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Lebendig, spannend und dramatisch wie in einem Historienroman erzählt Tom Holland das Leben und Wirken der ersten römischen Kaiser. Ein großartiges und packendes Porträt der julisch-claudischen Dynastie, die die römische Welt grundlegend verwandelte.
Aufstieg und Niedergang eines römischen Kaiserhauses: Blutige Hofintrigen, die große Politik, atemberaubende Bauprojekte, die großen Eroberungszüge, nächtelange Orgien und exotische Gladiatorenkämpfe - das ist die Bühne, auf der Kaiser agieren, ihre Macht etablieren und das Imperium nach dem Zusammenbruch der Republik neu ordnen. Glänzend…mehr

Produktbeschreibung
Lebendig, spannend und dramatisch wie in einem Historienroman erzählt Tom Holland das Leben und Wirken der ersten römischen Kaiser. Ein großartiges und packendes Porträt der julisch-claudischen Dynastie, die die römische Welt grundlegend verwandelte.

Aufstieg und Niedergang eines römischen Kaiserhauses: Blutige Hofintrigen, die große Politik, atemberaubende Bauprojekte, die großen Eroberungszüge, nächtelange Orgien und exotische Gladiatorenkämpfe - das ist die Bühne, auf der Kaiser agieren, ihre Macht etablieren und das Imperium nach dem Zusammenbruch der Republik neu ordnen. Glänzend entlarvt der Autor zugleich manche Klischees von dekadenten römischen Herrschern und weiß doch das »Menschlich-Allzumenschliche« der politischen Akteure meisterhaft in Szene zu setzen: Tiberius, der große Feldherr, der sich verbittert auf Capri zurückzog, berüchtigt für seine perversen Neigungen, Caligula, ein Meister der Grausamkeit und Provokation, der sein Pferd zum Konsul machte, Nero, der sich als Künstler sah, einen Eunuchen heiratete und einen gigantischen Palast im Zentrum Roms bauen ließ. Wie nie zuvor ist dieses Kapitel der Weltgeschichte zu einer atemberaubenden Erzählung verdichtet worden.
Autorenporträt
Tom Holland, geboren 1968, studierte in Cambridge und Oxford Geschichte und Literaturwissenschaft. Der Autor und Journalist hat sich mit BBC-Sendungen über Herodot, Homer, Thukydides und Vergil einen Namen gemacht. Er ist Bestsellerautor für Fiction und Historisches Buch und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. 2004 den »Hessel-Tiltman Prize for History« für »Rubicon« und 2006 den »Runciman Award« der Anglo-Hellenic League für sein Buch »Persisches Feuer«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2016

Soll er mich töten, solange er nur Kaiser wird

Wie präzise ist dieser Blick auf den Cäsarenwahn wirklich? Tom Holland erzählt die Skandalgeschichte der römischen Kaiser von Augustus bis Nero.

Von Andreas Kilb

Im vierzehnten Buch seiner "Annalen" betätigt sich der sonst so nüchterne Tacitus als Krimi-Autor. Es geht um den von Nero befohlenen Mord an seiner Mutter Agrippina: Ein mit Sollbruchstellen präpariertes Schiff dient als Instrument des Verbrechens; die "sternhelle und bei ruhiger See stille Nacht" von Baiae sorgt für die richtige Beleuchtung; als der Moment gekommen ist, bricht das mit Blei beschwerte Oberdeck über dem Opfer zusammen. Doch Agrippina überlebt und schwimmt an Land. Von dort schickt sie eine Nachricht an ihren Sohn, der, "außer sich vor Schrecken", nach seinen Helfershelfern - darunter der Philosoph Seneca - ruft. Drei Killer werden zu der Villa geschickt, in die sich Neros Mutter geflüchtet hat. Einer schlägt ihr einen Knüppel auf den Kopf, dem zweiten bietet sie ihren Unterleib zum Gnadenstoß dar, ruft "Stich in den Bauch!" und stirbt.

