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Die Begriffe Universalität und Globalisierung sind heute in aller Munde, aber sie sind nicht neu, ihre Wurzeln reichen bis in die Antike, in den durch Hellenismus und das Römische Reich geschaffenen Kulturraum.Der große Althistoriker Pedro Barceló entwirft, als Summe seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit der alten Welt, das Panorama der wichtigsten Faktoren der politischen, ökonomischen, sozialen und religiös-kultischen Entwicklungen der Antike. Dabei arbeitet er die prägenden räumlichen Begebenheiten und kulturellen und mentalen Konstanten heraus, die die antike Geschichte über…mehr

Produktbeschreibung
Die Begriffe Universalität und Globalisierung sind heute in aller Munde, aber sie sind nicht neu, ihre Wurzeln reichen bis in die Antike, in den durch Hellenismus und das Römische Reich geschaffenen Kulturraum.Der große Althistoriker Pedro Barceló entwirft, als Summe seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit der alten Welt, das Panorama der wichtigsten Faktoren der politischen, ökonomischen, sozialen und religiös-kultischen Entwicklungen der Antike. Dabei arbeitet er die prägenden räumlichen Begebenheiten und kulturellen und mentalen Konstanten heraus, die die antike Geschichte über zweitausend Jahre bestimmten: Welche überzeitlichen Mythen durchziehen die griechisch-römische Mittelmeerkultur? Welche gemeinsamen Vorstellungen von Göttlichem, von Herrschaft oder Feindschaft?Denn es sind vor allem diese anthropologischen Phänomene, die den Kulturraum von Ägyptern, Griechen und Römern zu einem großen Ganzen machten, und die uns heute noch prägen - weil wir in ihren Fußstapfen wandern
Autorenporträt
Barceló, PedroPedro Barceló, geb. 1950, war bis 2015 Professor für Alte Geschichte an der Universität Potsdam. Innerhalb der griechisch-römischen Antike beschäftigte sich der international renommierte Historiker unter anderem mit der Geschichte von Religion und religiösem Wandel, von Randgruppen und der Rolle des Christentums. Bei der WBG erschien von ihm u.a. die Biographie "Alexander der Große" (2007) sowie "Kleine griechische Geschichte" und "Kleine römische Geschichte".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2019

Mit Herodot zum richtigen Patriotismus
Pedro Barceló versucht sich in Brückenschlägen von der Alten Welt in die Gegenwart

Einbändige Darstellungen der griechischen und römischen Geschichte werden seit Generationen immer wieder vorgelegt. Um auf diesem Feld noch einen guten Platz zu finden, bedarf es in erster Linie einer überzeugenden Konzeption. Die traditionelle, chronologisch verfahrende Erzählung mit einigen starken Gesichtspunkten legt eine linear-kontinuierliche Lektüre nahe. Aber wer liest heute noch dicke Bücher ganz durch? Wohl auch aus diesem Grund hat sich der Potsdamer Emeritus Pedro Barceló für ein eher mosaikartiges Verfahren entschieden, eine "Sammlung von Impressionen zur Geschichte und zu Geschichten der Alten Welt". Das kommt weniger autoritativ daher, man kann mittendrin anfangen und hat im besten Fall bereits nach fünfzig Seiten ein Bild.

Die Kapitel zu Großthemen wie "Land und Meer", "Kult und Erlösung", "Herrschen und Dienen" sowie "Krieg und Gewalt" schreiten jeweils die gesamte Antike ab. Wer sich in den elementaren Tatsachen einigermaßen auskennt, findet in den folgenden Abschnitten unter Überschriften wie "Ikonographie der Macht", "Regierungsstile - Herrschaftsformen" oder "Monotheismus als politisches Problem" überraschende Zuspitzungen.

