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Friedrich Paulus (1890-1957) zählt zu den bekanntesten, aber auch umstrittensten Heerführern des Zweiten Weltkriegs. Sein Name ist untrennbar mit der Schlacht um Stalingrad und mit dem Untergang seiner 6. Armee verbunden. Das Drama von Stalingrad markierte den Wendepunkt des Krieges - auch für Paulus. Als er am 31. Januar 1943 in den Ruinen der Stadt kapitulierte und für 10 Jahre in russische Gefangenschaft ging, endete eine glänzende Karriere. Er wandelte sich zum Gegner Hitlers; 1953 ging er in die DDR, in deren Dienst er sich nehmen ließ - ein Abschnitt seines Lebens, der völlig unbekannt…mehr

Produktbeschreibung
Friedrich Paulus (1890-1957) zählt zu den bekanntesten, aber auch umstrittensten Heerführern des Zweiten Weltkriegs. Sein Name ist untrennbar mit der Schlacht um Stalingrad und mit dem Untergang seiner 6. Armee verbunden. Das Drama von Stalingrad markierte den Wendepunkt des Krieges - auch für Paulus. Als er am 31. Januar 1943 in den Ruinen der Stadt kapitulierte und für 10 Jahre in russische Gefangenschaft ging, endete eine glänzende Karriere. Er wandelte sich zum Gegner Hitlers; 1953 ging er in die DDR, in deren Dienst er sich nehmen ließ - ein Abschnitt seines Lebens, der völlig unbekannt geblieben ist. Torsten Diedrichs fesselnde Biographie ist die erste vollständige Darstellung von Paulus' Lebensweg - vor Stalingrad und danach. Sie räumt mit vielen Vorurteilen auf und gibt Einblick in das Denken und Handeln eines Mannes, der deutsche Geschichte mitschrieb und dabei zu einer tragischen Figur wurde.
Autorenporträt
Torsten Diedrich ist Jahrgang 1956, Dr. phil., 1984/90 wissenschaftlicher Assistent am Militärgeschichtlichen Institut der DDR in Potsdam, seit 1990/91 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA), Potsdam; zahlreiche Veröffentlichungen zur Militärgeschichte der DDR.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2008