Aber das ist noch nicht das Beste. Denn Agrippina, so erfahren wir jetzt, hat dies alles bereits im Voraus gewusst. Viele Jahre zuvor hatte ein Wahrsager ihr prophezeit, ihr Sohn werde Cäsar werden und seine Mutter umbringen. Und was hat Agrippina geantwortet? Originalton Tacitus: "Occidit, dum imperet." Er soll (mich) töten, solange er nur Kaiser wird.

Bei Tom Holland klingt die Szene ein wenig anders. Auch hier der kunstgerechte Schiffbruch, die überraschende Rettung, das Angstschlottern des Imperators; dazu reichlich erzählerisches Schmierfett ("Plötzlich aber hörte man Hufgeklapper näher kommen.") und Einfühlungsprosa ("Daraufhin beschloss sie, nicht weiter zu protestieren, sondern als die zu sterben, die sie war."). Doch dann die Enttäuschung: Kein Wahrsagerspruch, kein Agrippina-Bonmot! Beides hat Holland schon eine Seite davor abgehakt. Stattdessen liefert er jene von Tacitus angezweifelte, von den Salonmalern eifrig bebilderte Szene, in der Nero den nackten Leib der Toten betrachtet und nachdenklich murmelt, er habe gar nicht gewusst, dass er eine so schöne Mutter hatte.

Die veränderte Reihenfolge ist keine Laune des Autors. Sie entspricht der Grundtendenz seines Textes, der Hierarchie seines Blicks. Tom Holland interessiert sich für Agrippina nur beiläufig, so wie er auch den anderen Opferrollen in seiner Geschichte, der Augustustochter Julia, dem früh verstorbenen Germanicus, dem von Nero vergifteten Britannicus und den vielen kleineren Kollateraltoten der frühen Kaiserzeit, nur wenig Aufmerksamkeit schenkt. Sein Auge ruht auf den Hauptdarstellern seines Cäsarendramas, den Herren Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius und Nero. Denn Holland will eine These belegen, die er im Schlusskapitel seines Buches formuliert: Demnach "sollte das römische Volk nie mehr von Kaisern beherrscht werden, die mit der außerordentlichen Mystik und Macht begnadet waren, welche den Erben des Augustus ihre Zugehörigkeit zur Familie ihres Gründers verliehen hatte".

Die vertrackte Syntax verrät die Mühen des Verfassers, seine Behauptung gegen Einsprüche zu schützen, und tatsächlich fallen einem auf Anhieb mehrere spätere Kaiser ein, denen die Historiker ebenfalls "Mystik und Macht" zugesprochen haben, etwa Hadrian oder Konstantin den Großen. Holland geht es freilich um etwas anderes, das er ein paar Absätze weiter genauer formuliert. Selbst die Christen, die von Nero "entsetzlich" verfolgt wurden, heißt es da, hätten nicht umhin gekonnt, "sein Charisma anzuerkennen". Charisma, das lehrt die Geschichte der Diktatoren des zwanzigsten Jahrhunderts, wird öfter zugeschrieben als ausgestrahlt. Es entsteht im Kopf des Betrachters vor dem Gepränge der Macht. Nero, darauf deuten alle Zeugnisse bei Sueton, Tacitus und Cassius Dio, war in der Rolle des Prinzeps ein gewiefter Schauspieler, aber Persönlichkeitszauber wird ihm von niemandem zugeschrieben, auch nicht von Trajan, der seine frühe Regierungszeit ihrer Taten, nicht ihrer Feste wegen lobt.

Dasselbe gilt für Tiberius und Caligula - vom "sabbernden" (Holland) Claudius zu schweigen - und selbst für Augustus, der in dieser Hinsicht nicht an seinen Adoptivvater Cäsar heranreichte. Holland aber ist so sehr entschlossen, die Spuren charismatischer Herrschaft bei Neros Zeitgenossen zu entdecken, dass er einen christlichen Kommentator aus dem dritten Jahrhundert mobilisiert, der in einem der Häupter des siebenköpfigen Tieres aus der Johannes-Apokalypse ein Porträt des Imperators sehen will, dem ein Dolchstoß in die Kehle das Licht ausblies. Die Wunde, heißt es bei Johannes, werde heilen; der Schaden aber, den Holland seiner Erzählung durch diese verkrampfte Exegese zufügt, heilt nicht mehr zu.

