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Suchwort: "1793"
Rubrik: Vorgeblättert - 5 Artikel
Vorgeblättert 25.08.2011 […] teurer Garderobe schwer verschuldete, soll hemmungslos, sogar mit Mord- und Selbstmorddrohungen reagiert haben. In beiden Amouren bleibt vieles undurchsichtig, wie auch Briefe Schlegels vom Frühjahr 1793 zeigen: Sie sind ein seltsames Gemisch von Trost und Tadel, Mitleid und Ermahnung, Besserwisserei des eigentlich Schwächeren und Eingeständnis eigenen Unglücks, gipfelnd in konfusen Sätzen wie diesen: […] den Schlegelschen Briefen verfaßte Selbstdarstellung seiner "Leidenschaft" - dies die zentraleVokabel, die er, samt semantisch analogen Bezeichnungen, im großen Bekenner-Brief an den Vater vom 9. März 1793 verwendet:
Jezt wars, daß ich, verzeihe ja voll Nachsicht meiner Juvenilitaet, mich in ein Mädchen verliebte ? diese Leidenschaft wuchs so schnell empor, daß sie in kurzer Zeit sich meiner bemächtigt […] sind. Vater Hardenberg jedenfalls hätte niemals seine Einwilligung zu einer "Mesalliance", einer Beziehung oder gar Ehe mit einer Bürgerlichen gegeben. Friedrich Schlegel meldete dem Freund Mitte Mai 1793 aus Leipzig nach Weißenfels: "Der kindische alte Mann hat hier in Auerbachs Hofe einem Cirkel alter Herren erzählt, Du hättest eine Bürgerliche, die Schwester einer hiesigen Kaufmannsfrau heyrathen […]
Vorgeblättert 25.08.2011 […] schließlich einen Vorschlag des Vaters an, ging im Juni 1793, kurz nach Friedrichs Anfang in Wittenberg, als Jagdvolontär und Forstjunker zur kurfürstlichen Oberförsterei Schloß Hubertusburg und bezog Wohnung im nahen Städtchen Wermsdorf.
Daß die befürwortete Trennung der beiden Herzensbrüder den Älteren auch schmerzte, zeigt eine wohl im September 1793 abgeschickte, humorig-selbstironische Äußerung: "Uns […] auf die Schulter und lebt halb abgestorben still für die Zwecke der Zukunft. Die Hoffnung und unser Ziel müssen uns begeistern und die Gegenwart mit ihrer feindseligen Laune verdrängen."
Am 11. März 1793 kehrte Novalis nach Weißenfels zurück. Am 27. Mai wurde er in Wittenberg immatrikuliert: "Ich wurde gewissermaßen gezwungen nach Wittenberg zu gehn und zu der Jurisprudenz zurückzukehren", schrieb er […] einer seiner stärksten Charakterzüge ist: "Fleißig bin ich jezt immer ?, besonders da es mir leichter wird, als ich mir selbst vorstellte", schreibt er der Mutter zu ihrem 23. Hochzeitstag Ende Juni 1793, "der Vater wird auf Michaelis zufrieden seyn." Diesem selbst versichert er wenige Wochen vor dem Examen, daß ihm die Arbeit schmecke: "Staatsrecht, Statistik, Völkerrecht und Referiren füllen außerdem […]