Hermann Hesse

Briefwechsel 1921-1927 mit Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings

Cover: Briefwechsel 1921-1927 mit Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518414675
Gebunden, 615 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und kommentiert von Bärbel Reetz. Im Dezember 1920 treffen sie sich erstmals im Tessin: Hermann Hesse und Emmy Hennings mit Hugo Ball, die, enttäuscht von den politischen Wirren und konservativen Tendenzen im Nachkriegsdeutschland, entschlossen sind, unter südlichen Himmeln ihre "Flucht aus der Zeit" anzutreten. Die Briefe des exzentrischen Paares, das in der Berliner und Münchener Boheme Aufsehen erregt und 1916 mit der Gründung des "Cabaret Voltaire" in Zürich den Dadaismus begründet hat, und die des Autors des Demian berichten von den Bedingungen ihres Schreibens, von Reiseeindrücken und Begegnungen mit Menschen, die die Kulturszene der zwanziger Jahre prägen. Sie belegen heftige Diskussionen um Religion und Psychoanalyse und dokumentieren ausführlich die Beziehung Hesses zu seiner zweiten Frau Ruth Wenger. Nicht zuletzt ist der Briefwechsel eine Fundgrube für die Entstehungsgeschichte von Siddhartha bis zum Steppenwolf, von Hennings' sensitiver Lyrik und Prosa sowie Balls zeitkritischen und theologischen Werken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.08.2004

Eberhard Rathgeb bespricht eine dreibändige Briefausgabe Hugo Balls sowie einen Band mit Korrespondenz zwischen Hermann Hesse, Hugo Ball und seiner Frau Emmy Ball-Hennings und sie erscheinen ihm wie "frische Blumen" auf dem "Grab" des heute kaum mehr beachteten Hugo Ball. An dem Briefwechsel von Hesse, Ball und Ball-Hennings fällt dem Rezensenten vor allem auf, dass sich das Ehepaar immer stärker der katholischen Kirche zuwendet, wobei sich Hugo Ball mehr und mehr in seine "Klosterzelle" zurückzieht, um an seinem Hauptwerk, der "Kritik der deutschen Intelligenz", zu arbeiten. Auch die finanziellen Nöte, unter denen das Ehepaar litt, werden in den Briefen deutlich, stellt Rathgeb fest. Der eingenommene Rezensent findet den Korrespondenzband sehr "lesenswert", und er lobt die Herausgeberin Bärbel Reetz ausdrücklich für ihre "glückliche" Hand beim "komponieren und kommentieren" der Briefe.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.02.2004

Anders als in der Hugo Ball-Briefedition des Wallstein Verlages besitzt dieser Band, der den Briefwechsel zwischen Hugo Ball, seiner Frau Emmy Ball-Hennings und Hermann Hesse dokumentiert, ein hervorragendes Nachwort, hebt Rezensentin Hannelore Schlaffer hervor. Schade findet sie, dass der Briefwechsel im Jahr 1927 mit dem Tode Hugo Balls endet, denn Emmy Ball-Hennings und Hermann Hesse schrieben sich noch viele Jahre. Und Emmy Ball-Hennings war eine mindestens ebenso schillernde Figur wie ihr Mann, meint Schlaffer. Dafür sei Hesse der berühmteste Schriftsteller im Bunde gewesen, was bei Ball schnell zu einem gewissen Lakonismus und bei seiner Frau zu einer "beflissenen Koketterie" führte, stellt Schlaffer fest. Der Mystizismus, der die Balls mit Hesse verband, lasse sich freilich nur erahnen. Doch Schlaffer zeigt sich zufrieden, dass die Briefbände diesen Bewusstseinswandel bei Ball, der sich der Religion und der Kirche zuwandte, immerhin dokumentieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.12.2003

"Offen gesagt, halte ich auch von Gedanken nicht viel", zitiert Andreas Dorschel Hermann Hesse aus "Siddhartha" und meint, ein Motto für den Briefwechsel zwischen Hesse, Emmy Ball-Hennings und Hugo Ball gefunden zu haben. Denn anscheinend ginge es in den Briefen auch ohne sie, ärgert sich der Rezensent. "Man dankt und bedankt sich für den Dank", fasst er den Gehalt vieler Briefe zusammen und findet es bemerkenswert, dass es bei diesen "Anti-Spießern in mancher Hinsicht spießiger" zuginge als in dem von allen Beteiligten verachteten Bürgertum. Auch die manchmal eingestreuten Verse Hugo Balls ließen die Frage aufkommen, ob auch Dada in Wahrheit dies war: eine Talentlosigkeit, die nun aber offen zu Tage trete. Zu Hesses Ehrenerklärung erwähnt der Rezensent, dass auch diesem die Banalitäten und Frömmeleien der Balls irgendwann zu bunt wurden. Trotzdem mag er den Band nur denen empfehlen, die meinen, alles von Hesse und alles, was mit ihm zu tun hat, lesen zu müssen.
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