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Der Rigveda gehört zu den ältesten Literaturdenkmälern der Menschheit. In den rund 1000 Hymnen dieses Textes, der vermutlich zwischen 1500 und 1000 v. Chr. verfaßt wurde, fand eine am Opfer orientierte Religion ihren Niederschlag, die etwa seit 2000 v. Chr. aus dem heutigen Afghanistan nach Nordindien einwandernde vedische Stämme geformt hatten. Diese Religion ist einerseits indogermanischem Erbe verpflichtet, weist andererseits aber auch bereits den Weg zum Hinduismus. Thomas Oberlies zeichnet ihre Gottesvorstellungen, ihren Kultus und ihre Mythologie in allen Einzelheiten nach. Kosmologie…mehr

Produktbeschreibung
Der Rigveda gehört zu den ältesten Literaturdenkmälern der Menschheit. In den rund 1000 Hymnen dieses Textes, der vermutlich zwischen 1500 und 1000 v. Chr. verfaßt wurde, fand eine am Opfer orientierte Religion ihren Niederschlag, die etwa seit 2000 v. Chr. aus dem heutigen Afghanistan nach Nordindien einwandernde vedische Stämme geformt hatten. Diese Religion ist einerseits indogermanischem Erbe verpflichtet, weist andererseits aber auch bereits den Weg zum Hinduismus. Thomas Oberlies zeichnet ihre Gottesvorstellungen, ihren Kultus und ihre Mythologie in allen Einzelheiten nach. Kosmologie und Jenseitskonzeptionen kommen ebenso in den Blick wie etwa die Gesellschaftsform und die Art der Herrschaftslegitimation.
Autorenporträt
Thomas Oberlies, geboren 1958, ist Professor für Indologie und Tibetologie an der Universität Göttingen und ordentliches Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2013

Monotheisten, aber nur für einen Augenblick

Ordnung ins Gefüge der Götterhierarchien: Thomas Oberlies macht in einem außerordentlichem Buch mit dem Rigveda, einem Urtext des Hinduismus, bekannt.

Es ist eine der ältesten zusammenhängenden Schriften der großen Religionen, es ist der älteste Text Indiens, es ist eine Fundgrube für die Kultur des indischen (und iranischen, zarathustrischen) Altertums. Und doch ist der Rigveda, wörtlich "das aus (heiligen) Versen bestehende Wissen", von dem hier die Rede ist, kaum bekannt. Zu Unrecht. In 1028 Hymnen und Anrufungen, zwischen 1500 und 1000 vor Christus verfasst, findet im Rigveda eine einzigartige Religion ihren Ausdruck, in deren Mittelpunkt das Feuer- und Tieropfer steht. Die Hymnen werden meist zur Anrufung von Göttern gesungen. Es findet auch die von 2000 vor Christus an erfolgte und heute aus politischen Gründen umstrittene Einwanderung indoarischer Stämme aus dem heutigen Afghanistan nach Nordindien ihren Niederschlag.

Der Text steht zwischen einem indogermanischen Erbe und dem Hinduismus, auch wenn dieser religiöse Vorstellungen und Rituale entwickelte, die er zwar durch den Rigveda zu legitimieren sucht, die aber die rigvedische Religion nicht kannte. So sucht man vergeblich im Rigveda nach dem hinduistischen Puja-Gottesdienst, Tempeln und Wallfahrten. Viele Hochgötter wie Rama, Krishna und der elefantenköpfige Gott Ganesha oder die Kinderverheiratung werden nicht einmal erwähnt. Auch "typisch" hinduistische Gebräuche wie das brahmanische Verbot der Wiederverheiratung oder fast alle hinduistischen Feste sind noch nicht belegt.

Die bislang maßgebliche Übersetzung des Rigveda wurde in deutscher Sprache geschrieben wurde. (Bis vor nicht allzu langer Zeit musste man Deutsch lernen, um in der Indologie etwas zu werden!) Sie stammt von Karl Friedrich Geldner und erschien 1912 in der Harvard University Press. In jüngerer Zeit hat sich der Harvard-Professor Michael Witzel mit Kollegen darangemacht, eine neue kommentierte Übersetzung herauszubringen. Der erste Band mit zwei von zehn Büchern oder Liederkreisen des Rigveda erschien 2007 als einer der ersten Bände im Verlag der Weltreligionen, der sich um die Erhaltung grundlegender religiöser Texte verdient macht.

Dort ist nun auch Thomas Oberlies' Darstellung der Religion des Rigveda erschienen, die an Hermann Oldenbergs Meisterwerk "Die Religion des Veda" (2. Auflage, 1917) anknüpft, ohne es ersetzen zu können und zu wollen. Das Buch beruht auf seiner umfangreichen Trilogie zur Religion des Veda, von der zwei Teile 1998 und 1999 in Wien erschienen sind und der dritte angekündigt ist. Belesen, gründlich und souverän erfasst Oberlies, Ordinarius für Indologie und Tibetologie in Göttingen, den kulturhistorischen Hintergrund, die Überlieferungsgeschichte, die Beziehungen zur indogermanischen und indoarischen Religion, vor allem aber das Pantheon, die Gottesvorstellungen, Mythen und Kosmologien, die Herrschafts- und Jenseitskonzeptionen, weniger jedoch die Rituale.

