M. Blecher

Vernarbte Herzen

Roman
Cover: Vernarbte Herzen
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518223994
Gebunden, 221 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Aus dem Rumänischen übersetzt und mit einem Nachwort von Ernest Wichner. "Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit" von M. Blecher (1909-1938) gilt als ein Meilenstein der mitteleuropäischen Moderne. Nun folgt der 1937, ein Jahr nach der "Unmittelbaren Unwirklichkeit", erstmals veröffentlichte autobiografische Roman "Vernarbte Herzen". Erzählt wird die Geschichte des 21jährigen Emanuel, eines rumänischen Chemiestudenten in Paris, der an Knochentuberkulose erkrankt und fast ein Jahr in einem französischen Sanatorium am Atlantik verbringt. Er gerät in die Gesellschaft der Kranken, eine faszinierende Welt für sich, aus der sich selbst die Geheilten nur schwer wieder befreien können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2006

Dieses autobiografisch geprägte Buch des früh verstorbenen rumänischen Autors Max L. Blecher ist dem Rezensenten Ernst Osterkamp bei der Lektüre so nah gerückt, dass er sich hinterher gar nicht mehr vorstellen kann, "es jemals nicht gekannt zu haben". Erzählt wird von einem jungen Mann, der an Knochentuberkulose erkrankt und deshalb ein Jahr im Oberkörpergips im Sanatorium verbringen muss. An Thomas Manns "Zauberberg" erinnert das freilich, so Osterkamp, nur auf den ersten Blick. Ganz mitleidslos nämlich ist der Blick des Erzählers - was eben daran liegen dürfte, dass der Autor selbst dasselbe Schicksal erlitten hat. Sehr klarsichtig und unsentimental werden Leid und Lebensgier der Eingegipsten geschildert, "mit klarster Präzision und heller Melancholie". Der Rezensent zeigt sich beeindruckt und berührt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2006

Schwer beeindruckt zeigt sich Hans-Peter Kunisch von dem nun in deutscher Übersetzung vorliegenden Roman "Vernarbte Herzen" des wiederentdeckten rumänischen Autors M. Blecher (1909-1938). Dabei findet er Blechers stark autobiografisch gefärbte Geschichte über den 21-jährigen Chemiestudenten Emmanuel, der an Knochen-Tbc leidet, beim besten Willen nicht "hübsch". Er wertet sie vielmehr als "entsetzlich geradlinig" und bisweilen "verzweifelt lustig". Die Beschreibung der bizarren Welt des Sanatoriums, in der Emmanuel vor sich hin stirbt, wirkt auf ihn zynisch und brutal, gerade wegen Blechers überaus präzisen Wahrnehmung und seiner Sprache, die er als ebenso "poetisch" wie "direkt" beurteilt. Diese Sprache verleiht dem Werk seines Erachtens auch eine Schönheit, "die es mit der Wirklichkeit auf eigene Weise aufzunehmen versucht".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2006

Schwer beeindruckt zeigt sich Hans-Peter Kunisch von dem nun in deutscher Übersetzung vorliegenden Roman "Vernarbte Herzen" des wiederentdeckten rumänischen Autors M. Blecher (1909-1938). Dabei findet er Blechers stark autobiografisch gefärbte Geschichte über den 21-jährigen Chemiestudenten Emmanuel, der an Knochen-Tbc leidet, beim besten Willen nicht "hübsch". Er wertet sie vielmehr als "entsetzlich geradlinig" und bisweilen "verzweifelt lustig". Die Beschreibung der bizarren Welt des Sanatoriums, in der Emmanuel vor sich hin stirbt, wirkt auf ihn zynisch und brutal, gerade wegen Blechers überaus präziser Wahrnehmung und seiner Sprache, die er als ebenso "poetisch" wie "direkt" beurteilt. Diese Sprache verleiht dem Werk seines Erachtens auch eine Schönheit, "die es mit der Wirklichkeit auf eigene Weise aufzunehmen versucht".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.07.2006

Rezensent Andreas Breitenstein ist ausgesprochen fasziniert von diesem Roman, weil Max L. Blecher darin dem Tod so "zärtlich-brutal" ins Auge blickt, wie kaum ein Autor zuvor. Im Protagonisten steckt Breitenstein zufolge viel von Blecher selbst, der jung an Knochentuberkulose erkrankt war und sein Leben fortan in Sanatorien verbrachte. Und zwar im Wesentlichen zur Bewegungslosigkeit verdammt. Vergleiche mit Thomas Manns "Zauberberg" hält der Rezensent trotz gewisser Verwandtschaften für nicht besonders produktiv, da Blecher die Krankheit stets eng ans Körperliche binde, Mann sie hingegen an scharf ans Metaphysische grenzen lasse. Gerade in der Bindung der Krankheit ans Körperliche jedoch besteht für den Rezensenten die große Qualität dieses Romans, dessen Autor er zur osteuropäischen Vorkriegsmoderne zählt. Im Übrigen fesselt Breitenstein die Dialektik von körperlichem Verfall und messerscharfer Wahrnehmungskraft, Blechers Verharren im Widerspruch, der sich für seinen Protagonisten aus der Tatsache ergibt "zu existieren und doch nicht mehr lebendig zu sein", ein Zustand, der sich Breitenstein zufolge in "Exzessen des Denkens und Sehens" niederschlägt. Ernst Wichner wird außerdem sehr für seine "souveräne" Übersetzung gelobt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.05.2006

Georg Diez ist sichtlich mitgenommen von diesem autobiografischen "Schmerzensbuch" und schafft es dennoch ausgiebig daraus zu zitieren. Ausschlaggebend für die starke Wirkung des Romans ist für ihn seine Lakonie und Unsentimentalität ("bis zur Ehrlichkeit"). Da der rumänische Autor M. Blecher hier gegen seine Krankheit und seinen eigenen (frühen) Tod anschreibt, wirkt das Heitere in diesem Buch auf Diez "seltsam" und das Offene oft "brutal". Blecher verwende Wörter wie Nägel, die er in eine Wand schlägt, schreibt Diez. Dennoch macht für ihn das Schicksal des Autors das Buch in literarischer Hinsicht nicht interessanter. Nur das Gewicht der Sätze nehme zu. Bleibt dem Rezensenten zu erwähnen, dass Blecher bereits 1938 verstarb. So sei jetzt ein "jugendfrischer Klassiker" zu bestaunen.