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"Die größte humanitäre Katastrophe weltweit." Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR über den Jemen
Der blutige Krieg im Jemen hat die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart ausgelöst. In der Weltöffentlichkeit spielt er hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Der gebürtige Jemenit und ehemalige Bundeswehroffizier Said AlDailami erklärt die Hintergründe und zeigt, wie der Jemen ins Fadenkreuz regionaler und internationaler Interessen geraten konnte. Der Krieg im Jemen ist kein gewöhnlicher Krieg. Weil er von ungleichen Brüdern geführt wird, ist er umso grausamer und intensiver. Seine Opfer…mehr

Produktbeschreibung
"Die größte humanitäre Katastrophe weltweit."
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR über den Jemen

Der blutige Krieg im Jemen hat die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart ausgelöst. In der Weltöffentlichkeit spielt er hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Der gebürtige Jemenit und ehemalige Bundeswehroffizier Said AlDailami erklärt die Hintergründe und zeigt, wie der Jemen ins Fadenkreuz regionaler und internationaler Interessen geraten konnte.
Der Krieg im Jemen ist kein gewöhnlicher Krieg. Weil er von ungleichen Brüdern geführt wird, ist er umso grausamer und intensiver. Seine Opfer interpretieren die Intervention der saudischen Militärallianz als Kampfansage gegen den Jemen, der sich selbst als Wiege der arabischen Kultur sieht. Dieses Selbstverständnis derJemeniten nimmt AlDailami zum Ausgangspunkt für seine schonungslose Analyse der Konfliktlinien entlang von wirtschaftlichen Interessen sowie konfessionellen, regionalen, tribalen und klassengesellschaftlichen Differenzen. Und er zeigt, wie die geostrategisch und wirtschaftlich bedeutsame Lage des Jemen am Eingang zum Roten Meer Begehrlichkeiten in der Region weckte und welche Rolle Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Iran und der Westen bei der Entstehung, Entwicklung und medialen Verdunklung des Konflikts spielen. Ein authentischer, mit persönlichen Erfahrungen und Eindrücken angereicherter Insiderblick auf die Geschehnisse im Jemen.
Autorenporträt
Said AlDailami ist promovierter Staatswissenschaftler. Der ehemalige Offizier der Bundeswehr aus einer gesellschaftlich und politisch einflussreichen jemenitischen Familie ist derzeit in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Als ausgewiesener Kenner der arabischen Welt ist er ein geschätzter Berater in Politik-, Wirtschafts- und Sicherheitsfragen. Mit dem vorliegenden Buch will AlDailami seinem Geburtsland und der arabischen Welt insgesamt eine Stimme geben. Er engagiert sich - u. a. mit seinem Verein Hayati Karamati e. V. - in zahlreichen Hilfsprojekten im Jemen, um vor allem das Leid der vom Krieg besonders in Mitleidenschaft gezogenen Kinder zu lindern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.02.2020

