Kaushik Sunder Rajan

Biokapitalismus

Werte im postgenomischen Zeitalter
Cover: Biokapitalismus
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518420492
Gebunden, 303 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ilse Utz. Informationen über den Bauplan des menschlichen Lebens verwandeln sich in Waren - in Biokapital. Damit beginnt, so die These Sunder Rajans, eine neue Phase des Kapitalismus. Über mehrere Jahre hinweg begleitete der Ethnologe die Protagonisten dieser Revolution in ihre Labore und zu Kongressen in Indien und den USA. Ausgehend von diesen Reportagen, formuliert er ethische Fragen, die er anhand der Ansätze von Ulrich Beck, Michel Foucault, Karl Marx und Slavoj ?i?ek erörtert: Mit welchen rhetorischen Strategien trennen vife Wissenschaftler Investoren von ihrem Geld? Und: Wie verändert sich unser Menschenbild, wenn DNA-Chips zur Erbgutanalyse uns alle zu Patienten im Wartestand machen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2009

Einen instruktiven Einblick in das Innenleben von Labors, Kliniken und Firmen der international tätigen Biotech- und Pharmabranche sieht Petra Gehring in dem Buch "Biokapitalismus" des Anthropologen Kaushik Sunder Rajan. Die Studie sucht in ihren Augen Abstraktes und Konkretes zusammenzubringen: dem Autor gehe es darum, Marx' Kapitalismuskritik und Foucaults Analysen zur Biopolitik auf die Besonderheiten der Biotechnologie insbesondere der Vereinigten Staaten und in Indien anzuwenden. Das Buch scheint Gehring insgesamt überaus informativ und lesenswert. Sie findet allerdings die theoretischen Überlegungen des Autors manchmal etwas umständlich. Manches bleibt für sie hier unklar, obligatorische Namen wie Zizek und Derrida fallen, ohne dass dies immer notwendig gewesen wäre. Dennoch überwiegt der gute Eindruck. Vor allem lobt sie Rajans konkrete Ausführungen und Beobachtungen von Firmen, Organisationen, Netzwerken der innerhalb der Branche und die Unterschiede des Biotechbooms in den USA und in Indien.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.07.2009

Voller Zustimmung und gefesselt hat Mario Scalla das Buch von Kaushik Sunder Rajan über den "Biokapitalismus" gelesen, in dem der indische Autor Zusammenhänge und Strukturen gentechnologischer Forschung und ihrer Vermarktung untersucht. Ein halbes Jahrzehnt hat der Autor in Amerika und Indien geforscht und recherchiert. Nun macht er sich nun mit dem theoretischen Rüstzeug von Marx und Foucault daran, den Begriff "Biokapitalismus" in all seinen Facetten auszuleuchten, erklärt der Rezensent. Schockierend haben auf ihn offensichtlich Rajans Recherchen in der einstigen Textilmetropole Hyderabad gewirkt, das heute mit Hilfe des IWF zum gentechnologischen Pharmazentrum umgebaut worden ist. Nicht nur würden die früheren Textilarbeiter als "Versuchskaninchen" für die Pharmaindustrie angeheuert, der indische Staat unterstütze dies auch noch massiv, lernt Scalla bei der Lektüre. Endlich ein Buch, das den von Foucault geprägten Begriff der Biopolitik "konkret und produktiv" verwendet, lobt der Rezensent. Dass der Autor nicht immer ganz sicher mit dem theoretischen Begriffsbesteck hantiert, verzeiht ihm Scalla, weil er dafür so viel Erhellendes zu den problematischen Seiten des "Biokapitalismus" beiträgt.