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Die Geschichte eines Körpers - erzählt von seinem Inhaber
Ein Leben wird erzählt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nur die Perspektive ist eine besondere: Der Körper selbst mit seinen Reaktionen und Veränderungen ist hier Stichwortgeber für die Geschichte eines langen, bewegten und erfüllten Lebens. Ein Roman in Tagebuchform.»Ich will nie wieder Angst haben.« Dies ist der feste Vorsatz des Erzählers in Daniel Pennacs neuem Roman, der in Frankreich sofort bei Erscheinen die Bestsellerliste stürmte und sich dort für Monate festsetzte. Nach einer traumatischen Erfahrung beschließt der 1923…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte eines Körpers - erzählt von seinem Inhaber

Ein Leben wird erzählt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nur die Perspektive ist eine besondere: Der Körper selbst mit seinen Reaktionen und Veränderungen ist hier Stichwortgeber für die Geschichte eines langen, bewegten und erfüllten Lebens. Ein Roman in Tagebuchform.»Ich will nie wieder Angst haben.« Dies ist der feste Vorsatz des Erzählers in Daniel Pennacs neuem Roman, der in Frankreich sofort bei Erscheinen die Bestsellerliste stürmte und sich dort für Monate festsetzte. Nach einer traumatischen Erfahrung beschließt der 1923 geborene Erzähler als Zwölfjähriger zweierlei, um sein Ziel zu erreichen: erstens will er seinen Körper stählen und zweitens über alles, was mit diesem Körper zu tun hat, genau Buch führen. Sein ganzes weiteres Leben hindurch - bis kurz vor seinem Tod im Alter von 87 Jahren - schreibt er nun Tagebuch, immer im Dialog mit dem eigenen Körper. Aber auch die Körper der anderen bleiben nicht unbeobachtet. Selten hat man eine schönere Liebeserklärung gelesen als die des Erzählers an die Frau, die jahrzehntelang an seiner Seite stand. Ob in Momenten von fast Proust'scher Melancholie, großer Zärtlichkeit oder grotesker Skurrilität, immer ist der Leser ganz dicht dran am Körper dieses Jungen, der zum Mann wird, zum Vater, zum Großvater, der Angst hat, der mutig ist, sich verliebt, aber auch Kummer hat und von Krankheiten heimgesucht wird.Daniel Pennac zieht einmal mehr alle Register seiner erzählerischen Kunst. Und es gelingt ihm ein mitreißendes, witziges, anrührendes und ehrliches Buch: der Roman eines Lebens und einer Epoche.
Autorenporträt
Pennac, Daniel
Daniel Pennac, geboren 1944, lebt in Paris. Über zwei Jahrzehnte arbeitete er als Lehrer, bevor er sich 1995 endgültig nur noch dem Schreiben zuwandte. Neben zahlreichen Romanen, wie den erfolgreichen Malaussène-Krimis, hat er Kinder- und Jugendbücher und einen Band mit eigenen Zeichnungen veröffentlicht. Bekannt wurde Pennac vor allem durch die literarische Streitschrift für die Rechte des Lesers »Wie ein Roman«. Für «Schulkummer« erhielt er 2007 den renommierten Prix Renaudot, mit »Der Körper seines Lebens« führte er in Frankreich wochenlang die Bestsellerlisten an.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.06.2014

Ziemlich beste Freunde
Daniel Pennac erzählt ein ganzes Leben aus der Perspektive des menschlichen Körpers
Über das Possessivpronomen im deutschen Titel dieses Buchs kann man sich wundern. Was soll dieses besitzanzeigende „mein“ gegenüber einem Körper, der unpersönlich einfach seine wechselnden Befindlichkeitszustände anzeigen will? „Journal eines Körpers“ heißt wörtlich übersetzt der Originaltitel. Und man darf es ruhig dem Erzählgeschick des Autors Daniel Pennac überlassen, die wechselnden Phänomene von Nasenbluten, Brechreiz, Schwindelgefühl, Magenkrampf, jäher Erektion, Gedächtnisstörung und panischen Angstschreien zum Ich eines persönlichen Romanhelden und Tagebuchschreibers in Beziehung zu bringen.