Patriot zwischen den Fronten
Die Wandlung des „Stalingrad-Marschalls” Friedrich Paulus
Jüngeren fällt beim Namen Paulus vermutlich eher der Apostel ein. Dass diesen Namen auch der Oberbefehlshaber der deutschen 6. Armee trug, die im Winter 1942/43 an der Wolga unterging, wird allenfalls noch eine Minderheit wissen. Bekannter ist der Name Stalingrad, der mit der Wende im Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht wird. Zumal über die Schlacht an der Wolga Zehntausende Veröffentlichungen erschienen sind. Darunter war aber bislang keine Biographie von Friedrich Paulus, den Adolf Hitler noch kurz vor Einstellung des Kampfes zum Feldmarschall befördert hatte. Der Potsdamer Militärhistoriker Torsten Diedrich hat diese jetzt vorgelegt.
Die Materiallage war dabei alles andere als günstig. Das betraf weniger die Jahre bis Stalingrad, denen der Autor die ersten 300 Seiten widmet; hier gab es Vorarbeiten unter anderem von Walter Görlitz. Auch das meiste zum Thema Stalingrad ist bekannt. Es musste dennoch noch einmal gesagt werden, da die Kesselschlacht zum Pflichtprogramm einer Paulus-Biographie zählt. Neuland betritt Diedrich mit den beiden letzten Kapiteln: Über die zehnjährige Gefangenschaft von Paulus in der UdSSR und über seine Zeit in der DDR bis zu seinem Tod Anfang 1957 ist wenig bekannt. Da ist der Autor, ein Ex-NVA-Oberleutnant der Reserve, der noch 1989 über ein Thema der frühen SED-Militärpolitik promovierte, in seinem Element.
Die stärksten Passagen des Buches sind denn auch die, die sich der Wandlung des Marschalls in russischer Kriegsgefangenschaft und den DDR-Jahren widmen. Paulus, der zögerte, dem Mitte 1943 gegründeten Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) und dem Bund Deutscher Offiziere (BDO) beizutreten, weil er meinte, die Gesamtlage als Gefangener nicht überblicken zu können und glaubte, nicht mit dem Kriegsgegner zusammenarbeiten zu dürfen, änderte erst nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 seine Haltung.
Nach der Hinrichtung ihm bekannter Offiziere und nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte, mit deren gefangenen Generalen er in Kontakt kam, trat er dem BDO bei und stellte sich damit offen gegen den „Führer und Obersten Befehlshaber” der Wehrmacht. Ein Schritt, den er als national-konservativ und christlich geprägter Offizier nur unter seelischen Qualen vollzog. Aus dem Feldmarschall Hitlers war ein Nazigegner geworden, der meinte, dass es an der Seite der Sowjets, aus der Gefangenschaft heraus, gelingen könnte, die Wehrmacht zu veranlassen, sich von der NS-Führung zu trennen, um weiteres Unglück vom deutschen Volk fernzuhalten.
Doch die Abkehr von Hitler und seinen Anhängern bedeutete für Paulus nicht, zum Kommunismus zu konvertieren. Er blieb ein Nationalkonservativer, der aber bereit war, zeitweise mit Sowjets und (deutschen) Kommunisten zusammenzuarbeiten. Wenigstens bis zur Etablierung eines demokratischen, friedlichen und unabhängigen Nachkriegsdeutschlands. In dem glaubte er, eine Rolle spielen zu sollen. Doch Stalins Pläne sahen eine Wiederverwendung von Paulus in Deutschland nicht vor. Zur großen Enttäuschung des Marschalls, der nach der Kapitulation der Wehrmacht mehrmals um eine baldige Repatriierung bei der Sowjetführung nachsuchte. Die er für gerechtfertigt hielt, weil er im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess als von den Russen nominierter Zeuge der Anklage auftrat, und weil er sich bereiterklärt hatte, in die Ostzone und später in die DDR entlassen zu werden, um dort am Aufbau eines neuen Staatswesens mitzuarbeiten. Stalin selbst entschied, dass Paulus in der UdSSR als „Gastgefangener” zu verbleiben habe. Erst nach seinem Tod verfügte die Sowjetregierung die Entlassung: Im Oktober 1953, nach mehr als zehnjähriger Gefangenschaft, konnte der „Marschall von Stalingrad” in die DDR ausreisen.
Pieck, Ulbricht und Grotewohl wurden vorab informiert, ebenso die Staatssicherheit. Letztere verfügte, den „ehemaligen faschistischen Generalfeldmarschall” an seinem neuen Wohnort in Dresden rund um die Uhr zu überwachen. Paulus akzeptierte die neuen Aufgaben, die ihm die SED verordnete. Erstens: Einflussnahme auf ehemalige Offiziere in West und Ost, um diese für die Wiedervereinigung Deutschlands als eines demokratischen, friedlichen und unabhängigen Staates zu gewinnen – bei gleichzeitiger Ablehnung der Aufrüstung und Westbindung der Bundesrepublik. Zweitens: Anfertigung eines Buches über die Stalingrader Schlacht, um westliche Darstellungen zu korrigieren.
Aber Paulus’ Einflussmöglichkeiten auf die Westkameraden blieben überschaubar, mehreren Ost-West-Treffen ehemaliger Soldaten in Ostberlin blieb ein Erfolg versagt. Und auch die schriftstellerischen Versuche kamen kaum voran, nicht zuletzt deshalb, weil sich Mitte der 50er Jahre eine unheilbare Krankheit bemerkbar machte. Der Biograph vertritt die Ansicht, dass sein Verwendungswert drastisch sank, da die SED-Oberen mit seinem Ableben rechneten. Kurz vor seinem Tod am 1. Februar 1957 gab der Geheimdienstoberst Wolf Stern, der Paulus schon in der Kriegsgefangenschaft zeitweise betreut hatte, die Anweisung, „heimlich eine wohlverwahrte Mappe mit uns unbekannten Materialien” aus den Privatunterlagen von Paulus zu entwenden. Dabei handelte es sich um den Rohentwurf einer Schrift über die Stalingrader Schlacht. Der Dieb war der Adjutant des Marschalls, Major Heinz Beutel, der als „Geheimer Informator” des MfS mit dem Decknamen „Bai” seinem Chef Tag und Nacht zur Seite stand und alles meldete, was mit und um Paulus passierte. Diedrich, der mit dem späteren Oberst der NVA-Aufklärung mehrere Interviews führte, bezeichnet Beutel als „treuen” ständigen Begleiter des Marschalls. Spitzel sollten immer noch Spitzel genannt werden dürfen.
Hoffentlich die einzige Fehlinterpretation in dem sehr lesenswerten Buch über Friedrich Paulus, der in Stalingrad den Ausbruch nicht wagte, sich erst spät von Hitler abwandte und dann in Moskau und Ostberlin Verbündete fand, die ihm nicht über den Weg trauten. Nach eigener Einschätzung begriff er sich als unabhängiger Patriot. Mit einer solchen Einstellung, so ehrenwert sie war, konnte er im Kalten Krieg nur zwischen alle Fronten geraten. PETER JOACHIM LAPP
TORSTEN DIEDRICH: Paulus. Das Trauma Stalingrad. Eine Biographie. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008. 580 Seiten, 39,90 Euro.
Friedrich Paulus und sein Mitstreiter Walther von Seydlitz auf dem Titel einer Zeitung des „Nationalkomitees Freies Deutschland” vom August 1944. Foto: Megele
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2008

