Alfred Weber

Alfred Weber: Gesamtausgabe

Band 10: Ausgewählter Briefwechsel
Cover: Alfred Weber: Gesamtausgabe
Metropolis Verlag, Marburg 2003
ISBN 9783895181108
Gebunden, 942 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Eberhard Demm und Hartmut Soell unter Mitwirkung von Nathalie Chamba und Volker Schober. In diesen beiden Halbbänden werden insgesamt 652 zum größten Teil unveröffentlichte Briefe von und an Alfred Weber aus mehr als 30 Archiven und Bibliotheken präsentiert. Zu den Briefpartnern gehören u.a. Thomas Mann, Ernst Jünger, Max Brod, Karl Mannheim, Erich Fromm, Arnold Toynbee, Karl Jaspers, Graf Hermann Keyserling, Ludwig Curtius, Friedrich Meinecke, Friedrich Naumann, Prinz Max von Baden, Erich Ludendorff, Tomas G. Masaryk, Theodor Heuss, Lucius D. Clay, Erich Ollenhauer, Fritz Erler und Hugo Stinnes. Diese Briefedition versteht sich als eine "Dokumentenbiografie", in der die Briefe Zeugnisse einer persönlichen Kommunikationsgemeinschaft sind, eines politischen und intellektuellen Netzwerkes, das Weber, manchmal über Jahrzehnte, für seine Zwecke mobilisierte. So entsteht ein Panorama von Dokumenten geistiger Arbeitsprozesse, die Aufschluss über die Entwicklung seiner Projekte geben und Ausmaß und Wirkung seiner politischen und wissenschaftlichen Initiativen deutlich machen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2004

Gelungen findet Rezensent Stefan Dornuf diesen von Eberhard Demm und Hartmut Soell herausgegebenen Band, der mit einer knapp tausendseitigen Briefauswahl die zehnbändige Gesamtausgabe der Schriften des Kultursoziologen Alfred Weber (1868-1958) beschließt. Für "ausgesprochen glücklich" hält er die Entscheidung der Herausgeber, die Korrespondenz nach Sachgebieten und Themen zu ordnen und erst innerhalb dieser chronologisch sowie nach Adressaten zu sortieren. Diese Anordnung des Materials gewährleiste eine gute Orientierung und ermögliche es dem Leser, die beinahe bruchlose Kontinuität von Alfred Webers liberaler Haltung wahrzunehmen. Auch die Aufnahme vieler Gegenbriefe lobt der Rezensent ausdrücklich. Der Vorteil dieses Verfahrens zeigt sich für ihn beispielhaft an Webers Kontakt mit Hugo Stinnes. Die Antwort des Schwerindustriellen auf einen Brief Webers beleuchte schlaglichtartig das (Miss-) Verhältnis zwischen Wirtschaftsinteressen auf der einen und dem von diesen als "weltfremd" eingestuften Reformeifer sozialdemokratischer Geister auf der anderen Seite. "Menschlich bewegend" findet Dornuf hingegen Webers Korrespondenz mit seinen emigrierten einstigen Schülern Karl Mannheim oder Erich Fromm. Im Blick auf Webers Anspruch, Universalgeschichte bieten zu wollen, nennt Dornuf Arnold Toynbee und Alexander Rüstow als wichtigste Gesprächspartner. Auch ein Brief Webers an Golo Mann, den Spiritus Rector der "Propyläen-Weltgeschichte" bezeuge, wie sehr ihm die Universalgeschichte eine "Herzensangelegenheit" gewesen sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.04.2004

Ein "gutes Herz trotz aller Spitzen" attestiert Joachim Radkau Alfred Weber nach der Lektüre seines Werkes. Besonders der zehnte Band der Alfred-Weber-Gesamtausgabe, der die gesammelte Korrespondenz umfasst, sei eine "Überraschung und ein literarischer Leckerbissen" für Kenner der damaligen Kulturgeschichte. Zwar sei nur ein "winziger Teil" des Briefwechsels zwischen Alfred und seiner Geliebten Else Jaffe, zu der sich auch der berühmte ältere Bruder Max hingezogen gefühlt hatte, abgedruckt; doch dafür seien die Korrespondenzen mit Zeitgenossen wie Thomas Mann, Erich Ludendorff, Hugo von Hofmannsthal Theodor Heuss oder Karl Jaspers umso umfassender. "Sehr zu begrüßen" sei es, dass häufig auch die Antwortschreiben der Korrespondenzpartner abgedruckt seien, worauf man in der Max-Weber-Gesamtausgabe leider verzichtet habe. Obwohl "Alfreds Stil heute altmodischer" wirke als der des älteren Bruders, spüre man doch den "Scharfblick", mit dem der Autor vor allem den aufkommenden Nationalsozialismus unter die Lupe nimmt, findet der Rezensent. Und so sollte vor allem der Brief Alfreds an Hans Zehrer, das "Glanzstück der Edition", in die "Schulbücher aufgenommen" werden.
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