Tragödie
am Tor der Tränen
Said AlDailami will den Krieg in Jemen erklären
Ibn Khaldûn (Tunis 1332 – Kairo 1406), Andalusier jemenitischer Herkunft, Historiker, Geograf, mehrsprachig vielgereister Diplomat, hin und wieder auch „Spion“, sowie „Urvater“ faktenorientierter Sozialforschung, schrieb in seiner „Einführung in die Weltgeschichte“ (Al-Muqaddima), Kapitel 2, Absatz 25: „Araber reißen alles an sich, das sie kampf- und risikolos ergattern können … Die Araber wagen sich nicht wie andere ins Zentrum einer Gebirgswelt.“ Heute tun sie es besonders „risikolos“, nämlich aus der Luft. Nach raschem Bombenwurf drehen die meist saudi-arabischen Geschwader ab und landen „siegreich“ sowie unbehindert von einer nicht vorhandenen jemenitischen Luftabwehr auf ihren Basen, Tod und Verderben unter jemenitischen Zivilisten gesät habend.
Der Autor Said AlDailami, geboren 1978 aus einer jemenitischen „Nobel“-Familie, rund zehn Jahre später mit den Eltern nach Deutschland emigriert, promovierter Staatswissenschaftler sowie ehemaliger Offizier der Bundeswehr, hat sich nun vorgenommen, sein Geburtsland den Europäern zu erklären. Seine These: In Jemen tobt seit bald fünf Jahren ein „vergessener Krieg“. Die Folgen für die Zivilbevölkerung sind dramatisch. Internationale Organisationen sprechen von der größten Hungerkatastrophe und Cholera-Epidemie, die die Menschheitsgeschichte je gesehen hätte. Doch „vergessen“ ist dieser Krieg keineswegs, schon gar nicht bei dessen sicht- wie unsichtbaren Betreibern (siehe dazu auch Süddeutsche Zeitung vom 12.12.2019: „Jemen und die Bomben“). Auf der Aktionsbühne: die Luftwaffen Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und einer Handvoll weiterer Air-Force-Kameraden. Immerhin, Katar und Marokko haben sich aus dem Bomberverein zurückgezogen. Ihr Krieg war und ist das nicht. Europäische und transatlantische Waffenschmieden hingegen (in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und noch ein paar anderen EU-Ländern bis vor Kurzem) rieben sich die Hände. In Frankreich, Großbritannien und den USA blüht das Geschäft weiter. Man rüstet(e) die Hauptdarsteller mit Hochexplosivem und Eisenzeug auf, gegen Bares, sehr viel Bares. Es ist „(big) business“, wie „usual“ in derartigen Fällen.
Said AlDailami macht keinen Hehl aus seinen Einschätzungen. Jemen rühmt sich, die Wiege der arabischen Kultur zu sein. Jemenitischen Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien bescheinigt er nichts Vergleichbares. Dafür widmet AlDailami der saudi-arabischen Khashoggi-Affäre mehr als sechs Seiten. Symbol für die Staatsmoral eines ganzen Kingdoms? Er geißelt die auf der Arabischen Halbinsel mithilfe von Ölmilliarden aus den Sanddünen hervorgestampfte Luxuswelt, die für ihn außer Raffgier und Größenwahn nichts Zukunftsträchtiges in sich trägt.
Der Autor vollzieht einen Ritt durch eine mehr als zweitausend Jahre alte jemenitische Geschichte, durch Höhen (so nannte man diesen Zipfel der Arabischen Halbinsel im 11. Jahrhundert noch „Arabia Felix“ – das glückliche Arabien) und Tiefen (Stichwort „Königin von Saba“), aber auch eine farbenreiche Beleuchtung der Gegenwart seit 1962 (Sturz der Monarchie) und des sich anschließenden, immer von Neuem ausbrechenden Hickhacks zwischen süd-, mittel- und nordjemenitischen Volksgruppen (nahezu „kastenhaft“ strukturierten Stämme), wobei es für die jeweiligen Gruppierungen letztlich immer darum geht, dort zu landen, wo’s „warm“ rauskommt. Das gegenwärtige Jemen als Spielwiese von Korrumpierern und Korrumpierten? Und auf dem Heiratsweg vermischen sich, wie auch anderswo, allmählich die „Kasten“. Alter Adel und Geldaristokratie begatten sich. Doch von 28 Millionen kriegsgeschüttelten Jemeniten vegetieren heute 24 Millionen in Hunger und absolutem Elend.
