Johannes Ullmaier (Hg.)

Schicht!

Arbeitsreportagen für die Endzeit
Cover: Schicht!
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518125083
Kartoniert, 417 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Arbeit gab es nicht von Anfang an, sondern erst seit der Ausquartierung aus dem Paradies. Entsprechend muss man die Historie der Arbeit insgesamt als große ABM-Initiative sehen, der irgendwann die Evaluation ins Haus steht. Und wirklich treffen aus der ferneren Zukunft Botschaften ein, in denen eine Kommission behauptet, von höchster Warte mit einer finalen, alle Erdteile und Phasen einschließenden Begutachtung der Arbeitswelt betraut worden zu sein als Grundlage für die Entscheidung, ob und wie es damit weitergehen soll. Sie bittet Schriftsteller, Expeditionen in die Arbeitswelt der Gegenwart zu unternehmen. Und diese geben Antwort: von Großkonzernen, Online-Sexportalen und Bestattungsinstituten, von Ziegenhirten, Superköchen und moderner Bettelei.
Aus der Wirklichkeit des Jahres 2006 berichten Bernd Cailloux, Dietmar Dath, Felix Ensslin, Wilhelm Genazino, Peter Glaser, Gabriele Goettle, Thomas Kapielski, Georg Klein, Harriet Köhler, Andre Kubiczek, Thomas Raab, Kathrin Röggla, Oliver Maria Schmitt, Jörg Schröder und Barbara Kalender, Josef Winkler, Feridun Zaimoglu und Juli Zeh.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2007

Rezensent Jens Bisky findet diesen Band mit Reportagen aus der Arbeitswelt aufschlussreich, ganz überzeugt ist er gleichwohl nicht. Zwar macht er auf ihn einen unaufgeregten Eindruck. Auch findet er es interessant, sich von den Autoren - 17 Schriftstellern, von Bernd Cailloux bis Juli Zeh - in eine Peepshow, zu Ziegenhirten, zu einer Reitlehrerin oder zu VW führen zu lassen. Zugleich aber können die Beiträge in seinen Augen eine gewisse Ratlosigkeit nicht verbergen. Zudem vermisst Bisky eine Geschichte, wie sie einst Günther Wallraff über den Gerling-Konzern geschrieben hat. Die Reportagen erwecken bei ihm den Eindruck, die Konflikte der Arbeitswelt hätten sich ins Innere verlagert, die Menschen hätten sich abgefunden mit Arbeit, die keinen Sinn stiftet und keine Erfüllung bietet, sowie mit miserablen Arbeitsbedingungen. Kritisch betrachtet Bisky insbesondere den Umstand, dass der Band über der Suche nach Neuem und Außergewöhnlichem die normalen Arbeitsverhältnisse, die noch immer die Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen bestimmen, aus dem Blick verliert. Völlig unterbelichtet bleibt zu seinem Bedauern etwa der Wandel, der sich derzeit im Bereich der klassischen Arbeitsplätze in der Industrie, im Einzelhandel und im öffentlichen Dienst vollzieht.
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