Oberlies zeigt, wie sehr die Hymnen und Lieder des Rigveda in priesterlichen Dichterclans entstanden sind, von denen sie lange mündlich und einmalig getreu - "wie eine 3000 Jahre alte ,Tonbandaufzeichnung'" (Michael Witzel) - tradiert wurden, bis Max Müller im neunzehnten Jahrhundert die erste Edition und Übersetzung herausbrachte, die auf maximal etwa tausend Jahre alten Manuskripten beruhte. Diese Traditionen und ihre Mnemotechniken leben noch heute in Indien.

Die Religion des Rigveda ist polytheistisch. Sie gehört damit, wie der Tübinger Religionswissenschaftler Burkhard Gladigow einmal meinte, zum Normalfall der Religionen, während die monotheistischen Religionen den Sonderfall bilden. Dennoch werden im Rigveda manche Götter mitunter als so unvergleichlich dargestellt, dass Oberlies in Anlehnung an Max Müller zu Recht von einem "Monotheismus des Augenblicks" spricht. Diese Herausstellung erlangen aber nur die "großen (persönlichen) Götter", die eine eigene Handlungsfreiheit und einen "Machtüberschuss" haben. Davon unterscheidet Oberlies Bereichs- und Funktionsgötter, die nur einen begrenzten Wirkungsbereich in natürlichen oder himmlischen Sphären haben oder eine prägnante Funktion wie etwa die von Helfern oder Begleitern verkörpern.

In seiner dichten Darstellung konzentriert sich Oberlies ganz auf den Rigveda unter Vernachlässigung jüngerer vedischer Quellen. Er zeichnet damit das Bild einer Religion, wie sie sich im zweiten Jahrtausend vor Christus entfaltet hat. Die weitere Entwicklung, die mit dem Übergang von einem Halbnomadentum zur Sesshaftigkeit, der Entstehung von ersten Königreichen und der Betonung des häuslichen Rituals zusammenhängt, bleibt weitgehend außen vor. Das erweist sich als kohärent, aber eben doch begrenzt. Als einführende Gesamtdarstellung in die vedische Religion ist der Band daher nur bedingt zu empfehlen. Auch wünschte sich der Leser mitunter eine Zuspitzung vieler intelligenter Einsichten und einen zusammenfassenden Schluss. Doch trotz solcher Abstriche bleibt Oberlies' Band ein außerordentliches Werk, das zukünftig für eine Vertiefung des Wissens vom Rigveda unverzichtbar sein wird.

Im heutigen Hinduismus ist der Rigveda kaum noch ein religiös dominanter Offenbarungstext. Andere Schriften, vornehmlich die Upanishaden, die Bhagavadgita, die mythischen, epischen und die philosophischen Texte, sind an seine Stelle getreten, um den Menschen religiöse Inhalte und Botschaften zu vermitteln. Gefragt nach den Inhalten des Veda, wird kaum ein Hindu heutzutage etwas Substantielles sagen können. Es gibt praktisch keine religiösen Anlässe mehr, in denen die Offenbarung des Veda eine zentrale Rolle spielt. Der Veda lebt erstarrt fast nur noch im Ritual, vornehmlich in der Initiation und der Umgürtung mit der heiligen Schnur, bei der jeder männliche Angehörige der oberen Stände den Rigveda in einer auf ein Mantra kondensierten Form symbolisch erhält, aber auch in zahlreichen anderen Opferritualen. Und deshalb ist es wichtig, dass Thomas Oberlies den dritten Band zu seiner Trilogie der Religion des Veda, der dem Ritual gewidmet sein soll, vollendet.

AXEL MICHAELS

Thomas Oberlies: "Der Rigveda und seine Religion".

Verlag der Weltreligionen, Berlin 2012. 622 S., geb., 38,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als Einführung in die vedische Religion möchte Axel Michaels den Band des Indologen und Tibetologen Thomas Oberlies nicht gerade empfehlen. Zur Vertiefung des Wissens vom Rigveda jedoch eignet sich das Buch laut Rezensent allemal. Abstriche muss Michaels vor allem bei der Pointierung so mancher intelligenter Einsicht betreffend die Überlieferungsgeschichte und den kulturhistorischen Hintergrund bzw. die Gottesvorstellungen, Mythen und Kosmologien des Rigveda und auch bei den jüngeren vedischen Quellen machen. Dafür besticht die Arbeit für ihn im Ganzen durch Gründlichkeit und Souveränität; außerdordentlich für die Vertiefung des Themas, meint Michaels.

© Perlentaucher Medien GmbH
»So ist ein Buch entstanden, das auf hohem und neuem wissenschaftlichem Niveau in ein großes Werk der Weltliteratur einführt. Das Buch ist wieder in der Qualität ausgestattet, für die der Verlag der Weltreligionen Maßstäbe setzt: sorgfältig lektoriert, mit reichen Stellen-, Namens- und - unschätzbar - Sachverzeichnissen.«