Diane di Prima

Nächte in New York

Roman
Cover: Nächte in New York
Rogner und Bernhard Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783807701783
Gebunden, 210 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Kellner. "Was ist denn eigentlich aus all den Beatniks geworden?" Mit dieser Frage eröffnete Diane di Prima 1969 ihren Roman "Nächte in New York". Geschrieben wurde das Buch für die legendäre Olympia Press in Paris, die auch Joyce und Henry Miller herausgebracht hatte, davon abgesehen aber ein Porno-Verlag war. "Mehr Sex" war die ständige Forderung des Verlegers, und den bekam er von di Prima. Die Ich-Erzählerin erwacht am Anfang des Buches in einem Bett, das gerade ihre Entjungferung gesehen hat, und von hier aus liebt sie sich neugierig und lebenshungrig durch New York, zu zweit, zu dritt, zu fünft, mit Freundinnen, Zelebritäten der Beatszene und völlig Unbekannten, in Hinterzimmern von Buchläden, auf dem Waldboden, auf ein paar Matratzen irgendwo in der Lower East Side.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.01.2003

Diane di Primas Erinnerungen an ihre Zeit mit mit Jack Kerouac, Allen Ginsberg und anderen Beatpoeten hat Rezensent Frank Schäfer vollauf überzeugt. Erstmals in Maurice Girodias berüchtigter Olympia Press erschienen, spielt Sex keine geringe Rolle darin, hält Schäfer fest. Zu seiner Freude gelingt es der Autorin nach einer Weile, sich frei zu schreiben und das "Unvermeidliche" maßvoller und motivierter einzusetzen. Für Schäfer sind es denn auch weniger die "Erotischen Nächte", die diesen Erinnerungen aus den Fünfzigern ihren Reiz geben, "sondern die hellen Spots, die di Prima auf die Szene wirft". Auch wenn ihre Erinnerungen für Schäfer voller Übertreibungen und Idealisierungen sind, auch wenn, wie die Autorin in ihrer Autobiographie berichtete, vor allem bei den Sexszenen eine Menge Fantasie im Spiel war, so findet er doch eine "besondere ästhetische Wahrhaftigkeit" in diesen Erinnerungen. "Diane di Prima macht die Ambiguität des Wortes 'beat' erfahrbar", lobt Schäfer abschließend, "dieses Oszillieren zwischen Glückseligkeit und Geschlagenheit."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Mehrfach habe der französische Verleger und Auftraggeber Maurice Girodias der Autorin das Manuskript zurückgeschickt mit den Worten "Mehr Sex", berichtet Günter Ohnemus, der einen amüsanten Kurzbericht seines Verhältnisses zu Henry Miller und der pornografischen Literatur abliefert. Girodias hatte unter anderem auch Millers "Sexus" herausgebracht und beauftragte auf der Suche nach weiteren lukrativen Manuskripten die New Yorker Autorin Diane di Prima, eine belanglose harmlose Romanvorlage pornografisch zu veredeln. Prima hat das überraschend gut gemacht, findet Ohnemus. Gute Pornografie, weil es sich um gute Prosa handelt, lautet sein Urteil, und das gehe selten zusammen. Auch die "Nächte in New York" weisen die typischen Defizite pornografischen Schreibens auf, gesteht der Rezensent: dürftiger Plot, reduzierte Außenwelt, wenig Psychologie, kaum Charaktere, übergroße Geschlechtsorgane. Dennoch seien die Sexszenen nicht hölzern oder ledern, schreibt Ohnemus. Er vermutet, dass die Autorin beim Schreiben ab und an die Ahnung angesprungen haben muss, wie Sex jenseits aller amerikanischen Mittelstandsprüderie wirklich sein könnte. Das Ergebnis ist glaubhafte Fiktion.