Ohne den Mut zum Ungehorsam
Nach dem Weltkrieg bekannte sich Friedrich Paulus offen zu seiner Verantwortung

Die elend zugrunde gehende Armee und ihr Feldmarschall, bei der Gefangennahme gebrochen und ausgemergelt, wie eine Personifizierung menschlichen Scheiterns und Verderbens: Das sind die Bilder, die das kollektive Gedächtnis der Deutschen bestimmen, wenn von Stalingrad die Rede ist. Das Schicksal der 6. Armee und von Friedrich Paulus scheinen untrennbar verbunden. Paulus wurde kaum je anders gesehen als ein General, der erst zu unfähig war, den Untergang einer Viertelmillion Soldaten zu verhindern, und der dann in sowjetischer Gefangenschaft und in der DDR obendrein noch "vom Paulus zum Saulus" wurde, indem er sich vom kommunistischen Erzfeind einspannen ließ. Dieses doppelte Stigma des Versagers und Verräters mag dazu beigetragen haben, dass sich bisher niemand an eine umfassende Biographie wagte. Eine weitere Ursache ist die dürftige Überlieferung an persönlichen Papieren, besonders für die Zeit vor 1943. Das erschwert den Blick ins Innere, den jeder Biograph gerne riskieren möchte.

Auch Torsten Diedrich, Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam, kann keine überraschenden neuen Quellenfunde vorweisen, aber er hat in vorbildlicher Weise alles Material zusammengetragen, das man über Paulus finden kann. Das Ergebnis ist die erste und gültige Biographie des Generals, flüssig geschrieben, auf der Höhe der Forschung, nachdenklich, zum Nachdenken anregend. Die Stereotype werden endlich durch ein differenziertes Bild ersetzt. Das betrifft zunächst die angebliche professionelle Unfähigkeit. Paulus hatte als Sohn eines kleinen hessischen Beamten ungleich schlechtere Startbedingungen als die meisten seiner Kameraden. Dieses soziale Manko wurde teilweise durch die glückliche Heirat in den rumänischen Hochadel und durch eine gehörige Portion Opportunismus ausgeglichen, aber eben auch durch Begabung und Leistung.

