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Kazimierz Dolny an der Weichsel war schon in den 1920er und 1930er Jahren eine beliebte Sommerfrische, nicht zuletzt für die Warschauer Intelligenz und das künstlerische Milieu der polnischen Hauptstadt. Hier präsentiert sich ein Ensemble illustrer kleiner Heldinnen und Helden mit ihren teils diffusen Weltbildern: Geliebte beiderlei Geschlechts, Künstler, Kunstliebhaber, Frustrierte und Inspirierte, Fischer, ein Barbesitzer, eine Eisverkäuferin, ein Politfunktionär, eine jüdische Bettlerin, fromme Juden, diverse Lebedamen, elegante und weniger elegante Kavaliere sowie tiefe Frömmigkeit,…mehr

Produktbeschreibung
Kazimierz Dolny an der Weichsel war schon in den 1920er und 1930er Jahren eine beliebte Sommerfrische, nicht zuletzt für die Warschauer Intelligenz und das künstlerische Milieu der polnischen Hauptstadt. Hier präsentiert sich ein Ensemble illustrer kleiner Heldinnen und Helden mit ihren teils diffusen Weltbildern: Geliebte beiderlei Geschlechts, Künstler, Kunstliebhaber, Frustrierte und Inspirierte, Fischer, ein Barbesitzer, eine Eisverkäuferin, ein Politfunktionär, eine jüdische Bettlerin, fromme Juden, diverse Lebedamen, elegante und weniger elegante Kavaliere sowie tiefe Frömmigkeit, katholischer Volksglaube, Kleingeist, Halbverrücktes und politische Träume. Sie umgibt eine atemberaubende Aura aus jüdischem Leben und polnisch-jüdischem Gegeneinander, Hetze und Hoffnungslosigkeit, Frömmigkeit und Libertinage.Zum Spannungsbogen zwischen Hauptstadt und Provinz gesellt sich ein dritter Schauplatz:das Städtchen Góra Kalwaria (jiddisch Ger), das westlichste Zentrum des polnischen Chassidismus. Sie bilden eine Trias zwischen kleinstädtischem Alltag, der ersehnten Flucht in die imaginierte Gegenwelt einer polnisch-jüdischen Sommeridylle und der Vitalität der chassidischen Gemeinschaft und ihrer traditionellen Heilserwartungen. Rudnickis Erzählessay besticht durch seine ironisch zugespitzte Analyse der Zwischenkriegsgesellschaft, ihren Merkwürdigkeiten und Verklemmtheiten, ihrer Sehnsucht nach einem Ausbruch aus den sozialen Konventionen und der damit einhergehenden Angst. Es gelingt ihm auf diese Weise exemplarisch, den letzten Sommer des polnischen Judentums literarisch zu bewahren.
Autorenporträt
wurde 1909 als Aron Hirschhorn in Zabno unweit Tarnów in eine chassidische Familie geboren. In den frühen 1930er Jahren ließ er sich in Warschau nieder, nahm den Namen Adolf Rudnicki an und veröffentlichte erste Prosawerke. Der Umzug nach Warschau markierte den Bruch mit dem tiefgläubigen Umfeld seines Vaters. Rudnicki kämpfte 1939 in der polnischen Armee und floh anschließend in das sowjetisch besetzte Lwów. 1942 kehrte er nach Warschau zurück, beschaffte sich falsche Papiere und nahm an illegalen literarischen Aktivitäten teil. 1944 trat er in die Polnische Arbeiterpartei ein und wurde nach Kriegsende Redakteur der Zeitschrift "Kuznica", einem Sprachrohr der neuen sozialistischen Literaturauffassung. Gleichzeitig entwickelte er sich zu einer der wichtigsten Stimmen der Erinnerung an die Shoah und die Vergangenheit der jüdischen Lebenswelten Polens. Erst in den 1960er Jahren begann Rudnicki gegen die Zensur zu opponieren. 1972 ließ er sich mit seiner Familie in Frankreich nieder. Er kehrte 1987 nach Warschau zurück, wo er 1990 starb. Zu Rudnickis hierzulande so gut wie unbekanntem Werk zählen Romane, Erzählungen, Essays und autobiographische Skizzen und Reflexionen. In den 1960er Jahren erschienen Auswahlbände seiner Werke im Aufbau Verlag.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensent Martin Sander versteht Adolf Rudnickis "Erzählessay" als Porträt einer Lebenswelt vor ihrem Niedergang. Die Schilderung einer bunten Sommerfrischlergemeinschaft im Jahr 1938 im Weichselbad Kazimierz bildet laut Sander die ganze Vorkriegsgesellschaft Polens ab, ihre inneren Spannungen und Spaltungen. Die genauen Skizzen über Künstler, Misfits, Zweifler, Bürger und Gläubige zeigt für Sander auch, wie radikale Ideen Einfluss gewinnen. Die "psychologische Spannung" im Text wird gebrochen durch die ironische Erzählhaltung, so Sander.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Mit leiser aber unter die Haut gehender Ironie beschreibt Rudnicki in seinen episodischen Essays das Kleinbürgertum mit seinen mehr oder weniger liebenswerten, oft auch skurrilen Persönlichkeiten. Die Szenen, die sich in diesem Sommer 1938 abspielen - ein Jahr vor der Katastrophe der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht - verraten vordergründig eine Leichtigkeit des Seins. Mittels einer Fülle von Momentaufnahmen schildert Rudnicki das Zusammenleben von Polen und Juden in all seinen Facetten, mal mit Humor,mal recht bissig, aber immer mit unbestechlicher analytischer Wahrnehmung. So streut er in das scheinbar unbeschwerte Flair dieses Sommers immer wieder Widersprüche und Konflikte ein, die das Klima zwischen Einheimischen und Sommerfrischlern überschatten.« Badische Zeitung, 16. Juni 2021 »Der polnische Schriftsteller Adolf Rudnicki veröffentlicht 1938 einen Essay über die Sommerfrische Kazimierz, in dem er mit scharfem Blick die zersplitterte polnische Gesellschaft seziert: das Dokument einer Lebenswelt vor ihrer Vernichtung. [...] 'Sommer 1938' ist ein literarisch beeindruckender Text voll psychologischer Spannung, ironisch gebrochen in der Haltung des Erzählers. Zugleich liest man dieses Buch heute zwangsläufig als einzigartiges Dokument einer Lebenswelt vor ihrer Vernichtung.« Deutschlandfunk Kultur, 12. August 2021 »Der Essay Sommer 1938 von Adolf Rudnicki ist ein herausragendes literarisches Zeitdokument, da es die durch die Shoah unwiderruflich vernichteten jüdischen Lebenswelten schildert, ohne von der Nachgeschichte nach 1945 geprägt zu sein.« Yearbook for European Jewish Literature Studies 9(1) 2022…mehr