Zusammenhänge ein. Sein Weckruf zeigt: Diese Politik, die von allen regierenden Parteien betrieben wurde und immer noch wird, ist nicht alternativlos.
Autorenporträt
Tim Engartner ist Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Direktor der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung. Er veröffentlicht regelmäßig Artikel in Tages- und Wochenzeitungen (ZEIT, FAZ, FR, taz, Freitag, SZ).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.02.2017

Vater Staat
und die Fürsorge
Tim Engartner argumentiert
gegen den „Privatisierungswahn“
Schon der Titel des Buches macht klar, dass hier kein Anhänger der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ schreibt. Dann hieße das Buch wohl „Gegen die Übermacht des Staates“ – der sich nur mit den Segnungen umfassender Privatisierungen beikommen ließe. Vom Gegenteil ist hier die Rede. Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften, stellt gleich eingangs fest, dass „Vater Staat seit mehr als drei Jahrzehnten seine Aufgaben“ abschüttele „wie ein Baum seine Blätter im Herbst“. Seit 1982, seit dem Beginn der Kanzlerschaft Helmut Kohls bis heute hat der Bund sich von rund 90 Prozent seiner staatlichen Beteiligungen getrennt: Bundesbahn, Bundespost, Lufthansa, die Veba-Gruppe, die heute Eon heißt – sie alle wurden privatisiert.
Aber auch Städte und Gemeinden haben ihre Wasser- und Elektrizitätswerke veräußert, sich von der Müllabfuhr, von kommunalem Wohnungsbesitz und von Krankenhäusern getrennt – was immer einhergeht mit steigenden Kosten für die Bürger. Überlebenswichtige Güter und Dienstleistungen müssen aber, betont Engartner, „allen Menschen unabhängig von ihrer Kaufkraft zur Verfügung stehen“.
Ob nun Schwimmbäder, die Bundesdruckerei oder Kindertagesstätten – ist eine Einrichtung erst einmal privatisiert, soll ja alles besser sein als vorher. Haben staatliche Dienstleistungen jahrelang oft zwar behäbig, aber immerhin doch funktioniert, hat sich das bei privatisierten Einrichtungen wie der Post nicht selten zum Schlechteren gewandelt – am wenigsten profitieren aber die Aktionäre und die Spitzen des Konzerns. Während viele Angestellte der Deutschen Post AG entweder entlassen wurden oder sich mit Teilzeitstellen begnügen müssen, steigen, wie schön, Umsatz und Gewinn des Unternehmens Jahr für Jahr. Fast ist es unzeitgemäß und deshalb umso wichtiger, dass Engartner sich mit Verve dieses Themas annimmt.
Auf den knapp 270 Seiten seines als „Weckruf“ gedachten Buches durchleuchtet Engartner kenntnisreich, kritisch und oftmals mit der gebotenen Schärfe einige zumindest teilprivatisierte Kernbereiche der Bundesrepublik: das Bildungs- und das Gesundheitswesen, Verkehr, Bundeswehr, Rente und Arbeit, Post und Telekommunikation. Sie alle seien dem „Privatisierungswahn“ anheimgefallen; der Autor hingegen plädiert tapfer für öffentliche Bildung oder einen regulierten Gesundheitsmarkt und gegen die „Verbetriebswirtschaftlichung“ der öffentlichen Daseinsfürsorge sowie gegen deren Lobbyisten.
Wie sehr Verstaatlichungen schiefgehen können, zeigt das Beispiel British Rail: Nach Jahren mit in der Summe gigantischen Verspätungen und drei schweren Unglücken besann sich die britische Politik – und verstaatlichte den Infrastrukturbetreiber Railtrack wieder.
CORD ASCHENBRENNER
Tim Engartner:
Staat im Ausverkauf. Privatisierung in Deutschland. Campus Verlag Frankfurt/New York 2016. 268 Seiten, 22,95 Euro.
E-Book: 17,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Auf den knapp 270 Seiten seines als 'Weckruf' gedachten Buches durchleuchtet Engartner kenntnisreich, kritisch und oftmals mit der gebotenen Schärfe einige zumindest teilprivatisierte Kernbereiche der Bundesrepublik: das Bildungs- und das Gesundheitswesen, Verkehr, Bundeswehr, Rente und Arbeit, Post und Telekommunikation. [...] Der Autor hingegen plädiert tapfer für öffentliche Bildung oder einen regulierten Gesundheitsmarkt und gegen die 'Verbetriebswirtschaftlichung' der öffentlichen Daseinsfürsorge sowie gegen deren Lobbyisten.« Cord Aschenbrenner, Süddeutsche Zeitung, 20.02.2017»Engartner hat in seinem Buch mit diesem Titel eine hervorragend recherchierte und exzellent geschriebene Analyse vorgelegt, die darlegt, wie, warum und mit welchen Folgen für die Bürger sich das 'neue' Leitbild der Daseinsvorsorge in Deutschland durchsetzen konnte.«, Makroskop, 27.06.2017»Engartners Buch zeigt nicht, wann Privatisierungen sinnvoll sind und wann nicht. Aber es betont: Immer aus Prinzip auf Privatisierung zu setzen - das ist sicherlich nicht der richtige Weg.« Katja Scherer, Deutschlandfunk, 19.12.2016»Engartner legt ausführlich dar, wie sich das Kapital die öffentliche Daseinsvorsorge einverleibt.« Simon Zeise, Junge Welt, 03.04.2017»Das Geschäft mit der Gesundheit muss ein Ende finden, fordert Tim Engartner. Der Sozialwissenschaftler beklagt, dass mit zunehmender Privatisierung kommunaler Kliniken vielerorts das Motto 'Masse statt Klasse' gelte - auf Kosten des Patientenwohls.«, Gesundheit und Gesellschaft, 17.03.2017»Engartner zeigt in seinem Buch ein Pandämonium der Privatisierung aller Lebensbereiche auf, wie sie in der liberalistischen Theorie eines Milton Friedman programmatisch angedacht ist, bisher aber von den betroffenen Bürger*innen im tatsächlichen Umfang noch gar nicht wirklich wahrgenommen wird.«, Frankfurter Lehrerzeitung, 22.11.2016»Engartner tritt als Alternative für die immer weiter um sich greifende Privatisierung der Daseinsvorsorge dafür ein, 'dass die Kommunalwirtschaft als tot geglaubte Sparte der Ökonomie eine Renaissance erlebt'.« Jörg Roesler, Neues Deutschland, 23.03.2017…mehr