Raymond Geuss

Kritik der politischen Philosophie

Eine Streitschrift
Cover: Kritik der politischen Philosophie
Hamburger Edition, Hamburg 2011
ISBN 9783868542295
Gebunden, 146 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karin Wördemann. Wozu brauchen wir eine politische Philosophie? Die Frage nach der Gerechtigkeit ist eine der ältesten und kontroversesten in der Philosophiegeschichte. Die heutige politische Philosophie ist selbstgefällig geworden, sie muss die eigenen Entstehungsbedingungen kritisch beleuchten und sich ihrer Aufgaben - der Machtanalyse und der Ideologiekritik - wieder neu bewusst werden, um nicht dem Bereich des Wunschdenkens oder bloßer Dichtung zu verfallen. Eine politische Philosophie, die die Machtfrage systematisch ausblendet, gerät unter Ideologieverdacht. Diese Streitschrift zeigt auf, welche Aufgaben die politische Philosophie wahrnehmen muss, um in der Balance zwischen normativen Denkmodellen und der Analyse der Wirklichkeit den globalen Fragestellungen unserer Zeit angemessen begegnen zu können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.07.2011

Rezensent Rolf Wiggershaus hat hohe Erwartungen an ein Buch mit einem solchen Titel. Erfüllt werden sie nicht. Was der Philosophieprofessor Raymond Geuss hier aus einem Vortrag zu "Rawls und die politische Philosophie" an Kritik an einer Idealtheorie der Ethik entwickelt, erscheint Wiggershaus zu "autoritativ und begründungsarm". Speziell die Auseinandersetzung mit Rawls' Denkmodell eines Urzustandes aus seiner "Theorie der Gerechtigkeit" sowie die von Geuss eigentlich geforderte Interdisziplinarität in der politischen Philosophie findet Wiggershaus nicht überzeugend erfüllt. Abstrakte Allgemeinheiten, da ist sich Wiggershaus sicher, entscheiden den Streit zwischen den Verfechtern des Realismus und den Vertretern eines "verfehlten Realismus" (Geuss) in der politischen Philosophie nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.05.2011

Wolfgang Kersting erinnert an den ermüdenden Streit zwischen Platonikern und Aristotelikern. Welche Methode die richtige ist, scheint ihm auch hier schon unentscheidbar. Ebenso geht es ihm mit Raymond Geuss' Streitschrift "Kritik der politischen Philosophie". Ein bisschen zu absolut geht ihm der Autor dabei vor, schmeißt alles Erkenntnistheoretische, Nicht-Empirische, aufs Zeitlose zielende über Bord und steht am Ende mit politischer Theorie da, pardon, politischer Philosophie, aber ohne alles Philosophische eben. Für Kersting ein Unding. Das Sinnmonopol, findet er, besitzen schließlich weder Idealisten noch Realisten allein.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2011

So ganz behagt dem Rezensenten Thomas Assheuer diese Kritik der politischen Philosophie nicht, die in Wahrheit eine Kritik der politischen Moral sei. Denn auch wenn der britische Philosoph Raymond Geuss nichts mit den "rechten Nietzsche-Adepten" am Hut habe, die die Moral als Verhinderin von wahrer Größer lächerlich machen, wie Assheuer versichert, bleiben ihm doch zu viele Frage offen. Laut Geuss verfehlen politische Philosophen die politische Sphäre, wenn sie moralische Maßstäbe aufstellen, die die Politik niemals einhalten könne, fasst der Rezensent die These des Autors kurz zusammen, um dann zu fragen, welche politischen Philosophen Geuss damit eigentlich meine. Er nenne allein John Rawls, aber niemanden sonst. Teilen mag Assheuer auch nicht die materialistische Sicht des Philosophen, wonach die "Fetischisierung der Moral" den kritischen Blick auf die Machtverhältnisse verschleiere. Dass Geuss auch nicht mit den Maßstäben herausrückt, nach denen er selbst politische Macht kritisiert, wundert Assheuer dann auch nicht mehr.