Sadakat Kadri

Himmel auf Erden

Eine Reise durch die Länder der Scharia von den Wüsten des alten Arabien bis zu den Städte der muslimischen Moderne
Cover: Himmel auf Erden
Matthes und Seitz, Berlin 2014
ISBN 9783882212938
Gebunden, 320 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ilse Utz. Mehr als eine Milliarde Menschen leben heute in Rechtssystemen, die sich auf die Scharia berufen. In den westlichen Medien zum Schreckgespenst und Nährboden für islamistischen Terror erklärt, breitet sich ihr Geltungsgebiet ungebrochen weiter aus. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Wort "Scharia"? Der Rechtshistoriker, Reiseautor und Journalist Sadakat Kadri nimmt uns in diesem Buch mit auf eine Reise durch mehr als 1400 Jahre Geschichte, Hunderte von Überlieferungen und sieben islamische Länder. Mit dem besonderen Blick für die Absurditäten der Geschichte, einzelne Schicksale und große Zusammenhänge führt er in die Scharia ein, schildert ihre Ursprünge, Funktionsweisen und Veränderungen, erzählt dabei aber auch umfassend die Geschichte des Islam. Nicht zuletzt stellt Kadri die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, die stets immer weniger von denen abhängen, die sie schreiben als von denen, die sie anwenden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.09.2014

Hoffnung auf Verständnis und Vermittlung macht das Buch des britischen Juristen Sadakat Kadri dem Rezensenten. Eine Vermittlung zwischen verschiedenen, einander widersprechenden Auffassungen der Scharia scheint ihm mit diesem Buch möglich. Dass die Lektüre Muslimen und Islamfeinden gleichermaßen helfen kann, ideologisch verhärtete Positionen realistisch zu bewerten, daran möchte Stefan Weidner glauben, wenn er Kadris "flott geschriebene" Darstellung der Entstehungsgeschichte islamischen Rechts liest, vor allem ihre Fortentwicklung außerhalb des Koran. Besonders der zweite Teil des Bandes über die Scharia in der Gegenwart hat Weidner davon überzeugt, dass sie viele verschiedene Sichtweisen auf das Recht zulässt und sogar Barmherzigkeit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.08.2014

Rezensent Dirk Pilz erweckt zwar ein wenig den Eindruck, als sei der üble Ruf, den die Scharia bei uns genießt, ein Problem westlicher Ignoranz, aber das ist offenbar nicht die Sache des indischen Autors Sadakat Kadri. Der muslimische Anwalt beschreibt in seinem Buch die Geschichte der islamischen Rechtswissenschaft und ihren Wandel im Laufe der Zeit. Dabei betont er vor allem die Dynamik, der die Auslegung der Scharia immer unterworfen war. Hier erkennt der Autor laut Pilz den Knackpunkt des salafistischen Fundamentalismus: die Weigerung, Wandel und Vielfalt zuzulassen. Der Rezensent ist trotzdem nicht recht glücklich geworden mit diesem Buch. Er nennt es "theologisch unterernährt" und vermisst neben einigen zentralen islamischen Rechtsgelehrten auch die Kenntnisnahme neuerer deutscher Studien.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2014

Vorurteile über die Scharia, das islamische Recht kennt Rezensent Wolfgang Günter Lerch jede Menge. Höchste Zeit, ihre Tragfähigkeit zu überprüfen, meint er und empfiehlt das Buch des Rechtsgelehrten Sadakat Kadri. Daran, dass ein aufgeklärtes Bewusstsein auf juristisch abgesegnete Enthauptungen und Steinigungen nur mit Abscheu reagieren kann, hegt Lerch zwar auch nach der Lektüre keinen Zweifel. Doch der Autor vermag ihm zu zeigen, dass die Scharia viel älter ist als ihre Auslegungen und viel pluralistischer geprägt. Wissenschaftliche Strenge steht dabei nicht so sehr im Vordergrund, meint Lerch, eher die religiös-politische Erzählung über alte wie morderne islamische Lebenswirklichkeit, Rechtsschulen und (eifernde) Auslegungspraxis. Die Nähe zu westlichen Diskursen wird Lerch dabei offenbar.
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