Hernando de Soto

Freiheit für das Kapital

Warum der Kapitalismus nicht weltweit funktioniert
Cover: Freiheit für das Kapital
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783871344497
Gebunden, 287 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem peruanischen Spanisch von Hainer Kober. Warum hat der Kapitalismus in den ehemals sozialistischen Ländern und in der Dritten Welt völlig versagt? Weshalb leben noch immer fünf Sechstel der Menschheit in Armut? Dies sind Existenzfragen auch für die reichen Länder des Westens, doch eine überzeugende Erklärung blieb bislang aus. Die Antwort bietet nun Hernando de Soto in seinem neuen Buch: Nicht fehlende Entwicklungsgelder und kulturelle Eigenheiten sind für die Armut in der Welt verantwortlich, sondern Rechtschaos und Bürokratie. Die Menschen in den vermeintlich armen Ländern haben in Wahrheit riesige Vermögenswerte aufgebaut und angespart. Doch sie sind nicht in der Lage, ihr "totes Kapital" zum Leben zu erwecken - eine zwingende Voraussetzung für Wohlstand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2003

Es ist nicht in erster Linie der Mangel an Geld, so die einflussreiche These des peruanischen Entwicklungsökonomen Hernando de Soto, der den Fortschritt in den Entwicklungsländern hemmt. Das eigentliche Problem sei der katastrophale Zustand des Rechtssystems in vielen der ärmsten Staaten. Jede sinnvolle Geschäftsinitiative werde verhindert statt gefördert, riesengroß seien die Geldsummen, die jenseits der Legalität fließen - und die - für den Staat - nichts anderes sind als "totes Kapital". Keineswegs hat de Soto es bei der These belassen, vielmehr hat er sie empirisch erprobt. In Lima unternahm er es, auf legalem Wege eine kleine Schneiderei zu eröffnen: nach 289 Tagen und der Investition des 31fachen monatlichen Mindestlohns war es gelungen. Ähnlich die Erfahrungen andernorts. Gar nicht sehr originell sind diese Einsichten, meint der Rezensent Rolf Ackermann, aber umso zutreffender. Wollten sich die Staaten der Dritten Welt an die von de Soto geforderte Remedur ihrer Rechtssysteme machen: es nützte ihnen mehr, ist Ackermann überzeugt, als alle Entwicklungshilfe der Welt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.12.2002

Den deutschen Titel "Freiheit für das Kapital!" findet Erhard Eppler etwas irreführend, gehe es dem peruanischen Ökonom Hernando de Soto doch nicht um die Freiheit des globalisierten Kapitals, sondern um die Fähigkeit der Politik, den Märkten einen verlässlichen Rahmen zu zimmern. Laut de Soto fehlt es nicht an Vermögenswerten, auch nicht bei den Armen, es fehlten vielmehr Grundbücher, Notariate, Dokumente, um die bescheidenen Hütten in kreditfähiges Kapital zu verwandeln, erklärt Eppler die Grundthese des Autors. Gäbe es erst einmal überall auf der Welt klar definierte, einklagbare, durch Kredite belastbare Eigentumsverhältnisse, würden die Armen ihr Elend aus eigener Kraft überwinden, ist sich de Soto sicher. Nach seinen Berechnungen, befinden sich in den Ländern des Südens und des Ostens Immobilien im Gesamtwert von 9,3 Billionen Dollar im Besitz der Armen, hält Eppler fest. Aber weil dieses Eigentum nicht präzise legalisiert sei, könne daraus kein Kapital werden. "Richtig betrachtet, sind die Armen nicht das Problem, sondern die Lösung", zitiert Eppler den Autor. Eine Behauptung, der Eppler im übrigen reichlich skeptisch begegnet. Richtiger findet er hingegen de Sotos Forderung an die Politik, den Armen den Zugang zum Markt, auch zum Kapitalmarkt frei zu machen. Denn das "Mystery of Capital", so der englische Originaltitel, besteht darin, so Eppler, "dass das Kapital die Ordnung nicht schaffen kann, in der es gedeiht, ja dass es Politik braucht, damit aus Eigentum Kapital wird." Nicht gebraucht hätte es nach Ansicht Epplers allerdings das von Simplifikationen strotzende Vorwort von Lothar Späth, das er als "gänzlich überflüssig" wertet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.12.2002

Mit einer ungewöhnlichen These wartet der peruanische Ökonom Hernando de Soto auf, erzählt Marc Brost mit einem Anflug von Bewunderung. De Sotos provozierende These laute, dass das eigentliche Problem der Menschen in den Dritte-Welt-Ländern darin bestünde, dass sie zwar - wenn auch geringfügig - besitzen, aber nicht legal. Ihr Kapital sei totes Kapital, referiert Brost, denn, um mit de Soto zu reden, was nütze ihnen eine eigene Slumhütte, wenn sie in keinem Grundbuch eingetragen stünde. Letztlich, so behaupte de Soto, agierten die Menschen in den Ländern unterhalb der Armutsgrenze genauso wie in den Industriestaaten: sie arbeiteten, tauschten, produzierten, ja sparten sogar; aber ihre Unternehmen seien Schwarzbetriebe, keine Bank gewähre ihnen Kredit. Zehn Jahre lang hat de Soto mit einem Team in den Ländern der Dritten Welt geforscht, Daten zusammengetragen, Hochrechnungen angestellt, berichtet Borst, dem nicht alles zweifelsfrei erscheint. Dennoch mache das Buch Mut, hält er dagegen, da es ganz neue Perspektiven für die Entwicklungspolitik eröffne. Die im erfolgreichen Westen hätten nur vergessen, wie sie das selbst vor 200 Jahren gemacht hätten, reicht Brost de Sotos ökonomische Lebensweisheiten weiter.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.12.2002

Der Titel des Buches klinge zwar wie das Pamphlet einer "neoliberalen Sturmtruppe", doch im Grunde, lobt Hans Dembowski, verbinde es konservative und progressive Positionen. Der Autor, so lässt uns Dembowski wissen, ist in Lima vom Geschäftsmann zum Intellektuellen geworden, und dieser Lebenslauf lasse sich dann auch in den Kernthesen des Buches finden. Neben bürgerlichen Wertvorstellungen - "Volkswirtschaftlicher Wohlstand beruht auf gesicherten Eigentumsrechten" - setze der Autor seine "Fortschrittshoffnung auf die Heerscharen der Armen". Die Hindernisse für kreative Geschäftsleute in der Dritten Welt kommen in diesem Buch ebenso zur Sprache wie die "historischen Ausführungen über hochentwickelte Länder". Dem Grundstücksrecht der USA widmet der Autor sogar ein ganzes Kapitel. Dass die Konzepte der Industrieländer in der Dritten Welt nicht greifen, kommt nach Meinung des Rezensenten deutlich zum Ausdruck und De Sotos Reformkonzept für die armen Staaten leuchten dem Rezensenten ein: Das offizielle Recht müsse an die Gerechtigkeitsvorstellungen angepasst werden, nach denen die Bevölkerung bereits lebt und wirtschaftet. Doch nach Ansicht des Rezensenten habe die anschauliche Argumentation auch einen Haken: "Typischerweise stützen sich arme Bevölkerungsmehrheiten in ihre Verhalten auf Tradition, lokal ausgehandelte Konventionen und Versatzstücke der Gesetzgebung. Nicht nur sind diese Regeln regional unterschiedlich, vielmehr schützt das dysfunktionale offizielle Recht meist privilegierte Interessen."