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»Aufregend und ein Wunder« George Saunders
»In 'Friday Black' wird von einer Zukunft erzählt, die schon morgen beginnen könnte. Eine neue und radikal frische Stimme in der US-Literatur.« stern - SWR-Bestenliste Juli/August 2020.
In zwölf verstörenden Storys erzählt Nana Kwame Adjei-Brenyah von Liebe und Leidenschaft in Zeiten von Gewalt, Rassismus und ungezügeltem Konsum. Wie fühlt es sich an, im heutigen Amerika jung und schwarz zu sein? Welche Spuren hinterlässt alltägliche Ungerechtigkeit? In einer unkonventionellen Mischung aus hartem Realismus, dystopischer Fantasie und greller…mehr

Produktbeschreibung
»Aufregend und ein Wunder« George Saunders

»In 'Friday Black' wird von einer Zukunft erzählt, die schon morgen beginnen könnte. Eine neue und radikal frische Stimme in der US-Literatur.« stern - SWR-Bestenliste Juli/August 2020.

In zwölf verstörenden Storys erzählt Nana Kwame Adjei-Brenyah von Liebe und Leidenschaft in Zeiten von Gewalt, Rassismus und ungezügeltem Konsum. Wie fühlt es sich an, im heutigen Amerika jung und schwarz zu sein? Welche Spuren hinterlässt alltägliche Ungerechtigkeit? In einer unkonventionellen Mischung aus hartem Realismus, dystopischer Fantasie und greller Komik findet der US-Amerikaner eine neue Sprache für die brennenden Themen unserer Zeit. Ein selten kraftvolles, mitreißendes und ungewöhnliches Debüt!
Autorenporträt
Nana Kwame Adjei-Brenyah, Sohn ghanaischer Eltern, wurde 1990 in Spring Valley, New York, geboren, studierte Fine Arts und unterrichtet heute Creative Writing an der Syracuse University. Sein Debüt »Friday Black«, ein New York Times-Bestseller, errang den PEN-Jean Stein Book Award 2019, stand auf der Shortlist für den Dylan Thomas Prize 2019 und auf der Longlist der Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction. Universal Pictures hat sich die Filmrechte an der Titelgeschichte seines Debüts gesichert.

Thomas Gunkel, 1956 in Treysa geboren, arbeitete mehrere Jahre als Erzieher. Nach seinem Studium der Germanistik und Geografie in Marburg/Lahn wurde er 1991 Literaturübersetzer. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören u.a. Larry Brown, John Cheever, Stewart O'Nan, William Trevor und Richard Yates.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Immerwährend scannt Emmanuel innerlich seine Schwarzheit – mit Cargohose, schwarzem Kapuzenshirt und Baseballkappe liegt sie stabil bei 7,6. Am Telefon kann er sie auf 1,5 runterschrauben. In Nana Kwame Adjei-Brenyahs Auftakt-Erzählung „Die Finkelstein Five“ geht es um ein Kettensägen-Masskaker an fünf schwarzen Teenagern, das ein weißer Familienvater begangen hat, um seine Kinder zu „schützen“. Als er freigesprochen wird, beginnt die Rache der Namers und Emmanuel hat zum ersten Mal in seinem Leben keine Angst vor dem Heulen der Polizeisirenen… Dystopisch, brutal und magisch sind die zwölf Kurzgeschichten in diesem fesselnden und furiosen Debüt, das in den USA zum Überraschungserfolg wurde. Die Stories erzählen vom Zimmer-Land-Park, einem Reality-Game, in dem die Kunden bewaffnet in Gefahrensituationen gebracht werden, um ihr Problem- und Urteilsvermögen zu erkunden und Isaiah fast ausnahmslos vor ihrem Haus erschießen. Sie erzählen vom Black Friday-Konsumrausch, der regelmäßig in zombiehaften Gewaltorgien mündet. Sie erzählen davon, was es bedeutet Schwarz zu sein in den USA. Nicht nur in der atemlosen, fantastischen Fiktion dieses jungen Autors. Sondern auch in der Realität, in der George Floyd ermordet wurde, wie so viele vor ihm.

© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Jens Uthoff gefällt an diesem Debüt des amerikanischen Autors Nana Kwame Adjei-Brenyah besonders, dass dem Sohn ghanaischer Einwanderer "jeder Betroffenheitskitsch" abgehe. Stattdessen erzählt Adjei-Brenyah in seinen satirischen Kurzgeschichten etwa von einem weißen Mann, dem vor Gericht Notwehr attestiert wird, nachdem er fünf Schwarze mit einer Kettensäge enthauptet hat, oder von einem Freizeitpark, in dem Besucher ihre Mordfantasien an Schwarzen oder Muslimen ausleben können. Nicht immer schwingt sich Adjei-Brenyah dabei zu gleicher Brillanz auf, räumt Uthoff ein, manche Geschichten erscheinen dem Rezensenten sogar simpel, erwartbar, ausgelutscht. Aber in seinen besten Momenten zeige Adjei-Brenyah echte "Meisterschaft.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.05.2020

Eine 8,2 auf der Schwarzheitsskala
Nana Kwame Adjei-Brenyahs Storys stilisieren die Mechaniken rassistischen Hasses zu grotesken Dystopien
Apokalyptik scheint sich als Modus und Thema für das Jahr 2020 aufzudrängen, dessen Nachrichten bislang durch Buschbrände, rassistischen Terror und nun eine Pandemie dominieren. Es ist zu erwarten, dass das auch die literarische Produktion der kommenden Jahre prägen wird. Dabei gab es schon vor der momentan grassierenden Pandemie Autorinnen und Autoren, die gute Gründe hatten, die soziale Lage als durch externen Zwang und Gewalt bestimmt zu beschreiben. Ein in den USA hochgelobtes Debüt, das diesen Weg einschlägt, ist die Storysammlung Friday Black von Nana Kwame Adjej-Brenyah, die bereits 2018 in englischer Sprache erschien und nun von Thomas Gunkel ins Deutsche übersetzt wurde.
Das Buch beginnt mit der Geschichte „Die Finkelstein Five“, einer Gruppe von schwarzen Kindern, die von einem weißen Familienvater auf einem Parkplatz ermordet werden, weil er sich allein durch ihre Präsenz bedroht fühlte. Der Protagonist der Erzählung, einer junger Mann namens Emmanuel, kämpft gegen Traumbilder der mit einer Kettensäge enthaupteten Kinder. In seinen wachen Stunden bewirbt er sich um Jobs, die ihm versagt werden, weil dem Arbeitgeber in letzter Minute auffällt, dass dadurch, dass schon ein gewisser „Jamal“ in der Firma arbeite, die nicht noch einen weiteren Mitarbeiter brauche, der dem Unternehmen einen „urbanen“ Anstrich verleiht.
Emmanuel bewegt sich in einer Welt, die voller nicht mal besonders subtiler Codes und offener Rassismen ist, und ihm in keiner Minute seines Lebens erlaubt, sich von dem, was in der Story „Schwarzheit“ genannt wird, zurückzuziehen. Diese misst er selbst auf einer Skala von 1 bis 10, bis auf eine Kommastelle genau. In einem Bekleidungsgeschäft, in dem er sich für ein Vorstellungsgespräch ein neues Hemd kaufen will, schnellt die „Schwarzheit“ auf 8,1, als er am Ausgang nach der Quittung für das gerade eben bezahlte Kleidungsstück gefragt wird, im Bus, in dem er einen Freund trifft, steigt sie 7,6, nachdem ihm zuvor gelungen war, sie auf 2,9 zur drücken.
Adjej-Brenyah gelingt es gleich in dieser ersten Geschichte, die existenzielle Dimension des Rassismus auf nur sehr wenigen Seiten absolut beklemmend zu beschreiben: Emmanuel hat kein Außen zu dieser Kondition, er kann sich selbst nicht aus der unaufhörlichen Feststellung seiner „Schwarzheit“ entlassen, so lange er überhaupt auf der Welt ist. Die Story setzt sich zusammen aus Szenen aus Emmanuels Alltag und solchen, in denen der Gerichtsprozess gegen den Mörder der Finkelstein Five geschildert wird, der auf Notwehr plädiert: er habe nur seine Kinder schützen wollen. In der Folge kommt es bei Emmanuel und seinen Freunden zu einem Gewaltausbruch, der sich dieses Mal gegen Weiße richtet – und daran ist nichts Gerechtes, nichts Erleichterndes, „Die Finkelstein Five“ ist eine Geschichte von den Zwangsläufigkeiten rassistischen Hasses.
