Alina Bronsky

Der Zopf meiner Großmutter

Roman
Cover: Der Zopf meiner Großmutter
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462051452
Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Max' Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie erst als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang. Ein Roman über eine Frau, die versucht, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen, die ihr entgleitet. Über einen Mann, der alles kontrollieren kann außer seine Gefühle. Über einen Jungen, der durch den Wahnsinn der Erwachsenen navigiert und zwischen den Welten vermittelt. Und darüber, wie Patchwork gelingen kann, selbst wenn die Protagonisten von so einem seltsamen Wort noch nie gehört haben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.07.2019

Rezensentin Veronika Schuchter zeigt sich ein wenig enttäuscht von Alina Bronskys neuem Roman. Wieder einmal stehe die Figur der verschrobenen, aber charakterstarken Großmutter im Zentrum, die mit ihrem Ehemann und dem kleinen Enkelsohn Max von Russland nach Deutschland auswandert und im Flüchtlingsheim zur harten Matriarchin wird. Dahinter verberge sich eine Vergangenheit als Tänzerin und der traumatische Verlust von Max' Mutter. Dabei gebe es durchaus Momente der unvermittelten Zärtlichkeit, die der Rezensentin gut gefallen. Aber insgesamt steche die Figur der Großmutter, selbst in überbordenden "Hasstiraden" überzeichnet, alle anderen Figuren aus, kritisiert Schuchter, zudem lasse Bronsky viel Potenzial ihres Romans "versickern". Während ihre bisherigen Romane entweder in Richtung Hoch- oder Unterhaltungsliteratur ausschlugen, "schlägt hier gar nichts aus", bedauert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.06.2019

Katharina Granzin schätzt Alina Bronsky für ihre Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu erzählen. Aber auch Bronskys Figurenzeichnung, die Perspektivik und ihr Talent, aus Melodramatischem die Komödie zu destillieren, scheinen der Rezensentin bemerkenswert. Der vermeintlichen Unschuld des kindlichen Ich-Erzählers geht Granzin nicht auf den Leim, dahinter, meint sie, lauert das Absurde, möglicherweise auch Bedrohliches, in jedem Fall Überraschendes. Das Lächeln über dem Text kann Granzin nicht vergessen, es ist nachsichtig, fast göttlich, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2019

Rezensent Thomas Steinfeld hätte sich gewünscht, Alina Bronsky hätte den kolportierenden Ton, die schräge Komödie um eine übermächtige, grelle Großmutter, einen schweigenden Großvater und einen lebensuntauglichen alterslosen Enkel, allesamt in der deutschen Provinz gelandete Flüchtlinge aus der Sowjetunion, durchgehalten. Stattdessen wird aus der Blechtrommler-Geschichte laut Steinfeld ein ernsthafter Roman, oder doch beinahe. Der Realismus und die Tragik, die die Autorin ihrem Text schließlich großzügig spendiert, tun dem Buch und den schön skurrilen Figuren nicht gut, bedauert Steinfeld.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 01.06.2019

Elmar Krekeler wartet auf den Großvater-Roman von Alina Bronsky. Derweil vergnügt er sich mit Bronskys neuem Buch, in der wiederum eine Großmutter im Mittelpunkt steht, diesmal gar die Quersumme aus allen Bronsky-Omas, meint Krekeler, und eine ausgemachte Furie. Dass Krekeler sie dennoch fast liebhat am Ende, liegt an Bronskys Händchen für osteuropäische Migrantengeschichten, jeder Menge Pointen und einem lustigen Enkel, der die Geschichte erzählt. Für Krekeler ein lustiges und ein trauriges Buch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.05.2019

Rezensentin Petra Kohse verrät nicht zu viel, denn Alina Bronskys Unterhaltungsroman lebt vom Was, wie sie erläutert. Berührend und überraschend verarbeitet die Autorin dieses Was in ihrem neuen Roman, erzählt vom kleinen Maxim, seinen Großeltern und dem Leben der Russen in deutschen Wohnheimen, so Kohse. Heiter und absurd wird Gesellschaftliches (Geburt, Tod, Tanz) behandelt, erklärt die Rezensentin, die das Buch für Jung und Alt empfiehlt.