Vea Kaiser

Rückwärtswalzer

oder Die Manen der Familie Prischinger
Cover: Rückwärtswalzer
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462051421
Gebunden, 432 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Vea Kaiser erzählt von einer Familie aus dem niederösterreichischen Waldviertel, von drei Schwestern, die ein Geheimnis wahren, von Bärenforschern, die die Zeit anhalten möchten, und von den Seelen der Verstorbenen, die uns begleiten, ob wir wollen oder nicht. Als Onkel Willi stirbt, stehen der Drittel-Life-Crisis geplagte Lorenz und seine drei Tanten vor einer Herausforderung. Willi wollte immer in seinem Geburtsland Montenegro begraben werden. Doch da für eine regelkonforme Überführung der Leiche das Geld fehlt, begibt man sich kurzerhand auf eine illegale Fahrt im Panda von Wien Liesing bis zum Balkan. Auf der 1029 Kilometer langen Reise finden die abenteuerlichen Geschichten der Familie Prischinger auf kunstvolle Weise zueinander.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.07.2019

Willi fährt nach Montenegro. In Begleitung seiner drei Schwestern soll er ein letztes Mal seine Heimat besuchen. Das einzige Problem dabei: Willi ist tot. Ein Roadnovel mit Leiche also. Das bietet sehr viel Stoff für gute Unterhaltung, ganz so wie Rezensent Hubert Winkels es bereits von Vea Kaiser gewohnt ist. Das ist ambitionierte literarische Unterhaltung, die auf die Bestsellerliste möchte, so Winkels, für den das nicht ganz aufgeht. Tempo und Aufbau, Humor und Spannung - alles prima, aber mit die Erzählsprache kann nicht ganz mithalten, findet er. Dabei böte der Roman durchaus Gelegenheit, auch mal sprachlich über die Ufer der Konvention zu treten, zum Beispiel in einer der Szenen, die durch die appetitliche Beschreibung von Knödeln, Würsten, Soßen und Panaden angereichert sind. Zudem ist er ein wenig enttäuscht ob des verschenkten Potentials zur Kritik am gegenwärtigen "Korrektheits- und Diätwahn". Aber schmeckt's ihm denn? Verschlungen hat er's, aber ein bisschen "fad" war's ihm am Ende doch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.04.2019

Vea Kaisers "Rückwärtswalzer" hat alles, was ein guter Roman braucht, versichert Rezensentin Kristina Maidt-Zinke: Eine generationsübergreifende Familiengeschichte, ein "abenteuerliches" Roadmovie, ein bisschen Bildung und viel Unterhaltung. Die Geschichte um die eigensinnige Wiener Familie Prischinger, im Wesentlichen Lorenz und seine drei Tanten, die Onkel Willi nach seinem plötzlichen Herztod nach Montenegro überführen müssen, scheint der Kritikerin wunderbar ausgewogen: Dank beschwingter Perspektiv- und Handlungswechsel, Rasanz und gelegentlichen Exkursen in die jüngere Sozialgeschichte Österreichs wird Kaisers Roman nie seicht oder "albern", verspricht die Rezensentin, die bei der Autorin bisweilen sogar einen "Astrid-Lindgren-Ton" vernimmt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.04.2019

Veronika Schuster nimmt die Hürde zur Unterhaltungsliteratur gerne. Vea Kaisers Roman überzeugt sie durch sprachlichen Witz und echtem Interesse an den Figuren, denen die Autorin laut Schuster sogar einige Tiefe verleiht. In Kaisers als Reigen der Schrulligkeiten angelegtem Roadtrip einer Wiener Familie nach Montenegro kommen auch Rassismus und sexuelle Gewalt vor, erklärt Schuster. Vor allem aber lässt sich das Buch laut Rezensentin als Chronik österreichischer Befindlichkeiten lesen. Jüngere österreichische Zeitgeschichte wird in subtilen Kommentaren verhandelt, versichert Schuster, der Kaisers Slapstick-Humor und die ein oder andere allzu wohlfeile Botschaft im Text nur manchmal auf die Nerven gehen.