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House of Cards, Borgen und Co. - seit einiger Zeit boomen Fernsehserien, die explizit den politischen Betrieb fokussieren. Diese erreichen nicht nur ein akademisches Nischenpublikum, sondern erzielen insgesamt hohe Zuschauerquoten.Die Beiträge des Bandes analysieren, wie der Gegenstand Politik in den Serien aufgegriffen und als Material für ihre auf Unterhaltung ausgerichteten Erzählungen aufgearbeitet wird. Über die Auseinandersetzung mit popkulturellen Produkten zeigen sie, wie politische Bilder in populären Filmen und Serien konstruiert und reproduziert werden und wie diese sich auf…mehr

Produktbeschreibung
House of Cards, Borgen und Co. - seit einiger Zeit boomen Fernsehserien, die explizit den politischen Betrieb fokussieren. Diese erreichen nicht nur ein akademisches Nischenpublikum, sondern erzielen insgesamt hohe Zuschauerquoten.Die Beiträge des Bandes analysieren, wie der Gegenstand Politik in den Serien aufgegriffen und als Material für ihre auf Unterhaltung ausgerichteten Erzählungen aufgearbeitet wird. Über die Auseinandersetzung mit popkulturellen Produkten zeigen sie, wie politische Bilder in populären Filmen und Serien konstruiert und reproduziert werden und wie diese sich auf Wahrnehmungen und Vorstellungen von Politik auswirken. Das Interesse gilt dabei den konstruierten Bildern von Politik im Allgemeinen, aber auch den sich darin äußernden nationalen Besonderheiten.
Autorenporträt
Switek, NikoNiko Switek (Dr. rer. pol.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der NRW School of Governance und dem Institut für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Parteien und Koalitionen sowie das Verhältnis von Popkultur und Politik.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Anhand von Fallstudien über politische Serien erfährt Isabell Trommer in diesem von Niko Switek herausgegebenen Sammelband, inwieweit das Fernsehen politische Wirklichkeiten abzubilden vermag, sie verkürzt, verdichtet oder beschleunigt und welches Politikbild in Serien vermittelt wird. Macht "House of Cards" zynisch? Oder "West Wing"aus uns Liberale mit Appeal? Denn hier sind sie "klug, witzig, für die gute Sache unterwegs", aber - Achtung- sie tragen Schulterpolster". Die Gefahr verzerrter Bilder des politischen Lebens wägen die Autoren ab gegen den Lehrreichtum der Serien, vermerkt Trommer, die persönlich auf die Urteilskraft der Zuschauer baut. Als Einblick in politikwissenschaftliche Interpretationen von Popkultur taugt der Band mit seinen "anregenden Überlegungen" zu Erzählweisen und politischen Systemen laut Rezensentin gut, wenngleich Trommer auch auf fade oder allzu politologische Texte stößt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2018

Am Ohr der Zeit
Fiktional, aber doch realistisch – ein Sammelband untersucht die Wirkung von Politserien im Fernsehen.
Die Autoren wollen wissen, was sich über die jeweilige Gesellschaft lernen lässt. Und welchen Einfluss sie aufs Publikum haben
VON ISABELL TROMMER
The West Wing“ ist die Königin der politischen Fernsehserien. 154 Folgen lang kann man den Beraterstab des fiktiven US-Präsidenten Josiah Bartlet durch den Westflügel des Weißen Hauses begleiten. „Can you walk with me a second?“ heißt es, dann laufen zwei Figuren schnell sprechend durch die Flure. Einer biegt ab, ein anderer biegt ein und bringt ein neues Anliegen mit, so geht es in einem fort: Walk and talk. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden nicht nur durch die Flure, sondern durch das politische System der USA geführt. Wie entstehen Gesetze? Und was ist ein Filibuster?
Ein „pädagogisches Werkzeug“ nannte der New Yorker Aaron Sorkins Serie. Ihre Ausstrahlung begann 1999 gegen Ende der Clinton-Ära und endete 2006 während der zweiten Amtszeit von George W. Bush. Oft fühlt sie sich so behaglich an wie eine Familienserie: Es gibt den sturen und melancholischen Kommunikationsdirektor Toby Ziegler, der in schwierigen Situationen so lange einen Baseball gegen seine Bürowand wirft, bis er weiß, was zu tun ist; den smarten, jugendlichen Josh Lyman, stellvertretender Chief of Staff, der Kongressabgeordnete bearbeitet und Bündnisse schmiedet; und seinen souveränen Chef Leo McGarry, ein trockener Alkoholiker, der schon alles gesehen hat. Und die coole und schlagfertige Pressesprecherin C. J. Cregg dazu. Sie sind klug, witzig, für die gute Sache unterwegs – und tragen Schulterpolster.