Nennenswerte Bodenschätze besitzt Jemen nicht, dafür eine einmalige strategische Lage an der Meeresenge Bab al-Mandab (Tor der Tränen), drei vom arabischen Rohölexport intensiv befahrene Meere verbindend: Rotes Meer, Arabisches Meer, Indischer Ozean. Das weitgehend gegenstandslose Gerede von einer massiven iranischen Präsenz im Hafen al-Hudaida (Rotes Meer) auf dem Gebiet der nordjemenitischen, allenfalls vage schiitisch betenden Huthis sollte aus solcher Perspektive gesehen werden. Sicher existiert im arabischen Zentralraum und der sich östlich anschließenden Golfregion ein saudi-arabisch-iranisches Ringen um regionale Vormacht. Doch diesen Aspekt zur tragenden Säule des seit 2015 tobenden Jemen-Krieges zu machen, wäre surrealistisch. Selbst der Glaubensstreit „Sunniten versus Schiiten“ bringt es nicht, dient den derzeitigen „Kriegern“ jedoch als Stellvertreterideologie, um lokale Machtansprüche zu verschleiern. Der jemenitische Islam ist historisch betrachtet unorthodox, eher tolerant gegenüber „anderen“.
Das „Eingemachte“ für Jemeniten und Saudis plus „Alliierte“ liegt vor ihren jeweiligen „Haustüren“, wo sich „Schutthalden“ türmen, von einer mehrtausendjährigen Geschichte aufgehäuft. Man muss deren Wachsen kompetent erzählen können, um die Gegenwart zu verdeutlichen. Der Chronist Said AlDailami, in Europa zu einem demokratisch-humanistischen Hoffnungsträger der Art „I have a dream“ geworden, wirkt überzeugend. Seine (auch arabischen) Quellen sind stichhaltig, doch das Buch bleibt frei von Fachjargon und liest sich flüssig. Bis zur letzten Seite.
WOLFGANG FREUND
Wolfgang Freund ist deutsch-französischer Sozialwissenschaftler (Schwerpunkt „Mittelmeerkulturen“). Zahlreiche Publikationen auf Deutsch, Französisch und Englisch. Lebt heute in Südfrankreich.
Said AlDailami:
Jemen. Der vergessene Krieg. Verlag C.H. Beck. München 2019.
264 Seiten. 14 Euro.
E-Book: 13,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überzeugt liest Rezensent Wolfgang Freund Said AlDailamis "Ritt durch die jemenitische Geschichte". AlDailami, der Ende der achtziger Jahre nach Deutschland emigrierte und promovierter Staatswissenschaftler wie ehemaliger Bundeswehroffizier ist, möchte mit seinem Buch über den vor allem für die Zivilbevölkerung dramatischen Krieg in Jemen aufklären, und tut dies dem Rezensenten zufolge "farbenreich" und "stichhaltig". Eindrucksvoll "bis zur letzten Seite" findet Freund auch die Hintergründe des Luftwaffenkriegs beleuchtet: das blühende Geschäft europäischer und transatlantischer "Waffenschmieden", der Sturz der Monarchie im Jahr 1962 oder den Glaubensstreit zwischen Sunniten und Schiiten.

© Perlentaucher Medien GmbH
"AlDailami (...) beschreibt mit immensem Sachverstand die Entwicklung des Landes."
WeltTrends, Renate Schmidt

"Ein hoch interessantes und gut geschriebenes Buch."
International, Fritz Edlinger

"Der Autor bleibt sich auch am Ende seines Buches seinem Vorsatz treu, den Jemeniten eine Stimme zu geben."
Jemen-Report, Henner Kircher

"AlDailami untersucht in seinem tiefgehenden, faktenreichen Buch die Hintergründe und Auswirkungen eines hochkomplexen Krieges mit wechselnden Bündnissen."
Neue Zürcher Zeitung, Michael Holmes

"Ein kenntnisreiches Buch über die komplexe geopolitische Lage und die Hintergründe des Krieges im Süden der arabischen Halbinsel."
Das Parlament

"Ein erschütternder Einblick in die Tragödie eines Landes, der vielleicht das Auge der Öffentlichkeit (...) mehr auf diese ,vergessene Region' lenken wird."
Kleine Zeitung