  Tagebuchschreiber halten normalerweise Emotionen, Gedanken, Geschichten von Freundschaften und Liebe, Betrachtungen über sich selbst und die Welt auf dem Papier fest – so notiert der Erzähler in diesem Buch schon in seinen Jugendjahren und nimmt sich stattdessen dann etwas ganz anderes vor. Er wolle alle Regungen seines Körpers als bedeutsam erachten, gesteht er, und exakt beschreiben, was er empfinde bei starken Schmerzen, Wohlsein oder physischer Lust, aber auch bei belanglosen Sinneswahrnehmungen, wenn etwa der Wind über seine Haut streicht oder wenn er in den Duftbereich seiner Ersatzmutter Violette eintaucht. Dieses Vorhaben bringt er konsequent zur Ausführung, mit genauer Datierung, angefangen mit jenem Septembermontag 1936, an dem er zwölfjährig seine Ängste auflistet – Angst vor Mama, vor Spiegeln, vor Ameisen – bis zum 29. Oktober 2010, als es für den alten Mann ans Sterben geht.
  Neben den privaten Lebensetappen wie erster Liebe, Heirat, Berufstätigkeit, Vaterschaft, Pensionierung, Geburtstagen, Krankheiten, Todesfällen hinterlässt mitunter auch die Zeitgeschichte ihre Spuren in den über achtzig Jahre sich hinziehenden Aufzeichnungen. Dies alles allein aus den Körperfunktionen einer Figur zu erzählen, ist indessen eine schriftstellerische Herausforderung.
  Ohne ein paar Tricks kommt selbst ein Romanautor vom Rang Daniel Pennacs nicht aus. Er lässt die Aufzeichnungen seines Helden nach dem Tod in die Hände der Tochter gelangen, die sie wiederum zwecks einer eventuellen Veröffentlichung dem Schriftsteller D. P. zuspielt. Diese Figurenstaffelung öffnet erzählerische Spielräume, in denen der Vater, etwa durch eingeschobene Notizen an seine Tochter, den Ereignisbericht seines Körperjournals kommentierend durchbrechen kann. Für die Bürgerwelt, der er entstamme, sei der Körper kein Gesprächsgegenstand gewesen, und mit spontanen Zärtlichkeitsbekundungen habe er wohl eher gespart, gesteht der Mann schon in seiner Einleitungsnotiz gegenüber der Tochter. Der Körper sei vielmehr eine Erfindung der Nachkriegsgeneration gewesen – wenn auch nur dem Schein nach, wie er hinzufügt.
  Denn nichts kommt ihm schamhafter vor als die Pornostars von heute oder die moderne Medizin, die im geröntgten, sonografierten, gescannten Körper nur noch abstrakte Antikörperfabriken erkennt. Dagegen setzt der Mann sein Tagebuch, das jahrein, jahraus von Hustenanfällen, Fürzen, Ejakulationen, Knochenmarkpunktion und Alzheimer berichtet.
  Wäre da nicht das Talent des ehemaligen Schullehrers Pennac, der mit seinen Malaussène-Krimis und den früheren Büchern „Schulkummer“ oder „Wie ein Roman“ schon das Glück der Schulversager und Gelegenheitsleser rehabilitierte, könnte die Sache leicht zur hypochondrischen Peinlichkeit werden. Der Autor versteht es aber, in den Körperregungen seines Helden immer neue Lebensepisoden und manchmal auch Zeitgeschichte zu spiegeln.