Nicht erst seit den Neunzigerjahren entstanden besonders in Großbritannien und den Vereinigten Staaten vermehrt politische Fernsehserien. Außer, wenn man so will, ernsthaften Serien gibt es eine ganze Reihe von Satiren. Beide Subgenres arbeiten sich an der Realität ab, sind lehrreich und unterhalten. Dabei muss es nicht immer die nationale Bühne sein: In der Comedy-Serie „Parks and Recreation“ wird Politik von einer Provinzbehörde aus gedacht. Amy Poehler spielt die stellvertretende Leiterin des Grünflächenamtes einer fiktiven Stadt in Indiana. Kommunalpolitik kann sehr amüsant sein.
Der an der Universität Duisburg-Essen lehrende Niko Switek hat nun einen Band herausgegeben, in dem Politikwissenschaftler politische Fernsehserien untersuchen (SZ vom 21. Juli). Außer Beiträgen, die sich mit verschiedenen wissenschaftlichen Zugängen zu Serien befassen, versammelt „Politik in Fernsehserien“ eine ganze Reihe von Fallstudien. Dabei geht es etwa um die britische Sitcom „Yes, Prime Minister“, die amerikanische Serie „Veep“ oder das französische Drama „Marseille“. Auch „House of Cards“ und „Im Namen des Volkes“, eine seit März 2017 ausgestrahlte „chinesische Gegenerzählung“, werden untersucht. Der sehr lesenswerte Beitrag dazu zeigt, wie die von der Obersten Volksstaatsanwaltschaft der Volksrepublik China autorisierte Serie eine „offizielle Leseanleitung der Antikorruptionskampagne“ lieferte.
Auf die eine oder andere Art politisch sind viele Serien, hier werden hauptsächlich solche diskutiert, die mitten im politischen Betrieb, im Zentrum der Macht spielen. Polit-Serien seien, schreiben Andreas Dörner und Stefan Heinrich Simond, fiktionale Erzählungen über politische Wirklichkeiten. Es handle sich um Unterhaltungsformate, die verkürzen, verdichten, zuspitzen und beschleunigen. Während „The West Wing“ durch ein idealistisches Politikbild geprägt sei, stehe bei „House of Cards“ machtpolitisches Handeln im Mittelpunkt. Daneben gebe es eher realpolitische Darstellungen wie in der Serie „Borgen“ über die fiktive dänische Premierministerin Brigitte Nyborg. Politische Serien seien zwar kein „Abbild der Realität, sondern Fiktionen, doch sind sie zugleich realistisch“, resümiert Arne Sönnichsen.
Im Kern geht es in den Aufsätzen um die Frage, was für ein Politikbild in den Serien vermittelt wird. Laut Henrik Schillinger ist in der Rezeption meist die Frage bedeutsam, ob eine Serie Wissen über „reale Politik“ transportiere. Viele politische Serien hätten gemein, so der Herausgeber, dass Macht und Einfluss stark an einzelne Personen geknüpft seien. Häufig spielen die Mitarbeiter und Berater eine große Rolle, die Zuschauer blicken also auch auf die Hinterbühne. Das macht den Charme von „The West Wing“ aus, gilt aber für die Mehrheit der in dem Band besprochenen Serien: Politik wird als komplexer, von Machtinteressen und realpolitischen Zwängen geprägter Aushandlungsprozess dargestellt – wenn nicht gerade das ganze System aufs Korn genommen wird oder es nur noch um Schadensbegrenzung geht.
Im Hintergrund der Überlegungen der Autorinnen und Autoren steht die Annahme, dass sich durch Serien etwas über die jeweilige Gesellschaft, ihre Normen und ihre politische Kultur lernen lässt. In der Tat: Wer das amerikanische Gemeinwesen und seine Dysfunktionalität verstehen will, wird wenig so erhellend finden wie „The Wire“, die Serie über die Stadt Baltimore.
