James Baldwin

Nach der Flut das Feuer

The Fire Next Time
Cover: Nach der Flut das Feuer
dtv, München 2019
ISBN 9783423281812
Gebunden, 128 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Miriam Mandelkow. Mit einem Vorwort von Jana Pareigis. Dies ist das Buch, das James Baldwin weltweit berühmt machte und auf das alle zeitgenössischen Bücher zum Thema Rassismus zurückgehen. Baldwin war zehn Jahre alt, als er zum ersten Mal Opfer weißer Polizeigewalt wurde. 30 Jahre später, 1963, brach "Nach der Flut das Feuer" ("The Fire Next Time") wie ein Inferno über die amerikanische Gesellschaft herein - und wurde sofort zum Bestseller. Baldwin rief dazu auf, dem rassistischen Albtraum, der die Weißen ebenso plage wie die Schwarzen, gemeinsam ein Ende zu setzen. Ein Ruf, der heute wieder sein ganzes provokatives Potenzial entlädt: "Die Welt ist nicht länger weiß, und sie wird nie mehr weiß sein."

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.06.2019

Rezensent Tobias Wenzel hält Miriam Mandelkows Neuübersetzung und die Hörbuch-Adaption von James Baldwins essayistischem Buch für einen doppelten Glücksfall. Hochaktuell liest sich Baldwins scharfe Kritik am Rassismus in den USA laut Wenzel. Christian Brückners Interpretation scheint ihm zudem bestechend in ihrer Feinarbeit. Baldwins differenziertes Denken zwischen Weiß und Schwarz, Wut und Zuversicht kommt für ihn bei Brückner gut zu Gehör. Text und Hörbuch würde der Rezensent Trump gerne mit in die Ferien geben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.04.2019

In einer eher oberflächlichen Kritik, die vor allem aus eingespielten O-Tönen besteht, macht Rezensent Maik Brüggemeyer immerhin auf die wesentliche Bedeutung dieser Essays aufmerksam, die heute, so der Rezensent, vor dem Hintergrund der Trump-Präsidentschaft auch in Amerika neu gelesen würden. Als interessantesten Punkt macht Brüggemeyer Baldwins Idee der Befreiung aus: Nicht die Schwarzen, sondern die Weißen sind in erster Linie vom Rassismus zu befreien, der sozusagen unbewusst und "unschuldig" durch sie hindurchgeht, bevor die Gesellschaft als ganzes Sinn ergeben kann. Auch die Rolle der Religion spricht der Rezensent an: Baldwin wende sich von ihr ab und kritisiere auch die "Nation of Islam" und den bis heute als Idol verehrten Malcolm X. Beiden werfe Baldwin vor, den Spieß einfach umdrehen zu wollen und versucht zu sein, "anderen anzutun, was ihnen angetan wurde". Wer weiß, vielleicht besteht die Aktualität Baldwins heute ja gerade in diesem Punkt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2019

Rezensentin Insa Wilke nutzt den Essay von James Baldwin zur ausgiebigen Selbstbefragung: Darf ich diesen Text lesen, ist er überhaupt für mich geschrieben, und wenn ich ihn lobe, eigne ich ihn mir dann nicht unrechtmäßig an? James Baldwin schrieb 1963 in "The fire next time" über die Erfahrung des Rassismus, den er erst in weiter Zukunft beendet sah. Auch wenn Deutschland nie eine Sklavenhaltergesellschaft war, sieht sich Wilke mitangesprochen - schließlich lebten in Deutschland seit 400 Jahren Schwarze, wie sie aus dem Vorwort von Jana Pareigis lernt, die ebenfalls diskrimiert wurden. Wilke scheint sich ihre Fragen am Ende mit ja zu beantworten - ja, auch sie darf diesen Text lesen, solange sie sich selbstkritisch als Teil des "Kollektivs" begreift, "das Rassismus ausübt". Ob das für einen kleinen Heiligenschein reicht?
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.02.2019

Arno Widmanns Kritik liest sich mehr wie eine persönliche Reminiszenz. Baldwins Essay "Nach der Flut das Feuer" ist fünfzig Jahre alt, und damals las Widmann ihn als junger Mann und konnte sich sofort mit Baldwin identifizieren - obwohl er weder schwarz noch schwul ist. Dieser Identifikation spürt Widmann bei der neuen Lektüre nach: Sie mag damit zu tun haben, vermutet er, dass Baldwin unsere "Unschuld" versteht. Unschuld, denn die Diskriminierung der anderen hat sich in der Mehrheitsgesellschaft zur Mentalität verdichtet, die man erst erkennt, wenn man sie mit einem fremden Blick sieht. Natürlich war Widmann nicht schwul oder schwarz - aber auch fremd in der Welt der damals Erwachsenen, "die gerade die halbe Welt zerstört hatten" und "genau wussten, was richtig und falsch war". Einen genaueren Text über unsere jetzige Lage und das Amerika unter Trump werde man nicht finden, so der enthusisatische Rezensent, der auch Miriam Mandelkows kurzes und präzises Nachwort über die Frage, wie das Wort "Negro" zu übersetzen sei, in sein Lob einschließt.