Jürgen Zimmerer (Hg.)
Erinnerungskämpfe
Neues deutsches Geschichtsbewusstsein
Reclam Verlag, Stuttgart 2023
ISBN 9783150114544
Kartoniert, 500 Seiten, 25,00 EUR
ISBN 9783150114544
Kartoniert, 500 Seiten, 25,00 EUR
Klappentext
Wem gehört die deutsche Geschichte? Wir leben in turbulenten Zeiten, krisenhaften gar. Nicht nur in der Politik macht sich das Gefühl breit, eine Zeitenwende zu beobachten. Trotzdem oder gerade deshalb erfolgt immer wieder die Bezugnahme auf "die Geschichte", werden daraus sich angeblich ergebende Lehren genannt. Auf der einen Seite scheint Geschichte als Ressource und Legitimität nie so nachgefragt wie derzeit, auf der anderen Seite fühlen sich nicht unerhebliche Teile der deutschen Gesellschaft in der bundesdeutschen Gedächtnispolitik marginalisiert. Die in diesem Band versammelten Essays ergeben ein Mosaik der deutschen Erinnerungslandschaft der Berliner Republik und der großen Debatten, die um sie geführt werden.Mit Beiträgen von Eckart Conze, Hajo Funke, Efsun Kızılay, Meron Mendel, Dirk Moses, Michael Rothberg, Ilko-Sascha Kowalczuk, Franziska Davies, Sonja Hegasy u. v. m.
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2023
Die Lektüre von Kontantin Sakkas' Kritik des vorliegenden Bandes gestaltet sich ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt. Zunächst konzediert der Rezensent dem Herausgeber Jürgen Zimmerer, der ein Hauptvertreter der postkolonialen Tendenz in der deutschen Geschichtswissenschaft ist, durchaus, die "geschichtspolitischen Hauptdebatten der Gegenwart " einigermaßen abzubilden. Es scheinen sogar in bestimmten Debatten entgegengesetzte Stimmen zu Wort zu kommen. Sakkas nennt hier die Debatte über das Kaiserreich, wo die "eher kaiserreichsfreundlichen Christoph Nonn und Thomas Weber auf die skeptischer eingestellten Eckart Conze und Zimmerer selbst" treffen. Diese Ausgewogenheit hört allerdings bei der hitzigsten Debatte der letzten Jahre, dem "Historikerstreit 2.0" auf, wo Zimmerer offenbar vor allem A. Dirk Moses das Wort erteilt, der bekanntlich mit gewagten Konstruktionen eine Nivellierung des Holocaust als Spezialfall des Imperialismus betreibt. Rezensent Sakkas ist mit Moses alles andere als einverstanden. Das postkoloniale Narrativ hätte in diesem Band einer engagierten Gegenrede bedurft, kritisiert er. So liest sich der Band, wie Sakkas scharfes Schlussurteil lautet, am Ende wie das "Gründungsdokument einer geschichtspolitischen 'Querfront' zwischen eher als konservativ zu verortenden Stimmen wie der Webers und antiimperialistischen Vordenkern wie Moses".
Buch in der Debatte
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