Lisa Taddeo

Three Women - Drei Frauen

Cover: Three Women - Drei Frauen
Piper Verlag, München 2020
ISBN 9783492059824
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Maria Hummitzsch. Alles, was Lina will, ist, dass sie jemand begehrt. Wie ist sie in diese Ehe geraten, mit zwei Kindern und einem Mann, der sie nicht einmal mehr auf den Mund küsst? Alles, was Maggie will, ist, dass sie jemand versteht. Wie konnte sie sich auf ihren Lehrer einlassen? Und warum scheinen alle nicht ihn, sondern sie dafür zu hassen? Alles, was Sloane will, ist, dass sie jemand bewundert. Wie ist sie zum Objekt der Begierde eines Mannes geworden, ihres Mannes, der nichts lieber tut, als ihr beim Sex mit anderen zuzuschauen? "Three Women - Drei Frauen" ist ein Buch über weibliche Sexualität zwischen Lust und Macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.01.2020

Rezensentin Sabine Rennefanz scheint irritiert bis verärgert über das hochgelobte Buch von Lisa Taddeo, das nun auch auf Deutsch erschienen ist. Die amerikanische Journalistin erzählt in diesem Buch, in den USA als Sachbuch erschienen, vom Sexleben dreier Frauen, die sich in außereheliche Affären flüchten, spezielle Dreier-Wünsche ihres Ehemanns erfüllen oder den ehemaligen Lehrer verklagen, mit dem sie als Schülerin ein Verhältnis hatten. Dabei möchte das Buch, nach Aussage der Autorin, grundlegende Dinge über weibliches Begehren vermitteln - aber welche sollen das eigentlich sein, fragt die Rezensentin? Dass es sich um drei weiße Frauen handle, die alle in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Männern stehen, findet sie dann doch sehr "repressiv" und wenig repräsentativ. Zudem stört sie sich an Taddeos literarisierenden Form, bei der unklar bleibe, wer gerade eigentlich spreche. Richtig immerhin, dass das Buch in Deutschland in der Literatursektion erscheint, schließt sie skeptisch.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.01.2020

Rezensentin Carolina Schwarz versteht nicht, warum dieser Band in den USA als "Buch der Stunde" über die weibliche Sexualität im 21. Jahrhundert gefeiert wird. Ja, die drei Geschichten über drei verschiedene Frauen, die in ihren Beziehungen zu Männern Leid erfahren haben, sind es wert, gelesen zu werden, versichert sie. Aber seinem Anspruch, über das weibliche Begehren zu informieren, wird das Sachbuch der Kritikerin zufolge eindeutig nicht gerecht: Dafür müsste es auch von Frauen erzählen, die nicht weiß, heterosexuell und beim Sex eher passiv sind, moniert Schwarz.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.01.2020

Rezensentin Andrea Gerk ist schockiert: Der als wichtiger Beitrag zum Thema weibliche Sexualität gefeierte Roman von Lisa Taddeo fällt in ihren Augen sehr rückständig aus. Taddeo erzählt in ihrer "literarisierten Reportage" vom Sexleben dreier Frauen, die vor gefühlskalten Ehemännern in Affären flüchten, dem Wunsch des Ehemanns nach einem Dreier nachgeben oder den ehemaligen Lehrer verklagen, mit dem sie als Schülerin ein Verhältnis hatten. Die Rezensentin stört dabei, dass die Autorin trotz langjähriger Recherche ausgerechnet drei äußerst traditionelle Beispiele ausgewählt habe, in denen die Frau nur als "Objekt männlicher Begierde" Erfüllung erfahre. Hätte nicht wenigstens eine eine sexuell selbstbestimmte Frau dabei sein können, fragt Gerk entnervt. Selbst die ausführlich beschriebenen Sexszenen verraten "wenig Erhellendes" über weibliche Sexualität, bedauert sie, sondern erinnern an die Soft-Pornos aus den 50er Jahren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2020

Rezensentin Meredith Haaf hat zu Lisa Taddeos literarischer Reportage "Drei Frauen" ein zwiespältiges Verhältnis. "Unwiderstehlich" und gleichzeitig "fragwürdig" findet sie das Buch, das mit seiner Veröffentlichung in den USA für Furore sorgte. Klar, denkt sich Haaf, die "literarische Reportage" ist als Topos gerade ebenso angesagt wie das "weibliche Begehren". Mit bemerkenswerter Nähe zeichnet die Autorin also Porträts dreier Frauen, die nichts anderes in sich sehen als Objekte der Begierde. Acht Jahre Recherchearbeit habe Taddeo auf sich genommen, wodurch "aufwühlende Geschichten" über Frauen entstanden seien, wie die Rezensentin einräumt. Dennoch werde die Authentizität durch den Erzählstil untergraben: Nicht eindeutig markiert seien die Stimmen der porträtierten Frauen und die der Autorin. Am Ende fühlt sich die Rezensentin ein bisschen wie beim "Cosmopolitan" lesen: halb erregt, aber auch nur halb aufgeklärt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 11.01.2020

Mara Delius kann den Hype um Lisa Taddeos Buch nicht ganz verstehen. Was die Autorin den Büchern von Eva Illouz und Hanna Rosin mit ihrem bisweilen ins Softpornografische abdriftenden Sachbuch über drei Frauen, ihre Sexualität und ihre Sehnsüchte hinzufügt, erkennt sie allerdings an. Für Delius liegt das Verdienst des Buches in der "dokumentarischen Beschreibung von Grauzonen" und in der Auseinandersetzung mit Dominanz, Unterwerfung, Gewalt und Macht von Frauen anhand dreier gut recherchierter Fallgeschichten. Wie nah und impressionistisch detailliert die Autorin Sexszenen beschreibt, kann Delius trotzdem nicht überzeugen. Da ist ihr der Kinsey-Report noch lieber.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.01.2020

Rezensentin Juliane Liebert reagiert nahezu allergisch auf Lisa Taddeos Versuch, in ihrem Debüt "Drei Frauen" der weiblichen Lust auf den Grund zu gehen. Dabei findet Liebert eigentlich Taddeos "erklärte Absicht", über das weibliche Begehren zu schreiben, ausgesprochen spannend. Enttäusched für die Rezensentin allerdings, dass sie sich in ihrer Recherche allerdings mit nur drei Einzelschicksalen auseinandersetzt und diese dann zu den Repräsentantinnen weiblicher Lust kürt. Mit bissigen Bemerkungen weist Liebert darauf hin, dass es Taddeo gelungen sei, allein Frauen zu porträtieren, deren Sexualität mit "Demütigung, Missbrauch, Selbstverleugnung und der Zerstörung der eigenen Integrität" verbunden sei. Von selbstbewusster Sexualität kann in diesem Buch keine Rede sein, befindet Liebert allein mit einem Hinweis auf die Statistik: Zweimal komme im Buch das Wort "Klitoris" vor, zwölf Mal "Schwanz" und dreiundzwanzig Mal "Penis". Aus feministischer Sicht, meint Liebert, ist "Drei Frauen" einfach "ein Scheißbuch".