Kurt Drawert

Dresden

Die zweite Zeit
Cover: Dresden
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406754777
Gebunden, 294 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Fünfzig Jahre sind vergangen, seit er als Kind mit seiner Familie nach Dresden gezogen ist, das er 1985 wieder verlassen hat. Nun kehrt Kurt Drawert als Stadtschreiber nach Dresden zurück, wo die Mutter lebt, eine Stadt, die ihm vertraut und doch ganz unvertraut ist. Er ist auf der Suche nach etwas, von dem nur er weiß, dass es ihm fehlt. Die Schönheit und die Wunden dieser Stadt, die Risse in der Familie und in der eigenen Biografie, das schwierige Verhältnis zum Vater und den Brüdern, die politisch aufgeladene Stimmung in Dresden, die offenen Fragen nach Tätern und Opfern, in der großen wie in der persönlichen Geschichte, und die Suche nach einer Sprache dafür, sind Themen und Motive in diesem dichten, autobiografischen Roman.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2020

Jörg Magenau erkennt in Kurt Drawerts neuem Buch ein Dokument des Schmerzes und der Schuld, einen Text über den Zusammenhang von Körper, Sprache und Geschichte. Gewaltig erscheint ihm, wie Drawert, als Stadtschreiber aus dem Westen zurückgekehrt nach Dresden, die eigene Familiengeschichte mit der DDR-Geschichte und einer Betrachtung ostdeutscher Verhältnisse heute zu einem essayistischen Bericht von allgemeiner Gültigkeit vereint. Dass der Autor nicht von außen spricht, sondern als einer, dem die Kategorien Ost und West fragwürdig geworden sind, verbucht Magenau als Gewinn für den Leser. Genauigkeit der Beobachtung, Belesenheit sowie der Verzicht auf einfache Einsichten prägen das Buch, verspricht Magenau.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.09.2020

Rezensent Nils Kahlefendt kehrt mit Kurt Drawert in dessen alte Heimat Dresden zurück. Was er da findet, sind vor allem Drawerts Familiengeschichte, die Auseinandersetzung mit Drawerts Werk und mit Pegida und AfD. Amüsante Lektüre, wenn es etwa um den Putzfimmel der Mutter geht, scheint der Text für Kahlefendt eher bedrückend, sobald der Autor sich dem eigenen Vater zuwendet oder "nie verwundenen Demütigungen und eigener Schuld". Der Autor zeigt sich als Schmerzensmann, als sprachgewaltiger, analytisch geschulter allerdings, der die Unterschiede zwischen Deutschland-Ost und Deutschland-West eindrücklich herausarbeitet, meint der Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.08.2020

Rezensent Jörg Magenau empfiehlt dringend Kurt Drawerts Stadtschreibertext aus Dresden. Wie der Autor seine eigene Jugend in der Stadt, Familien- und DDR-Geschichte und den neuen Hass, der sich mit Pegida und AfD dort breitmacht, schreibend unter einen Hut bekommt, wie er ums Verstehen ringt, dafür Lacan und Marx bemüht und die eigene Mutter, findet Magenau sehr lesenswert. Den "verkapselten Narzissmus" der Dresdner erkennt Magenau ganz gut mit dem Autor, der seine eigene Zerrissenheit und die der Stadt und des Landes hier beschreibt.