Wer danach weiterliest, darf nicht auf Erholung hoffen. Die Storys in „Friday Black“ lassen sich grob in zwei Genres einteilen. Zunächst sind da die Dystopien: „Die Alte Zeit“ ist eine Science-Fiction-Erzählung, in der Schulkinder eine Droge namens „Glück“ injiziert bekommen, um ihren nach eugenischen Prinzipien organisierten Schulunterricht durchzustehen, in „Zimmer-Land“ verdingen sich junge Schwarze in einem Virtual-Reality-Spiel, in dem sie sich wieder und wieder von zahlenden Kunden (alle weiß) erschießen lassen. Der Erzähler in „Lark Street“ trifft auf die lebendig gewordenen abgetriebenen Embryos seiner Freundin, die ihm mit aufmüpfigen Gesprächen und Appellen an seine Moral das Leben schwer machen.
Das zweite Genre, dem sich einige der Storys zuordnen lassen, ist das der konsumkritischen Groteske. Die titelgebende Geschichte „Friday Black“ ist eine steile Abfahrt Richtung Zombieapokalypse: Ein Verkäufer beobachtet, wie Kundinnen und Kunden eines Geschäfts für Funktionskleidung bei dem Versuch ausrasten, sich Jacken der Marke PoleFace™ zu sichern. Überhaupt spielt der Verkauf von Markenprodukten eine wichtige Rolle: Die Erzähler wissen dabei genau was sie tun, sie sind hyperkompetente Verkäufer sowohl von Bekleidung, als auch ihrer eigenen Performance als Servicepersonal. Der Witz geht auf Kosten derjenigen, die das nicht durchschauen und in größter Selbstzufriedenheit nur eines wollen: Mehr haben, Preis egal.
So kurz zusammengefasst klingt das etwas schematisch, und die schlechte Nachricht ist, dass das leider daran liegt, dass die Storys in vielen Fällen – „Die Finkelstein Five“ ist eine der Ausnahmen – auf sehr schematischen Grundideen beruhen. Zum Eindruck der hölzernen oder etwas plakativen Plots trägt allerdings ganz wesentlich die Übersetzung bei.
Es ist eine enorm herausfordernde Aufgabe ein Amerikanisch zu übersetzen, das von sich in Dystopien bewegenden Figuren gesprochen wird, oder das von Ausdrücken durchsetzt ist, die das Gesamtgewicht der Schwarzen Kultur in Amerika tragen. Es treten dann aber Figuren auf, die „Scheibenkleister“ sagen und „Mein Bro Manny hatte die richtige Idee“. Die Schwierigkeit der Übertragung einer bestimmten Haltung, die sich in Sprache ausdrückt, wird insbesondere bei Rap augenfällig. Die Kongruenz von sozialer Lage und Stil, um die es dabei geht, und die auch in Adjei-Brenyahs Storys zum Tragen kommen soll, geht zumindest in diesem Deutsch verloren.
Während man für die Übersetzung aber vielleicht lediglich etwas Geduld haben muss, braucht es für die Lektüre aber zusätzlich Offenheit fürs Genre. Adjei-Brenyahs Versuch aus der realen, haarsträubenden Gewalt rassistischer Gesellschaften groteske Horrorstorys werden zu lassen, setzt auf kurz verdichtetes Gemetzel und Erzählungen aus einer Zukunft, in der Glück lediglich eine unglaubwürdige Erinnerung der wenigen, und nicht ein Zustand ist, der prinzipiell erreichbar scheint. Die Verbindung von Horror und Komik hat zuletzt vor allem Jordan Peele in seinem Film „Get Out“ mobilisiert, um die Bigotterie eines weißen, sich als antirassistisch-aufgeklärten juste milieu zu demonstrieren.
Was auf Spielfilmlänge und von Schauspielern ausagiert gelingt, gerät in den Short Storys von Adjei-Brenyah jedoch immer wieder zum Strohfeuer. Wenn auf nur einer halben Seite ein kollektiver Black-Friday-Kaufrausch so eskaliert, dass sich Leichenberge auftürmen, über die von PoleFace™ besessene Kundinnen klimmen, ist das als Idee, nun ja, vor allem: ausbaufähig.
HANNA ENGELMEIER
Nana Kwame Adjei-Brenyah: Friday Black. Storys. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Penguin, München 2020. 240 Seiten, 20 Euro.
Der Autor Nana Kwame Adjei-Brenyah.
Foto: Levene/Guardian/Eyevine/Inter topics
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»In der satirischen Überspitzung der Wirklichkeit hält der junge afroamerikanische Schriftsteller der amerikanischen Gesellschaft einen Spiegel vor: sie ist rassistisch, herzlos, geldbesessen, gewalttätig. Ein atemraubendes Debüt.« Deutschlandfunk Kultur, Johannes Kaiser