Thomas Kaufmann

Die Druckmacher

Wie die Generation Luther die erste Medienrevolution entfesselte
Cover: Die Druckmacher
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406781803
Gebunden, 350 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit 61 Abbildungen und einer Karte. Der Buchdruck veränderte die Welt, doch es bedurfte einer zweiten Generation von "Printing Natives", die mit Ablassbriefen, Thesen, Diffamierungen und Sensationsmeldungen als Massenware einen tiefgreifenden Kulturwandel entfesselte. Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann zeigt in seinem Buch, warum wir die "Generation Luther" besser verstehen, wenn wir die heutigen "Digital Natives" betrachten - und umgekehrt. Die ersten Autos waren motorisierte Kutschen, der Computer diente als Schreibmaschine, und gedruckte Bücher setzten die handgeschriebenen fort: Innovationen werden zunächst in den gewohnten Bahnen genutzt, bevor eine zweite Generation die neuen Möglichkeiten ausschöpft. Thomas Kaufmann beschreibt, wie um 1500 eine junge Generation die Drucktechnik nutzte, um gegen die "Türkengefahr" zu mobilisieren, Ablassbriefe zu vertreiben und für eine "Reformation" der Kirche zu kämpfen. Drucker wie Aldus Manutius, Graphiker wie Albrecht Dürer, Humanisten wie Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin oder Theologen wie Martin Luther und Ulrich Zwingli vermarkteten sich auf Flugschriften und in Traktaten selbst und machten Druck: Gegner wurden in wachsenden Echoräumen diffamiert, Ereignisse zu Sensationen gemacht, um eine sich zerstreuende Aufmerksamkeit zu fesseln. Die Reformation war, wie Thomas Kaufmann zeigt, nur ein Teil dieses viel breiteren kulturellen Umbruchs. Schließlich veränderte die neue Technik die Art des Forschens und mit Enzyklopädien oder druckgraphischen Werken die Weise, wie Menschen die Welt wahrnehmen. Echoräume, Filterblasen, Fake News: Was wir von der ersten Medienrevolution über die digitalen Medien lernen können - und umgekehrt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2022

Rezensent Florian Keisinger bekommt einen Überblick über die Medienrevolution der Frühen Neuzeit in Thomas Kaufmanns "Die Druckmacher". Der Göttinger Kirchenhistoriker notiert darin nicht nur die technischen Voraussetzungen des revolutionären Buchdrucks, sondern zeigt auch die damit verbundenen und großen sozialen und gesellschaftlichen Wandlungen auf. Der Fokus liegt hier vor allem auf der Reformation, die ohne diese Medienrevolution deutlich weniger Relevanz besäße, lernt Keisinger. Auch, wenn dies alles sehr informativ und erleuchtend ist, so fehlen dem Rezensenten jedoch weitergehende Reflexionen Kaufmanns zu den Analogien des Medienwandels damals und heute. Dass das Buch jedoch gerade dafür beworben wird, ist allerdings nicht die Schuld des Autors, sondern des Verlags, merkt er an. Alles in allem spricht ja auch nichts dagegen, dass sich die LeserInnen selbst Gedanken zu dem Thema zu machen, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2022

Für Mark Lehmstedts Empfinden fehlt Thomas Kaufmanns Mediengeschichte um Luther und den Buchdruck die begriffliche Schärfe. Was sogenannte "printing natives" eigentlich genau sind und ob es sie in Reinform je gab, verrät ihm der mit schmissigem Zeitgeistvokabular hantierende Autor jedenfalls nicht. Die Korrelation von Buchdruck und Reformation, wie sie Kaufmann anhand reformatorischer Texte und ihrer Druckgeschichte behauptet, erscheint Lehmstedt denn auch mehr als "Entfesslung" oder besser noch "Überhitzung" und anschließende Abkühlung.
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