Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
16.12.2003. Heute lesen Sie: Warum sich Elke Heidenreich nicht zum Essen einladen lässt und alle Weinkisten an den Absender retourniert. Und warum im Buchhandel am Ende nur eine schwarze Null herauskommt. Von Sandra Evertz

buchreport.express

Mit Mühe schafft es der Buchhandel am Ende des zweiten Adventssamstags auf eine schwarze Null. Das hat der Buchreport in seiner Weihnachtsumfrage ermittelt. Zur Halbzeit des Weihnachtsgeschäfts zeichne sich kein besonderer Verkaufsschlager für diese Saison ab: Michael Moore und Harry Potter verkauften sich zwar weiterhin gut, die Kunden bedienten sich aber quer durchs Sortiment, haben die Buchhändler beobachtet. Traditionell wandern auch in der Adventszeit 2003 Romane, Sach- und Kinderbücher über die Buchhandelstheken. Hier der ganze Artikel.

Rufus Beck (hier seine Homepage) wird dem fünften Potter-Band doch seine Stimme leihen. Der Buchreport spricht von einer "geglückten Wendung" nach "allen Querelen" und "Vertragszänkereien". Die Entscheidung bringe für alle Beteiligten Vorteile: Bei Beck-Fans sei der Rückzug des Schauspielers mit Protesten aufgenommen worden und der HörVerlag hätte mit dem Rückzug von Beck sein Zugpferd verloren gehabt. Am 19. Februar 2004 kommt die 2100 Minuten umfassende - ungekürzte - Hörfassung auf 30 CDs in den Handel.

Die meisten der in ihrer "Lesen!"-Sendung besprochenen Bücher hat Elke Heidenreich in die Bestsellerlisten gehievt. Dass Verlage die Moderatoren in der Titelwahl beeinflussen wollen, liegt nah. Doch, was das betreffe, sei sie störrisch wie ein Esel, betont die Heidenreich im Interview mit dem Buchreport: "Die Kiste Wein schicke ich zurück, Essenseinladungen nehme ich nicht an. Nur von Autoren." Welche drei Titel aus "Lesen!" diese Woche in den Top 20 der Bestsellerlisten sind, hier.

Harry Potter V hat es nochmal deutlich gemacht: Die Sortimenter, vor allem die kleinen, müssen die Nebenmärkte fürchten, die zunehmend von den Verlagen bedient werden. Nach den Drogerieketten Rossmann und Budnikowski wird's nun auch bei Schlecker literarisch. Gerhard Rump, Geschäftsführer des Rack-Jobbers Librofino, der Schlecker während zwei Testläufen beliefert hat, glaubt, dass das Bücherangebot in Drogerien reine Impulskäufe auslöse. Die Käufer gehörten nicht zum Stammpublikum von Buchhandlungen.

Personalien: Olaf Hantel, kaufmännischer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House, verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch - seine Position wird nicht neu besetzt, sondern von Geschäftsführer Jörg Pfuhl mit übernommen.

Meldungen: Raoul Schrott zieht als 20. Stadtschreiber von Mainz ins Gutenberg-Museum ein. Der Hessische Rundfunk hat sein TV-Magazin "Bücher, Bücher" nach 25 Jahren eingestellt.

Börsenblatt

Suhrkamp steht vor dem Neuanfang. Nachdem Geschäftsführer Günter Berg das Unternehmen verlässt, ist der fünfköpfige Stiftungsrat - Hans Magnus Enzensberger, Jürgen Habermas, Alexander Kluge, Adolf Muschg und Wolf Singer - geschlossen zurückgetreten. Die Mitglieder begründeten ihren Rücktritt damit, dass die Entscheidung über die künftige Leitungsstruktur bei Suhrkamp ohne ihre Mitwirkung und ohne ihren Rat gefallen sei. Zum Hintergrund: Ulla Unseld-Berkewicz ist als Stiftungsratsvorsitzende nicht auf ein mehrheitliches Votum des Rats angewiesen, außerdem ist sie seit dem 20. Oktober alleinige Geschäftsführerin der Verlagsleitung GmbH. "Ulla Unseld-Berkewicz kann sich selbst kontrollieren", erläutert das Börsenblatt. Hier ihre Reaktion auf den Rücktritt.

Ein Etappensieg nicht nur für den Sortimenterausschuss: Das Wiesbadener Landgericht hat die einstweilige Verfügung für zwei Titel (von Dieter Bohlen und "Super-Star" Alexander), die vor Ablauf von sechs Monaten im Bertelsmann Club erschienen sind, bestätigt. Für das dritte Buch, "Die Gefangenen" von Guido Knopp, wurde die EV aufgehoben. Es handele sich um ein Begleitbuch zu einer Fernsehserie, ein so genanntes Steckdosenbuch von kurzer Aktualität. Rudolph Braun-Elwert, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses, begrüßte das Urteil als "richtungsweisend". Für den Club sind die nächsten Instanzen, das Oberlandesgericht und schließlich der Bundesgerichtshof, schon vorprogrammiert. Mehr.

Bei der Auseinandersetzung um die Vergütungsansprüche von Autoren und Verlagen, die von der VG Wort bisher im Verhältnis 50:50 bedacht wurden, ist ein Kompromiss in Sicht. "Die im Verwaltungsrat der VG Wort vertretenen Verlage haben ihre Bereitschaft signalisiert, den Verteilungsschlüssel der VG Wort bei Fachzeitschriften zu Gunsten der Autoren zu verändern", weiß das Börsenblatt. Am 17. Januar werde darüber endgültig entschieden. Bis 2005 soll die Regelung gelten.

Für sein Werk, in dem "Poesie und Philosophie, Tradition und Moderne, Ost und West kunstvoll verwoben" sind, erhält Dzevad Karahasan (mehr hier) den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2004. Hier gibt es weitere Personalien aus der Buchbranche.

Meldungen: Der erst im Oktober gegründete Verlag Schwartzkopff Buchwerke will die von der Einstellung bedrohte Zeitschrift "neue deutsche literatur" übernehmen. Trotz der offiziellen Absage der Bundesregierung werden an der Internationalen Buchmesse Havanna im Februar rund 30 deutsche Verlage und die Stiftung Buchkunst teilnehmen. Um mehr als 50 Prozent ist nach Verlagsangaben die Zahl der Vorbestellungen des Internationalen Germanistenlexikons (de Gruyter) gestiegen - der Spiegel hatte über eine NS-Vergangenheit bekannter Germanisten wie Walter Jens spekuliert.
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