So stellt der Autor dem Entwurf Solons, den gesamten Bürgerverband in die politische Verantwortung für Athens Gedeihen zu nehmen, das islamische Kalifat gegenüber, das als theokratisches System "keine Verfassung, keinen Wandel, im Grunde genommen auch keinen Staat und keine Politik" benötigte. Dabei erinnert Barceló daran, dass der auf eine Eliminierung der Politik zielende Platon bei der Konstruktion eines politischen Islams eine viel größere Rolle spielte als Aristoteles mit seinem Denken von Ordnung in Varianzen. Diese Gegenüberstellung ist pointiert gedacht (und geeignet, Gegenrede zu provozieren) - aber die präziseren Argumente dafür finden sich bei Egon Flaig (F.A.Z. vom 28. Dezember 2007).

Auch sonst schätzt der Autor Analogien und Brückenschläge in unsere Gegenwart, wenn er etwa die wirtschaftliche Erholung Karthagos nach dem Hannibalkrieg mit dem Aufschwung der jungen Bundesrepublik vergleicht. Dem "konstitutionellen Patriotismus" in der attischen Tragödie und bei Herodot komme im einundzwanzigsten Jahrhundert gar eine Vorbildfunktion zu, da angesichts des tiefgreifenden Integrationsprozesses der Europäischen Union der Patriotismus nationaler Prägung im Vergleich zum Verfassungspatriotismus veraltet sei. Das kann man auch anders sehen.

Generell lässt sich Barceló in humanistischer Manier von der Absicht leiten, aus der Antike als einer "Quelle der Inspiration und Erfahrung für menschliche Grenzsituationen" Funken der Erkenntnis herauszuschlagen. Die Epoche ist ihm Archiv der Erinnerung, Katalysator unseres kulturellen Erbes und Vorbild für die zivilisatorische Entwicklung der nachfolgenden Epochen.

Der Anlage des Buches entsprechend sucht der Autor auch sprachlich zu differenzieren: Neben beschreibenden oder erzählenden Passagen stehen eher locker skizzierte Beispiele sowie biographische Vignetten. So wird etwa ein Brief Caesars aus der Frühphase des Bürgerkriegs als kaum verschlüsseltes Programm einer monarchischen Herrschaft interpretiert. Auch Bildzeugnisse kommen in exemplarischen Interpretationen zur Evidenz. Hin und wieder lässt der Autor zudem den Forscher durchscheinen, der sich in einem "investigativen Duktus" zu offenen oder strittigen Fragen äußert und auf diese Weise zugleich deutlich macht, wie es mit unseren vermeintlich gesicherten Einsichten oft steht. Lesenswert ist, wie Barcélo die Finanzierung des Zweiten Punischen Krieges auf beiden Seiten vergleicht. Und in welcher anderen Darstellung dieses Formats finden sich Unterkapitel zu Tartessos, dem Hasdrubal-Vertrag, zu Numantia oder vornehmen Karthagern?

Leider pflegt der Autor einen schwerfälligen Nominalstil, referiert zu viele Fakten und ist begrifflich häufig unpräzise, wenn etwa die attischen Phylen als Landbezirke bezeichnet oder die Grundprinzipien der athenischen Demokratie schief formuliert werden. Den Peloponnesischen Krieg als griechischen Bürgerkrieg anzusprechen setzt Hellas als politische Nation voraus, was offenkundig falsch ist. Seine Summe einer langjährigen, passionierten Forschungs- und Lehrtätigkeit ist dennoch nicht uninteressant, weil sie zumindest in der Disposition gewandelten Lesegewohnheiten Rechnung zu tragen sucht und ein Wissensfundament zu legen bemüht ist. Seltsamerweise konterkariert der Verlag diese Absicht, indem Register und Zeittafel fehlen.

UWE WALTER

Pedro Barceló: "Die Alte Welt". Von Land und Meer, Herrschaft und Krieg, Mythos, Kult und Erlösung.

Wbg/Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt 2019. 704 S., Abb., geb., 35,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Die Epoche ist ihm Archiv der Erinnerung, Katalysator unseres kulturellen Erbes und Vorbild für die zivilisatorische Entwicklung der nachfolgenden Epochen.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Was das gesammelte Material und dessen gedankliche Durchdringung angeht, ist dieses Buch bewundernswürdig.« Die Tagespost