Tom Holland ist einer der führenden Populärhistoriker der angelsächsischen Publizistik. In "Rubikon" hat er den Weg der römischen Republik in die cäsarische Diktatur, in "Persisches Feuer" den Weg der Griechen in die Demokratie geschildert. Sein bedeutendstes Sachbuch, die vor vier Jahren erschienene Studie "Im Schatten des Schwertes", ist eine Zusammenfassung neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Entstehung des Islams mit den Mitteln eines journalistisch geschulten Erzählers. Die saloppe und zugleich pointierte Sprache, mit der er die Schicksale Mohammeds und seiner Nachfolger ausbreitete, bewährt sich auch in "Dynastie", am besten vielleicht in seinem Porträt von Caligula, dem Urenkel des Augustus.

Die Lehrzeit des jungen Prinzen im Staatsbordell seines Vorgängers Tiberius auf Capri, schreibt Holland, "hatte seine Augen für die Extreme an Schauwert und Neuartigkeit geöffnet, auf die ein Kaiser Zugriff hatte". Später spricht er von Caligulas "Entschlossenheit, die verkommene Niedertracht menschlicher Instinkte bloßzulegen". Da erscheint, mit ein paar zeittypischen Retuschen versehen, niemand anderes als der existentialistische Held, den schon Albert Camus in seinem Historiendrama von 1939 gezeichnet hat. Vom Cäsarenwahn führt eben immer noch ein gerader Weg zur Pathologie des modernen Subjekts. Jedenfalls stellt man sich den jungen Caligula, während man Hollands Buch liest, mit den Zügen des Popstars Prince und den Tücken einer Lars-von-Trier-Figur vor. Oder, gerade in diesen Tagen, mit dem Gesicht des jungen Donald Trump.

Dennoch hat sich Tom Holland mit "Dynastie" vertan. Er wollte, wie er im Vorwort erklärt, ein Rom-Buch schreiben, das die ideale Passage zwischen Sensationsgier und historischer Analyse sucht. Dabei hat er die wichtigste Tugend des historischen Erzählers vernachlässigt: Klarheit. Das augusteische Kaisertum entstand aus der eingewurzelten Furcht vor der Wiederkehr des Königtums. Bei Holland dagegen klingt es so, als hätte sich das Volk aus Angst vor Bürgerkriegen einen Alleinherrscher erkoren. Was ein Senator, ein Prätor, ein Volkstribun war und tat, wird nie ganz deutlich. So ertrinkt das Sittenbild der ersten Kaiserdynastie Europas in der Unschärfe eines Salongemäldes. "Erschöpfte Grausamkeit ist keine Milde", zitiert Holland Senecas Aphorismus über den späten Augustus. Erschöpfte Kolportage ist leider auch keine Geschichtsschreibung.

Tom Holland: "Dynastie". Glanz und Elend der römischen Kaiser von Augustus bis Nero.

Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2016. 508 S., Abb., geb., 26,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Kilb bekommt erschöpfte Kolportage, ein unscharfes Salongemälde, wo Tom Holland doch verspricht, ein Sittenbild der ersten Kaiserdynastie zu zeichnen. Fokussiert auf die Hauptdarsteller seines Cäsarendramas, auf Augustus, Tiberius und Caliluga, Nero und Claudius, meint Kilb, sucht Holland mit aller Macht des Populärhistorikers die Spuren charismatischer Herrschaft in der frühen Kaiserzeit. Sprachlich salopp und pointiert zeichnet er unter anderem Caligula als existentialistischen Helden, der Kilb gar an Prince oder den jungen Trump erinnert. Klares historisches Erzählens geht anders, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Tom Holland ... verfolgt in seiner spannenden Erzählung die Spuren des weit verzweigten Geschlechts. Holland zeigt ein Rom, in dem brutale Machtkämpfe bin hin zu Mord und Totschlag an der Tagesordnung waren, eine Welt, in der Glanz und Elend der Elite nahe beieinander lagen, eine Gesellschaft, deren Luxus in schreiendem Gegensatz zur Armut der Ohnmächtigen stand.« Stuttgarter Zeitung, 30.12.2017 Stuttgarter Zeitung 20171230