Der ehrgeizige Homo novus bewältigte den Aufstieg in die höchsten Positionen der Militärelite auf dem klassischen Weg der Generalstabskarriere, die nach Hitlers Machtübernahme an Tempo gewann. Das war nicht ungewöhnlich und hatte auch wenig mit der Sympathie für das nationalsozialistische Regime zu tun, die Paulus mit den meisten nationalkonservativen Offizieren teilte. Vielmehr boten Aufrüstung und Krieg Möglichkeiten zur Profilierung, und Paulus nutzte sie: als wesentlicher Mitgestalter der jungen Panzerwaffe, als Generalstabschef "seiner" Armee in den ersten Blitzfeldzügen, schließlich als engster Mitarbeiter Franz Halders im Oberkommando des Heeres. Paulus galt als eine der größten operativen Begabungen seiner Offiziersgeneration und hätte auch unter anderen Umständen früher oder später ein großes Kommando erhalten. Abseits des Fachlichen fiel er nicht weiter auf, weder als Fanatiker noch als Querdenker, "klug, aber irgendwie subaltern", wie ein Vertrauter rückblickend urteilte. Auch in dieser Hinsicht war er ein typischer Repräsentant der Heeresführung, die sich mit Hitler arrangierte und den verbrecherischen Krieg gegen die Sowjetunion mittrug.

An der haarsträubenden militärischen Fehlplanung des Ostfeldzugs, der ohne Netz und doppelten Boden als "Blitzkrieg" konzipiert war, hatte Paulus als Oberquartiermeister I ebenso Anteil wie am unsinnigen Vorantreiben der völlig erschöpften deutschen Truppen auf Moskau Ende 1941. Dagegen fielen die rassenideologischen Schandtaten der deutschen Kriegführung zunächst nicht in seine Zuständigkeit. Erst als Armeeoberbefehlshaber wurde er mit der mörderischen Besatzungsherrschaft im "Ostraum" konfrontiert und scheint sie an einigen Punkten gemildert zu haben. Dennoch kam es auch in seinem Befehlsbereich weiterhin zu Kriegsverbrechen, etwa gegen die Zivilbevölkerung Stalingrads. Paulus trug zumindest eine Mitverantwortung daran. Dieser Aspekt wird von seinem Biographen ein wenig zu nachsichtig und etwas zu oberflächlich behandelt.

Doch wird Paulus gemeinhin nicht an solchen Verantwortlichkeiten und Fehlern gemessen, sondern fast allein an Stalingrad. Auch Diedrich kommt daran nicht vorbei, so sehr er sich auch bemüht, endlich den ganzen Lebenslauf des Generals zu erschließen. Sein Buch wird dazu beitragen, den Armeeführer gerechter zu beurteilen. Paulus befehligte die 6. Armee, die er im Januar 1942 übernahm, zunächst mit Können und Geschick. Vom Nachteil, dass er bisher keine Erfahrung als Truppenführer besaß, war nichts zu spüren. Auch in der äußersten Krise, als seine Armee eingekesselt wurde, reagierte Paulus zunächst richtig, indem er den sofortigen Ausbruch beantragte, der allein zu diesem frühen Zeitpunkt möglich gewesen wäre. Sein Antrag wurde von Hitler abgelehnt. Nun schlug die Stunde des Friedrich Paulus. Er ließ sie verstreichen, ohne den Mut zum Ungehorsam zu finden. Und die Geschichtsschreibung der Verlierer hatte ihren Sündenbock. Ausgerechnet Erich von Manstein, der in einer Lagebeurteilung vom Ausbruch abgeraten und dadurch ein geschlossenes Vorgehen gegen Hitlers Haltbefehl unterminiert hatte, zeigte nach dem Krieg besonders deutlich auf Paulus. Dabei war der Gehorsam des unglücklichen Paulus nur ein kleines Glied in der Kette von Fehlentscheidungen der deutschen militärischen Führung.

