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»Anfang 1939 gab es kaum Zweifel, dass es in Europa Krieg geben würde - und zwar bald. Weniger klar war hingegen, wer gegen wen kämpfen würde.«November 1937: Adolf Hitlers politischen Gegenspielern wird die zunehmende Bedrohung durch das NS-Regime bewusst. In den Hinterzimmern der Macht treffen Staatsmänner in Berlin, London, Washington und Moskau weitreichende Entscheidungen, die letztlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führen und seinen Verlauf maßgeblich vorzeichnen.Benjamin Carter Hett, der bisher unerschlossene Quellen durchforstet hat, zeichnet genau nach, welche Ereignisse,…mehr

Produktbeschreibung
»Anfang 1939 gab es kaum Zweifel, dass es in Europa Krieg geben würde - und zwar bald. Weniger klar war hingegen, wer gegen wen kämpfen würde.«November 1937: Adolf Hitlers politischen Gegenspielern wird die zunehmende Bedrohung durch das NS-Regime bewusst. In den Hinterzimmern der Macht treffen Staatsmänner in Berlin, London, Washington und Moskau weitreichende Entscheidungen, die letztlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führen und seinen Verlauf maßgeblich vorzeichnen.Benjamin Carter Hett, der bisher unerschlossene Quellen durchforstet hat, zeichnet genau nach, welche Ereignisse, Gespräche und Begegnungen dem Kriegsausbruch vorausgingen und wie die Angst vor dem Konflikt die westlichen Demokratien vor eine Zerreißprobe stellte. Dabei kommt er den handelnden Figuren sehr nahe und erhellt nicht nur die diplomatischen Gefechte und Strategien der Staatschefs, sondern widmet sich auch zahlreichen weniger bekannten politischen Akteuren.Ein Blick hinter die Kulissen der Weltpolitik während der größten Krise des 20. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Benjamin Carter Hett, geboren 1965, ist Historiker und Professor an der City University of New York. Zuletzt erschienen seine Bücher »Der Reichstagsbrand. Wiederaufnahme eines Verfahrens« (2016) und »Otto John. Patriot oder Verräter: Eine deutsche Biografie« (2019).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Historiker Dietmar Süß lernt nicht allzu viel für die Gegenwart aus Benjamin Carter Hetts Buch über die Jahre 1937-1940 und die Reaktionen der westlichen Demokratien auf Hitlers Allmachtsansprüche. Das liegt für den Rezensenten daran, dass der Autor zwar Motive und Interessen der Akteure in Großbritannien und den USA akribisch nachzeichnet, sich dabei jedoch vor allem auf die Politik großer Männer beschränkt und wenig Neues ergründet, was Süß eher noch in den Bereichen Gesellschaft und Wirtschaft vermutet. Der Blick auf die Wirkung des "Dritten Reiches" im Ausland bleibt im Buch eher kursorisch, meint Süß. Im Ganzen darstellerisch überzeugend, aber analytisch enttäuschend, findet er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2021

Männer, die in Kriege ziehen
Benjamin Carter Hett erzählt vom vergeblichen Bemühen der liberalen Mächte, Hitler in den 1930er-Jahren in Schach zu halten
Diese „demokratischen Weltbiedermänner“: In Wahrheit würden sie ihre Gewalt nur in Friedensdiktate verpacken. Mehr als Verachtung und Hohn hatte Hitler Mitte März 1938 nicht übrig für die westlichen Demokratien. Gerade hatte er mit dem „Anschluss“ Österreichs einen weiteren außenpolitischen Erfolg für das Regime errungen. Endlich, so schien es, werde wahr, wovon viele Deutsche geträumt hatten: ein Großdeutsches Reich, das endlich die „Schmach von Versailles“ tilge. Noch gab es in diesem Moment manche Stimme im Umfeld Hitlers, die vor einer kriegerischen Expansionspolitik warnte. Und doch konnte es keinen Zweifel geben: Krieg lag in der Luft – ein Krieg, auf den das Dritte Reich mit seiner militärischen Aufrüstung von Beginn an zusteuerte.
Der amerikanische Historiker Benjamin Carter Hett blickt dabei vor allem auf die Jahre von 1937 bis 1940 und erzählt, wie Hitler „die Welt in den Krieg zwang“ – und wie die westlichen Demokratien darauf reagierten. Hier liegt denn wohl auch der eigentliche Reiz des Buches: Wie reagieren demokratische und durch ökonomische Krisen ausgezehrte Gesellschaften auf die Bedrohung des Friedens durch eine hemmungslos-rassistische und alle internationalen Spielregeln verletzende Diktatur? So jedenfalls beginnt Hett seine Geschichte, in der er ganz bewusst auf Analogien zur Gegenwart, die Sorgen und Anfechtungen liberaler Demokratien durch populistische Bewegungen verweist.
Aus guten Gründen bleibt Hett, der unter anderem ein wichtiges Buch über die Geschichte des „Reichstagsbrandes“ geschrieben hat, skeptisch gegenüber solchen Lesarten alliierter Außenpolitik, die eine allzu klare Gegnerschaft und eine allzu glatte Abwehrhaltung der westlichen Demokratien gegenüber der nationalsozialistischen Herausforderung betont haben. Das ist vielleicht nicht ganz neu, aber trotzdem wichtig. Was Hett interessiert, sind die Lernerfahrungen der politischen Krise der 1930er-Jahre und die schwierige Suche nach einer Antwort darauf, wie einem politischen Akteur zu begegnen ist, der seine brutale Aggression offen auslebt.
