Sabine Gruber

Über Nacht

Roman
Cover: Über Nacht
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406556128
Gebunden, 240 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

In ihrem neuen Roman erzählt Sabine Gruber die Geschichte zweier Frauen in zwei verschiedenen Städten, Mira in Rom und Irma in Wien. Beide Frauen leben mit einem beunruhigenden Verdacht: Mira ist Altenpflegerin und sorgt sich um ihre Ehe. Der eigene Mann wird ihr immer fremder, sie findet sich in der Rolle der Detektivin wieder, spioniert ihm hinterher. Warum schläft ihr Mann nicht mehr mit ihr? Irma zieht ihr Kind allein groß, sie ist Kulturjournalistin und interviewt Menschen mit aussterbenden Berufen, stellt sich aber vor allem selbst Fragen: Wer ist der Tote, der ihr mit seinem Spenderorgan ein neues Leben ermöglicht? Wie lebt es sich mit einem fremden Teil im eigenen Körper? Wie als Überlebende? Zwei Frauen auf Spurensuche, zwei Frauen voller Liebes- und Lebenssehnsucht. Was verbindet die beiden? "Über Nacht" ist auch ein Buch über das Alter als Realität und Utopie, über den Zufall als Lebens- und Todesmacht und über die Verquickung von Leben und Schreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.08.2007

Berührt erzählt Anton Thuswaldner von diesem Roman Sabine Grubers, allerdings ist es nicht immer ganz leicht, seinen Gedanken zu folgen. Der Roman erzählt die Geschichte zweier Frauen, der Wienerin Irma, die nach langer Krankheit eine Niere gespendet bekommt, und der Römerin Mira, die jedoch - wenn wir den Rezensenten richtig verstehen - Irmas Fantasie entsprungen ist, die sich ein Leben für ihre bei einem Verkehrsunfall umgekommene Spenderin erfindet. "Starke Frauenporträts" seien der Autorin damit gelungen, findet Thuswaldner, den auch die hier geschilderten "intensiven Körpererfahrungen" sehr beeindruckt haben. Als Kern des Romans identifiziert der Rezensent jedoch die Erfahrung, sich Welt zuwachsen zu lassen, Fremdes einzuverleiben und sein eigenes Leben durch die "wunderbare Macht der Fantasie" auf die Probe zu stellen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.08.2007

Großen Eindruck hat Sabine Grubers neuer Roman "Über Nacht" bei Rezensentin Jutta Person hinterlassen. Der Autorin gelingt es in ihren Augen überzeugend, zwei Lebensgeschichten ineinander zu spiegeln und ihre Verknüpfungen allmählich hervortreten zu lassen: die der in Wien lebenden Irma, die auf eine Spenderniere wartet, und die der in Rom lebenden Mira, die aufopferungsvoll in einem Altenheim arbeitet und unter ihrer zerbrechenden Ehe leidet. So entsteht nach Ansicht Persons ein "ebenso spannendes wie formvollendetes Vexierspiel", das den vordergründigen Realismus des Erzählten langsam, aber sicher in sich zusammenfallen lasse. Neben ähnlichen Gedanken und Bildern, die sich zwischen beiden Frauen übertragen, stellt Person dabei auch Korrespondenzen in den Plots in Rom und Wien fest. Das eine übertrage sich auf das andere, scheint ihr der zentrale Gedanke zu sein, den der Roman in vielen Puzzle-Szenen ausbuchstabiert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.2007

Zwei Figuren spiegeln sich im zweiten Roman der Autorin ineinander - in den Namen "Mira" und "Irma" ist es schon angezeigt. Ihre Lebenswege verknüpfe Sabine Gruber auf subtile Weise, so Rezensent Andreas Kilb, nämlich nach Art der Parzen, die den Menschen ihre Lebensfäden spinnen, zumessen und abschneiden. Die eine arbeitet in einem Altenheim in Rom, die andere leidet in Wien an einer schweren Nieren-Insuffizienz. Die eine hat den Verdacht, ihr Mann könne homosexuelle Neigungen hegen, die andere recherchiert für ein Buch über vom Aussterben bedrohte Berufe. Als "außergewöhnlich formbewusst" lobt Kilb, wie die Autorin diese Lebenswege nebeinander legt und - noch vor der eigentlichen Begegnung der beiden Frauen - subtil aufeinander bezieht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

"Ein Lob der Dichterin!", ruft Hubert Winkels. Einen "formal blitzgescheiten" Roman habe Sabine Gruber da geschrieben. Inhaltlich wie formell gehe es Gruber um die Verschiebung, um Transplantation. Die junge Mira arbeitet als Pflegekraft in einem Altenheim, die alte Irma wartet auf eine Spenderniere. Der Formalismus gleicht dabei das emotionale Gewicht der Liebesgeschichten wunderbar aus, findet Hubert Winkels, nicht nur in der Beziehung zwischen Mira und einem bettlägrigen Alten, in der "die Caritas den Eros ganz locker umfasst". Das raffiniert ineinander geschachtelte Romangerüst beeindruckt den Rezensenten immer wieder aufs Neue, und dass Gruber dabei die "dialogisch-lebendige" Erzählung nicht vergisst, führt zu einer uneingeschränkten Empfehlung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.03.2007

Paul Jandl ist von Sabine Grubers Roman "Über Nacht", in dessen Mittelpunkt zwei Frauen um die 40 stehen, sichtlich angetan. Die Autorin schildert in realistischer Erzählweise das Leben von Irma, die gerade eine Nierentransplantation hinter sich hat, und von der nicht nur durch den Namen mit ihr verbundenen Mira, einer römischen Altenpflegerin, und lässt die beiden Protagonistinnen in Rom aufeinander stoßen, erklärt der Rezensent. Er stellt anerkennend fest, dass die aus Südtirol stammende und in Wien lebende Autorin sich gleichermaßen in Italien und in Österreich auskennt und so beide Territorien überzeugend darzustellen weiß. Jandl bemerkt mit Befriedigung, dass sich Gruber bei der Schilderung der feinen Linie zwischen Leben und Tod, die sich am augenfälligsten in der Spenderniere von Irma berühren, jeglicher "Sentimentalität" enthält und sehr präzise und intensiv sich dieser "existentiellen und literarischen Chiffre" annimmt.
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