Herbert Marcuse

Herbert Marcuse: Nachgelassene Schriften

Band 2: Kunst und Befreiung
Cover: Herbert Marcuse: Nachgelassene Schriften
zu Klampen Verlag, Lüneburg 2000
ISBN 9783924245849
Gebunden, 166 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter-Erwin Jansen. Mit einer Einleitung von Gerhard Schweppenhäuser. Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt und Stephan Bundschuh. In "Kunst und Befreiung" sind Marcuses unveröffentlichte Arbeiten zur Ästhetik von den späten 40er Jahren bis 1978 gesammelt. Von seinem frühen Beitrag zu Aragon über "Kunst in der eindimensionalen Gesellschaft" bis hin zum späten "Entwurf von La Jolla" ziehen sich die großen Motive der Marcuseschen Kunstauffassung durch die in diesem Band versammelten Texte: der mit ihrem affirmativen Charakter verwobene utopische Überschuss in großer Kunst, die Möglichkeit von Dichtung nach Auschwitz, die Permanenz der Kunst angesichts des auch von einer befriedeten Gesellschaft nicht zu verhindernden Leids und der Endlichkeit der Menschen. Die Ausgabe der "Nachgelassenen Schriften" Herbert Marcuses bietet eine Auswahl aus dem umfangreichen Nachlass des bedeutenden Sozialphilosophen. Die wichtigsten bisher unpublizierten oder auf deutsch nicht zugänglichen Schriften Marcuses werden thematisch gruppiert, vom Herausgeber erläutert und mit einer Einleitung versehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.02.2001

Eine weitere Leiche im Keller des Hauses Suhrkamp: die volltönend begonnene Marcuse-Werkausgabe, die sich bald als nur zögerlich fortgesetzte, schlampig gemachte Neuveröffentlichung des Bekannten entpuppte, oder, in den scharfen Worten des Rezensenten Stefan Dornuf, als ein "spektakulärer Ausverkauf der einst vielgepriesenen `Suhrkamp Culture`". Umso verdienstvoller, so Dornuf, nun die im Verlag Dietrich zu Klampen erschienenen zwei Bände mit Schriften aus dem Nachlass (zu dem es, vielleicht eine kleine Marcuse-Renaissance anzeigend, eine amerikanische Parallelaktion mit der Veröffentlichung von "Collected Papers", Routledge, London/New York 2001 gibt). Vor allem aber zeigt sich Dornuf ganz begeistert von dem, was er da zu lesen bekommt, denn Marcuse erweise sich in den versammelten Aufsätzen als "ein großer Denker des 20. Jahrhunderts". Sehr interessant zu beobachten, so Dornuf, dass Marcuse zuletzt, ganz gegen die Tendenz der Neuen Linken zur Verschmelzung von Kunst und Alltag, im Rückgriff auf eine Werk-Ästhetik auf der Irreduzibilität des Kunstwerks bestand (und damit, wäre hinzuzufügen, Adorno näher war, als der wohl glauben wollte). Als vielleicht schönsten Fund der in diesen Bänden veröffentlichten Texte preist Dornuf am Ende "ein paar atemberaubend dichte Blätter zu Proust". Er empfiehlt im übrigen die parallele Lektüre des amerikanischen Bandes, da so Marcuses - in der Enttäuschung über seinen Lehrer Heidegger mitbegründete - entschiedene Abkehr von der deutschen Sprache, seine verblüffende Aneignung des Englischen und die mühsame Rückkehr zum Deutschen nachzuverfolgen sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.02.2001

Begeistert ist Martin Scherer nicht nur von der "glänzenden" Einleitung zu diesem zweiten Nachlassband mit Texten aus über dreißig Jahren, die bisher lediglich auf Englisch erschienen sind bzw. jetzt zum ersten Mal gedruckt wurden. Die Schriften des "Grandseigneurs der Kritik" zur Ästhetik versuche keine geschlossene Theorie vorzulegen, sondern gehe "gänzlich unsystematisch auf Spurensuche" nach den subversiven Kräften der Kunst, so der Rezensent, der anerkennend den völligen Mangel an "falscher Romantik" in den Texten hervorhebt. Ganz besonders hingerissen ist er von Marcuses "wunderbaren Notizen" zu Aragons Roman Aurélien, weil sie deutlich machten, dass auch ein Philosoph sich kompetent zum Thema Leidenschaft äußern könne.
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