Tatsächlich ist der Aufstieg des Dritten Reiches eben auch eine Geschichte seiner permanenten Unterschätzung. Dabei ist der Streit darüber, ob Diktatoren am Verhandlungstisch oder durch Waffengewalt gezähmt werden können, schon zeitgenössisch mit großer Leidenschaft ausgetragen worden. Es sind ganze Kellergewölbe, die die Literatur über die britische Appeasement-Politik füllen. Wirklich neue Argumente liefert auch Hett nicht. Dass England und Frankreich auf der Münchner Konferenz am 29. und 30. September 1938 schließlich dem Vorschlag für eine Teilung der Tschechoslowakei zustimmten und damit ihrem Verbündeten in den Rücken fielen, war ein bitterer Moment außenpolitischer Krisenlösungsstrategie. Gleichzeitig gab es in Großbritannien große öffentliche Sympathie für das Verhandlungsergebnis, schien doch hier nun eine dauerhafte Lösung für die nationalsozialistischen Revisionsansprüche gefunden und ein neuer Krieg verhindert worden zu sein. Das war eine Illusion, aber angesichts der starken Sorgen um den Zusammenhalt des Empires und der Hoffnung auf Zeitgewinn womöglich ein akzeptabler Preis. Mit der nationalsozialistischen Besetzung der „Rest-Tschechei“ im März 1939 war indes klar: Chamberlains „Traum vom Frieden in unserer Zeit“ war ausgeträumt. Hett nimmt sich viel Zeit, um eindringlich die Motive und Interessen der handelnden Politiker nachzuzeichnen: den Wandel in der amerikanischen Außenpolitik, die veränderte Sprache, in der Politiker wie Roosevelt die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zunehmend als Kampf gegen die „Tyrannei“, als Ringen um den „Fortbestand der Zivilisation“ deuteten, und die Rolle Churchills, der vom Rand der britischen Politik in der Zwischenkriegszeit ins Zentrum der „Home Front“ rückt. Die Darstellung liefert eine Art politisches Kammerspiel, bei dem große Männer im Mittelpunkt stehen, die Politik machen, Außenpolitik vor allem. Das gilt für die Kapitel über Großbritannien und die USA während des „New Deal“, das gilt aber auch für das nationalsozialistische Deutschland, wo sich die Darstellung ebenfalls ganz auf Hitler und seine Entourage konzentriert. Das muss man mögen, und sich gleichzeitig daran erinnern, dass eine solche Art der Darstellung manche blinden Stellen hat. Für öffentliche Stimmungslagen, für innenpolitische Konflikte, für Wirtschaft und Gesellschaft, bleibt in der Darstellung nicht viel Raum. Über manches Urteil lässt sich trefflich streiten, beispielsweise darüber, ob das neue Kabinett unter Churchill tatsächlich zu einer „Keimzelle eines neuen politischen Konsens“ geworden sei, der bis in die 1980er angedauert habe. Auch ob Großbritannien gerade unter Churchill „in fundamentaler Weise demokratischer“ geworden sei, wird man zumindest diskutieren können. Die Mitglieder der Labour Party im Kabinett würden den Anteil Churchills womöglich anders gewichten.
Etwas schade ist, dass sich Hett nicht mehr Zeit dafür nimmt, die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Dritten Reiches im Ausland und vor allem in den liberalen Demokratien des Westens nachzuzeichnen. Was beispielsweise wollte man – jenseits ideologischer Konzeptionen – voneinander lernen? In den USA gab es durchaus nicht wenige, die in Hitler Wirtschafts- und Sozialpolitik manche Ähnlichkeit zum „New Deal“ Roosevelts zu erkennen glaubten und ihn deshalb mit einigen Sympathien begleiteten. Und umgekehrt breitete Hitler beispielsweise dem amerikanischen Automobilbauer Henry Ford den roten Teppich aus. Die unmittelbaren Kontakte und Beziehungen gingen jedenfalls weit über die hohle Propaganda hinaus.
In Großbritannien etablierte sich erst seit 1934 eine zunehmend kritischere Sicht auf das Dritte Reich, und auch bei Churchill ließ sich beobachten, dass der später so klare Feind Hitlers in seinem Urteil durchaus schwankend gewesen war. Hetts Buch lebt von seiner darstellerischen Kraft, und hier liegt sicher seine besondere Stärke. In seinen analytischen Teilen, die sich um eine Einordnung der Krisenphänomene liberaler Demokratien der Zwischenkriegszeit bemühen, bleibt es dagegen eher blass und kurzatmig. Der Verweis auf den Balanceakt zwischen individuellen Freiheitsrechten und der notwendigen kriegswirtschaftlichen Mobilisierung, die Demokratien in der Auseinandersetzung mit Diktaturen aushalten müssen, ist richtig. Doch wie Großbritannien und die USA die Herausforderung unterschiedlich lösten, welche Lernerfahrungen es in der Auseinandersetzung mit den faschistischen Bewegungen gab, und worin die Legitimationsprobleme demokratischer Gesellschaften genau bestanden, dafür lässt sein Ansatz wenig Platz. Zu viel wird man deshalb aus der Lektüre für die Gegenwart auch nicht lernen können.
DIETMAR SÜSS
Dietmar Süß lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg.
Wer Geschichte als politisches
Kammerspiel darbietet,
muss vieles weglassen
Das Buch lebt aus seiner
darstellerischen Kraft,
die Analyse fällt dagegen stark ab
Benjamin Carter Hett: Eskalationen.
Wie Hitler die Welt in den Krieg zwang. Aus dem Amerikanischen von Karin Hielscher. Reclam-Verlag Stuttgart 2021.
560 Seiten, 32 Euro.
Die Friedenstaube half damals nichts: Statue von Winston Churchill in London vor dem House of Parliament.
Foto: Dan Kitwood/Getty
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»Das Buch lebt von seiner darstellerischen Kraft, und hier liegt seine besondere Stärke.« Süddeutsche Zeitung, 18.10.2021