  Den Ausbruch aus der Familie ins Internat ertrotzt sich der 14-Jährige 1938 durch Hungerstreik. Den Beginn der deutschen Westoffensive 1940 nimmt er als Strom geknickter Menschen mit leerem Blick, die Paraden der Besatzer in Paris dann als widerwärtige Zusammenballung von Körpern wahr. Der Eintritt ins Mannesalter, sexuell und überhaupt, beginnt in den euphorischen Jahren gleich nach dem Krieg. Doch lässt auch die etwas traurig stimmende existenzielle Einsicht nicht lang auf sich warten, dass bei manchen Frauen alles stimmt zum gemeinsamen Glück, nur das Zusammensein der Körper nicht, während bei anderen, vielleicht ferneren, die Gemeinsamkeit sofort in der Erfahrung des physisch befriedigten Tiers aufgeht. So ist es mit der Frau, die der Mann heiraten und mit der er Kinder und Kindeskinder haben wird. Normaler, banaler könnte die Existenz dieses eigenwilligen Tagebuchschreibers kaum sein, der selbst die historischen Ereignisse im Prisma seines Körpers wahrnimmt. Vom Beginn der Unruhen 1968 erfährt er im Krankenhaus, wo er wegen Polypen behandelt wird und am Bettnachbarn die Spuren von Schlagstöcken erkennt.
  Beinah freudianisch ist die Grundwahrheit dieses Romans. Nichts, so schließen wir, gäbe es von unserer Existenz zu beschreiben, zu erzählen, zu besingen oder zu beklagen, lebten Körper und Geist in vollkommenem Einklang. Leben entspringt aus Konflikten und Reibung. Das fiel schon dem jungen Tagebuchschreiber auf. Er sah seinen Freund Robert beim Arbeiten im Stall einmal versehentlich auf ein Brett mit einem hervorstehenden Nagel knien und auf die Frage, ob es nicht weh tue, beiläufig antworten: ein bisschen.
  Robert und sein Körper seien gemeinsam aufgewachsen wie zwei Kumpel, notiert der Beobachter im Tagebuch, sie bräuchten sich daher nicht bei jedem Zwischenfall neu kennenzulernen. Er selber hingegen falle beim Anblick von Blut beinah in Ohnmacht und tappe von einer Überraschung zur nächsten vor lauter Verwunderung darüber, dass er einen Körper habe. Gegen die smarten Well- und Fitnessprogramme unserer Jahre im Namen von Gesundheit, körperlichem Wohlbefinden oder physischen Extremreizen setzt Pennac in dem von seiner Stammübersetzerin Eveline Passet elegant wiedergegebenen Buch überzeugend eine Körpererfahrung von Pleiten, Pech und Pannen, aber auch von unverhofften Glücksmomenten. Sie führen nicht aus der Welt hinaus, sondern in sie hinein.
JOSEPH HANIMANN
Daniel Pennac: Der Körper meines Lebens. Roman. Aus dem Französischen von Eveline Passet. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014. 448 Seiten, 22,99 Euro, E-Book 19,99 Euro.
Nichts gäbe es zu berichten,
lebten Leib und Seele
in ungetrübter Harmonie
Daniel Pennac , geboren 1944, lebt in Paris. Über zwei Jahrzehnte lang arbeitete er als Lehrer, bevor er sich ganz für das Schreiben entschied. Neben zahlreichen Romanen hat er Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Foto: AFP
Gegen die Leibfeindlichkeit der Gegenwart setzt Pennac Hustenanfälle,
Schwindelgefühle und Magenkrämpfe: Unser Bild zeigt eine Darstellung der rund 400 Akupunkturpunkte des menschlichen Körpers.
 Foto: Andre Zelck/laif
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ingeborg Waldinger feiert ein mit Ironie begangenes Fest des Körperlichen mit dem Autor Daniel Pennac und seinem Erzähler, der in diesem Buch sein Leben als Funktion des Körpers nacherzählt, von der Kindheit bis zum Tod. Zwar erkennt Waldinger, wie der Autor Authentizität durch die Tagebuchform nur vortäuscht, doch gehen ihr die Einträge gleichwohl nahe, wenn der Erzähler Krankheiten und körperliche Irritationen, Ängste und Empfindungen des Reifens wie des Vergehens in Reflexionen und Aphorismen zum besten gibt. Ein ganzes Leben gewinnt so laut Waldinger nach und nach Kontur und der Leib steht auf gegen den tendenziell entleibenden Zeitgeist, meint sie.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Daniel Pannac gelingt ein mitreißendes, witziges, anrührendes und entwaffnend ehrliches Buch: der Roman eines Lebens und einer Epoche.« rantlos.de 20140918