Siegfried Lichtenstaedter

Prophet der Vernichtung

Über Volksgeist und Judenhass (1865-1942)
Cover: Prophet der Vernichtung
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103974218
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit begleitenden Essays von Götz Aly. Wie ein bayerisch-jüdischer Beamter den Holocaust vorhersagte: Scharf beobachtend und mit jüdischem Witz schrieb Siegfried Lichtenstaedter (1865-1942) Satiren und Prognosen, die so verblüffend hellsichtig sind, dass der Historiker Götz Aly sie ausgegraben und neu zusammengestellt hat. In drei begleitenden Essays schildert Götz Aly außerdem Lichtenstaedters Leben und zeigt, wie aktuell diese Texte über Antisemitismus, Völkermord und Hass heute wieder sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.07.2019

Eine noble Geste und mehr sieht Hannes Hintermeier in dem von Götz Aly herausgegebenen Band über den Tausendsassa Siegfried Lichtenstaedter. Dass der Historiker den hellsichtigen Propheten von Faschismus und Judenhass in Erinnerung ruft, macht laut Rezensent in mehrfacher Hinsicht Sinn. Einerseits nutzt Hintermeier das Buch als moderierten Einstieg in die Lektüre von Lichtenstaedters Schriften, andererseits leuchtet ihm die "beklemmende Aktualität" von Lichtenstaedters Prognosen und Analysen rechter Agitation unmittelbar ein.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.04.2019

Siegried Lichtenstaedter war ein studierter Orientialist, Jude und Homosexueller, der 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet wurde, erklärt Rezensent Arno Widmann. Viel wichtiger ist dem Kritiker aber, dass Lichtenstaedter tatsächlich ein "Prophet der Vernichtung" gewesen sei, der die grausamen Verbrechen an den Juden mit seinem messerscharfen Verstand glasklar voraussah. Jede Zeile seines in Vergessenheit geratenen und nun neu veröffentlichten Werkes sei darum eine Warnung, in der heutigen Zeit wachsam zu bleiben, so der Rezensent. Herausgeber Götz Aly hat laut Widmann mit diesem Buch eine exzellente und hilfreich kommentierte Sammlung von Auszügen aus diesem brillanten Werk geschaffen, die dem Kritiker zufolge als "Einstiegsdroge" in das beeindruckende literarische Schaffen Lichtenstaedters dienen kann.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.02.2019

Mit dem Juristen und Orientalisten Siegfried Lichtenstaedter trifft Carsten Hueck einen begabten Provokateur, Satiriker und Propheten des Holocaust in diesem von Götz Aly herausgegebenen Band. Alys Vorwort und seine Bemerkungen im Band eröffnen Hueck den historischen Kontext der enthaltenen Schriften Lichtenstaedters zur Religion, zum Naturschutz oder zu gesellschaftlichen und politischen Ereignissen und Themen. Wie Lichtenstaedter anhand seiner Alltagsbeobachtungen in München und seiner Presselektüre das Verhalten der Mehrheitsgesellschaft im ethnischen Konflikt und das Schicksal der Juden voraussagt, verschlägt Hueck den Atem, auch weil die Texte den Blick fürs Aktuelle schärfen, wie er findet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2019

Rezensent Stephan Speicher liest die von Götz Aly herausgegebenen Texte Siegfried Lichtenstaedters mit Gewinn. In den politischen Schriften erscheint ihm der Autor als streitbarer, informierter Denker, der als Jude und Homosexueller mit doppelter Zurücksetzung zu kämpfen hatte, wie Speicher schreibt. Lichtenstaedters "geschichtsprophetische Skizzen" deutet Speicher als "schwarzes Vergnügen" des Autors. Der scharfe Witz Lichtenstaedters, seine Gerechtigkeitsliebe und sein Zukunftspessimismus, der für ihn u.a. im Rassedenken der Menschen gründete, scheinen Speicher bemerkenswert. Das schönste Stück im Band ist für ihn ein Text über das von der Moderne bedrohte Palästina. Lichtenberg, erfahren wir, war nämlich durchaus ein Verfechter "kollektiver Identitäten", weshalb die modernen Zionisten für ihn in Palästina offenbar nichts zu suchen hatten.
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