So nahm der Untergang der 6. Armee seinen Lauf. Das lange Aushalten und Weiterkämpfen im Kessel gegen die sowjetische Übermacht kann man Paulus nicht zum Vorwurf machen. Unbestritten wurden dadurch so viele gegnerische Kräfte gebunden, dass eine noch größere Katastrophe an der Südfront gerade noch abgewendet werden konnte. Abgesehen davon wird Stalingrad heute ohnehin nicht mehr als militärischer Wendepunkt angesehen, trotz der moralischen Wirkung und Nachwirkung dieser Schlacht.

Nach Stalingrad begann das zweite Leben des Friedrich Paulus. In einem längeren Lernprozess, den Diedrich treffend als "Neusozialisation" bezeichnet, gab Hitlers Feldmarschall in sowjetischer Gefangenschaft sein sektorales Rollenverständnis auf und bezog schließlich Stellung gegen seinen obersten Kriegsherrn. Dieser Linie folgte auch sein Auftritt im Nürnberger Prozess, wo Paulus als einer der wenigen Zeugen mit seiner eigenen Vergangenheit abrechnete. Irritierend war die Entscheidung, nach der Kriegsgefangenschaft in Dresden zu leben. Dort ließ er sich von der DDR verwöhnen, überwachen und natürlich instrumentalisieren, etwa gegen die Westbindung und Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Diedrich zeigt, dass es zu kurz greift, darin nur Charakterschwäche zu sehen. Wichtiger war wohl der aus tiefen Schuldgefühlen entstandene, wenn auch irreale Wunsch, auf diese Weise zu einem friedlichen und einigen Deutschland beitragen zu können.

Die vernehmlichen Schuldgefühle sind es letztlich auch, die Paulus aus der Militärelite der NS-Diktatur hervorheben. Kaum ein zweiter General bekannte sich nach dem Krieg so offen zu seiner Verantwortung. Während die Halders, Mansteins, Guderians den "verlorenen Siegen" nachtrauerten und ihr "Hitler war's" verkündeten, schrieb Paulus von der "gefährlichen Irreführung, die Ansicht zu vertreten, dass dieser Krieg nur verlorenging, weil Hitler so viele Fehler gemacht habe". Sein Urteil über die Generalität war vernichtend, und er wusste, dass er damit den Stab über sich selbst brach. Dem ist im Ergebnis wenig hinzuzufügen.

JOHANNES HÜRTER

Torsten Diedrich: Paulus. Das Trauma von Stalingrad. Eine Biographie. Schöningh Verlag, Paderborn 2008. 580 S., 39,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Peter Joachim Lapp lobt die Biografie des Feldmarschalls, weil sie ihm viele bis dahin unbekannte Informationen und Zusammenhänge eröffnete. Ein detailreiches Portrait schildere zunächst Paulus Lebensweg bis zu seiner Beförderung durch Hitler zum Marschall und die Kesselschlacht von Stalingrad 1943. Es folgt die Darstellung von Paulus' Kriegsgefangenschaft, mit der Diedrich dem Leser ein bisher wenig bearbeitetes Feld eröffne: In sowjetischer Gefangenschaft entwickelte sich Paulus zum Nazigegner, der "weiteres Unglück vom deutschen Volk fernhalten" wollte. Trotzdem blieb er Nationalkonservativer und erklärte sich zum Funktionär Stalins, während er auf Freilassung hoffte. Zurück in der DDR wurde er 1953 von der SED-Spitze eingesetzt um ehemalige Offiziere für die Wiedervereinigung zu gewinnen, sein "Verwendungswert" sank jedoch, und auch seine schriftstellerischen Aufgaben zur Darstellung der Stalingrader Schlacht zeigten keine Ergebnisse. Er starb 1957 als "unabhängiger Patriot", wie er sich selbst nannte. Lapp nennt Diedrichs Darstellung als "sehr lesenswert".

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