Günter Brosche

Musikerhandschriften

Von Heinrich Schütz bis Wolfgang Rihm
Cover: Musikerhandschriften
Reclam Verlag, Stuttgart 2002
ISBN 9783150105016
Gebunden, 184 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Einblick in die Werkstatt berühmter Komponisten gewährt der Großformatband Musikerhandschriften: die genialisch hingeworfenen Noten Telemanns etwa oder die fast pedantisch ausgeführte Partiturseite Strawinskys - insgesamt 80 Autografen aus über 350 Jahren werden hier, fast immer in Originalgröße, präsentiert. Skizzen, Einzelstimmen, Klavierauszüge, Teilpartituren und Partituren belegen nicht nur den kompositorischen Schaffensprozess, sie erlauben darüber hinaus Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Persönlichkeiten der Komponisten. Dem faksimilierten Blatt steht jeweils ein Essay gegenüber, der über den Komponisten, den Anlass und die Entstehung des Werks Auskunft gibt, fallweise auch über Besonderheiten und Schicksal der Notenschrift.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2002

Vorgeführt werden in diesem Band, in 164 Beispielen, Kompositionen in der vorläufigen Gestalt des handschriftlichen Notats. Ganz egal, wie groß der Nutzen solcher Autografen für die Interpretation der Werke sein mag - die Meinungen gehen, wie Gerhard R. Koch feststellt, auseinander -, der Anblick lohne den Kauf des Bandes in jedem Fall. Vorsichtig generalisierend kann man etwa die Beobachtung machen, dass eher klassizistisch gestimmte Komponisten (Ravel, Strawinsky etc.) zum eher ordentlichen Notat neigen. Rabiat dagegen die nachträglichen Präzisierungen bei Beethoven. Der Band ist, da lässt Koch keinen Zweifel, eine "Fundgrube" - daran ändert die bedauerliche Tatsache, dass einzig europäische Komponisten vorkommen, so wenig wie der gelegentlich "abendländelnd behäbige" Ton der Erläuterungen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2002

Begeistert, geradezu überschwänglich rezensiert Wolfram Goertz diesen "prachtvollen Band", der Einblick in die Werkstätten der großen Komponisten gibt. Seine Lobeshymne ist mitreißend und man spürt fast das Tempo und die wilde Gier, mit der Goertz dieses Buch verschlungen hat. Er hetzt mit dem Leser durch die "köstlichen Details", verleiht zwischendurch den "Meisterschülerpreis" an den Österreicher Franz Schmidt für dessen "pedantisch ausgemalte Noten eines Orgelpräludiums", lobt dann jedoch den schlampigen Rameau, "dessen Partitur erkennbar der Arbeit dienen soll, nicht der gefälligen Optik" und frohlockt angesichts des "gähnenden Lochs im Notenbild", das der Tod in die Partiturseite von Mozarts unvollendetem Requiem gerissen hat. Der Band dokumentiere "nicht nur die Entwicklung der Notenschrift und der Notationsstile, sondern die der neueren Musikgeschichte überhaupt". Am Ende dieses rasanten Exkurses sind für den Rezensenten aber noch längst nicht alle Fragen beantwortet. "Wieso läuft am Fuß der Partitur von Tschaikowskijs Eugen Onegin der Klavierauszug mit?" Ein Wehrmutströpfchen. Und noch ein zweites, denn der Rezensent findet, die Komponistinnen seien schamlos vernachlässigt worden: "Wer etwa die auffällig schöne Handschrift Fanny Hensels mitsamt den kostbaren Vignetten ihres malenden Gatten Willhelm kennt, der weiß, welcher Schmuckwert dem Band hier entgangen ist."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.09.2002

Helmut Mauro ist begeistert von dieser Sammlung musikalischer Autographen, die weit in die Vergangenheit zurückgeht und bis in die Gegenwart reicht. Es handelt sich dabei um die Abbildungen der originalen Notensätzen der verschiedenen Komponisten. Da gibt es allerhand Details zu entdecken, die bei gedruckten Noten zwangsläufig verloren gehen, die aber "musikalischen Formwillen" bezeugen. So sieht Mauro hier unter anderem "das Ringen ums Detail, die gewissenhafte Überarbeitung, in penibler Schreibweise, die wütend durchgestrichenen, vernichteten Stellen". Der Schaffensprozess des Musikers wird so nachvollziehbar. In all dem entdeckt er "eine Musikgeschichte in Noten, die mehr erzählt als viele Bücher". Besonders angetan hat es ihm Beethoven und dessen wilde Niederschrift, die nach Mauros Empfinden voller "Schweiß und Tränen" steckt.
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