Johannes Groschupf

Berlin Prepper

Thriller
Cover: Berlin Prepper
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518469613
Gebunden, 236 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Als Online-Redakteur bei einer großen Tageszeitung muss Walter Noack die Pöbeleien und Hasstiraden in den Kommentaren löschen. Tausende Male am Tag ist er mit den widerwärtigsten Beschimpfungen konfrontiert. Sein Nervenkostüm wird noch dünner, als er und später eine Kollegin von Unbekannten anscheinend grundlos zusammengeschlagen werden und er auch noch einen privaten Verlust erleiden muss. Die Polizei zeigt sich bei all dem machtlos. Das tägliche Gift, der Dauerhass sickert schließlich auch in Noacks Seele. Er schliddert allmählich in die trübe Szene von waffenhortenden Preppers, Reichs-und Wehrbürgern, abgestoßen und fasziniert zugleich. Als es in Berlin während der brutalen Sommerhitze zu Großbränden, Unruhen und offener Anarchie kommt, merkt er, dass er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Jetzt geht es nur noch um Leben oder Tod.

Im Perlentaucher: Da gehen wir konträr

Es gibt interessantere Clubs. Doch für seinen Roman hätte sich Johannes Groschupf keinen besseren Protagonisten aussuchen können als diesen Kombattanten gegen das Leben. Noack hat sich in seinem Wahn und seiner Einsamkeit verbarrikadiert und jeden Bezug dazu verloren, worin die Normalität und worin die Katastrophe besteht. "Prepper" ist ein Roman über das Abgleiten. Linien verwischen, verschwinden, werden übertreten. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.07.2019

Noack wohnt in Berlin, er hat einen Sohn, ist 44, geschieden und Prepper. Das heißt, klärt Rezensent Tobias Gohlis auf: Er bereitet sich auf die Apokalypse vor, indem er Lebensmittel hortet und seine Fitness trainiert. Nachts löscht er rechte Hasskommentare für eine große Zeitung, und nach Feierabend treibt er sich in Kneipen herum, wo im Grunde genauso geredet wird wie in den Kommentarspalten der Zeitung, lesen wir Eines Abends wird er allerdings niedergeschlagen, Fitness hin oder her, und so beginnt die Krimihandlung, erzählt Gohlis. Nach Sympathieträgern, geschweige denn Helden sucht der Rezensent vergeblich, und irgendwann geht ihm der Mangel an Widerstand gehörig auf die Nerven: Fifty shades of "Kackbraun" würde es vielleicht besser treffen als "Berlin Prepper", und dem Rezensent schwahnt schon, dass dies erst der Anfang eines neuen Subgenres sein könnte: Nicht Berlin Noir, nein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2019

Rezensent Harry Nutt scheint einen Berlin-Roman gefunden zu haben, der ihm in seiner Unbehaglichkeit behagt. Wie Johannes Groschupf einen journalistischen Ausputzer durch ein "hektisch-düsteres" und desillusioniertes Berlin irren lässt, halb auf der Flucht, halb auf der Jagd, gefällt Nutt. Vor allem der Blick des Autors für vermeintlich Nebensächliches und sein Witz sorgen laut Nutt für Atmosphäre ohne Klischees. Dass die Milieubeschreibungen im Text nicht erschöpfend sind, sondern mehr andeuten, findet der Rezensent sinnig. Schließlich handelt es sich um einen spannenden Thriller, keine Sozialstudie, erklärt er.