Nun könnten, so der Tenor des Buches, Serien einerseits lehrreich sein und politisches Bewusstsein fördern, andererseits lauere die Gefahr, dass sich verzerrte oder zu zynische Bilder des politischen Betriebs etablierten. Bereits Mitte der Siebzigerjahre hat der amerikanische Politikwissenschaftler Michael J. Robinson das Konzept der „Videomalaise“ eingeführt. Hinter dem schönen Wort steht die Behauptung, die negative Darstellung von Politik im Fernsehen habe einen schlechten Einfluss auf das Vertrauen in die Demokratie. Lässt „House of Cards“ seine Zuschauer zynisch werden? Verändern „Homeland“ und „24“ die Einstellung zu Folter? Einige Autorinnen und Autoren dieses Bandes halten einen Einfluss auf die Zuschauer für ausgemacht, zeigen aber auch, dass entsprechende Studien selten verallgemeinerbare Schlussfolgerungen zulassen, zudem sei unklar, wie nachhaltig solche Effekte sind. Da liegen die Dinge wohl komplizierter. Die Urteilskraft der Zuschauer, so möchte man hinzufügen, sollte nicht unterschätzt werden.
Der Sammelband bietet einen breiten Einblick in politikwissenschaftliche Interpretationen von Popkultur. Er stellt eine ganze Reihe anregender Überlegungen im Hinblick auf Erzählweisen und politische Systeme an. Dabei gibt es fade und spröde Passagen, und manche Beiträge sind im Duktus arg politologisch geraten.
Wie Serien wahrgenommen werden, hat auch damit zu tun, was sich gerade auf der realen politischen Bühne abspielt. Da kann es zumindest für einen Moment tröstlich sein, „The West Wing“ zu gucken, nachdem man die Nachrichten des Tages gelesen hat.
Isabell Trommer ist Politikwissenschaftlerin. Zuletzt erschien von ihr: „Rechtfertigung und Entlastung. Albert Speer in der Bundesrepublik“.
Leidet gar das Vertrauen
in die Demokratie durch
negative Darstellung von Politik?
Sieben Staffeln: Selina Catherine Meyer (Julia Louis-Dreyfus), Vizepräsidentin in der US-Serie „Veep“.
Foto: HBO / Sky
Niko Switek (Hg.):
Politik in Fernsehserien.
Analysen und Fallstudien zu House of Cards,
Borgen & Co. Transcript-Verlag Bielefeld 2018.
402 Seiten, 39,99 Euro.
Als Download kostenfrei.
Vier Staffeln: Malcolm Tucker (Peter Capaldi), der Labour-Politiker in der britischen Serie „The Thick of It“.
Foto: BBC
Fünf Staffeln: Frank Underwood (Kevin Spacey), erst Abgeordneter, dann Präsident in der US-Serie „House of Cards“.
Foto: SAT 1
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»Der Band gibt einen gelungenen Überblick über die verschiedenen Aspekte der Thematisierung von Politik in Politikserien und bietet damit zahlreiche Anknüpfungspunkte für den didaktischen Einsatz der Serien im Politikunterricht.« Lothar Mikos, tv diskurs, 23/3 (2019) »Der lesenswerte Band von Niko Switek liefert auch wertvolle Impulse für die Forschung der politischen Kommunikation.« Christian Schicha, MEDIENwissenschaft, 2 (2019) O-Ton: »Wie real ist 'House of Cards' (ohne Kevin Spacey)?« - Niko Switek im Interview bei der Hannoverschen Allgemeinen am 31.10.2018. »[Man] kann hier durchaus eine Menge über das Verhältnis von Faktum und Fiktion im TV erfahren.« Hagen Bonn, neues deutschland, 10.10.2018 »Für Kenner der Serien unbedingt lesenswert.« Hans Helmut Prinzler, www.prinzler.de, 12.09.2018 »Der Sammelband bietet einen breiten Einblick in politikwissenschaftliche Interpretationen von Popkultur. Er stellt eine ganze Reihe anregender Überlegungen im Hinblick auf Erzählweisen und politische Systeme an.« Isabell Trommer, Süddeutsche Zeitung, 12.08.2018 »Es gibt einen Rückkopplungseffekt zwischen Popkultur und Politik« Niko Switek im Interview mit sueddeutsche.de, https://bit.ly/2zYyn5V, 18-7-2018 Besprochen in: https://faustkultur.de, 02.08.2018, Thomas Rothschild H-Soz-Kult, 25.10.2018, Sandra Nuy Lübecker Nachrichten, 31.10.2018 Deutsche Ostsee-Zeitung, 31.10.2018 Kieler Nachrichten, 31.10.2018 Leipziger Volkszeitung, 31.10.2018 www.maz-online.de, 31.10.2018 Außerschulische Bildung, 1 (2019), Johannes Schillo…mehr