Zora del Buono

Die Marschallin

Roman
Cover: Die Marschallin
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406754821
Gebunden, 382 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Zora del Buono hat von ihrer Großmutter nicht nur den Vornamen geerbt, sondern auch ein Familienverhängnis, denn die alte Zora war in einen Raubmord verwickelt. Diese Geschichte und ihre Folgen bis heute erzählt dieser große Familienroman. Die Slowenin Zora lernt ihren späteren Ehemann, den Radiologieprofessor Pietro Del Buono, am Ende des Ersten Weltkriegs kennen. Sie folgt ihm nach Bari in Süditalien, wo sie, beide überzeugte Kommunisten, ein großbürgerliches und doch politisch engagiertes Leben im Widerstand gegen den Faschismus Mussolinis führen. Zora ist herrisch, eindrucksvoll, temperamentvoll und begabt, eine Bewunderin Josip Broz Titos, dem sie Waffen zu liefern versucht und dem ihr Mann das Leben rettet. Sie will mehr sein, als sie kann, und drückt doch allen in ihrer Umgebung ihren Stempel auf. Ihr Leben und das Leben ihrer Familie, ihrer Kinder und Enkelkinder, vollziehen sich in einer Zeit der Kriege und der Gewalt, erbitterter territorialer und ideologischer Kämpfe, die unsere Welt bis heute prägen. In einem grandiosen Schlussmonolog erzählt die alte Zora Del Buono ihre Geschichte zu Ende, eine Geschichte der Liebe, der Kämpfe, des Hasses und des Verrats.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.12.2020

Zugewandt aber am Ende ein wenig lustlos bespricht Rezensent Fritz Göttler diesen Roman. Eigentlich kann die Hauptfigur der slowenisch-italienischen Titoistin, Großmutter der Autorin, ihn durchaus begeistern. Aber bei allen funkelnden Einzelheiten der von der Enkelin ausgebreiteten Charaktere sowie Hinweisen auf Literatur- und Bildungsgeschichte, die der Kritiker nacherzählt, kann er sich zu keinem urteilenden Zugriff durchringen. Einzig das schöne Romanzitat "Kommunismus ist Aristokratie für alle", bleibt als Charakterisierung der Hauptfigur und ihres Romans im Gedächtnis.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.11.2020

Der Rezensentin Kathrin Hillgruber zufolge hat Zora del Buono ihre Großmutter mit diesem Porträt zur "Jahrhundertfigur" gemacht. Die ursprünglich aus Slowenien stammende Frau, die mit einem  sizilianischen Radiologen nach Süditalien ging, wo sie sich in ihrer Villa den "großen P: Politik, Palaver und Patienten" verschrieben, war eine glühende Kommunistin, hat die Kritikerin gelernt. Das Haus wurde nicht nur ein Ort der Resistenza, sogar Tito kam zu Besuch, lernt sie. Auch wenn Hillgruber findet, dass die Autorin es mit Zitaten von Autoren aus der Zeit ihrer Großeltern ein wenig übertrieben hat, bleibt es in ihren Augen ihr großes Verdienst, ihrer schillernden Großmutter in Form dieses Romans ebenfalls ein Haus gebaut zu haben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.11.2020

Die hier rezensierende Schriftstellerin Eva Menasse ist der Meinung, es sei allerhöchste Zeit, Zora del Buono zu lesen. Deren neuer Roman erzählt laut Menasse eine weit zurückgehende Familiengeschichte aus der K.-u.-k.-Ära, mit einer toughen Frauenfigur (die Großmutter der Autorin) als Heldin sowie der ganzen verwickelten politischen Geschichte des Adriaraumes als Hintergrund. Genaue Recherche, schlagende Bilder, unvergessliche Gestalten und eine unverzagte Dramaturgie prägen den Text, so Menasse. Dass del Buono außerdem das anekdotische Erzählen dem epischen vorzieht, kommt dem Text gut zupass, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.10.2020

Rezensent Jörg Plath ist tief enttäuscht. Die Großmutter der Autorin führte ein wirklich aufregendes Leben: Aufgewachsen in Slowenien heiratete sie einen sizilianischen Arzt, mit dem sie ein großbürgerliches Leben führte, das die beiden allerdings nicht davon abhielt, sich mit Leib und Seele dem Kommunismus zu verschreiben. Die Großmutter, ob ihrer herrischen Art die Marschallin genannt, rettete sogar Tito das Leben, lesen wir. Und was macht ihre Enkelin aus der Geschichte? Eine langweilige Rückschau, die den Rezensenten schläfrig macht. Wo sind die feurigen Auseinandersetzungen, der kämpferische Geist der Ahnin? Untergegangen in der Monotonie des Alltags, kritisiert Plath.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.08.2020

Rezensentin Doris Akrap hat diesen Roman über die Großmutter der Autorin gerne gelesen. Die Geschichte über die aus Slowenien stammende Arztgattin, die wegen ihrer Bewunderung für Tito den Spitznamen "Marschallin" bekam, glänzt der Kritikerin zufolge mit einem raffinierten Aufbau und großer Detailverliebtheit: Die spannende, durchsetzungsfähige und nicht widerspruchsfreie Persönlichkeit der flammenden Kommunistin, die zugleich großbürgerliche Signora war, kann nach und nach entdeckt werden, bis sich immer mehr Abgründe auftun, so Akrap. An Stil und Akribie stehen sich Großmutter und Enkelin in nichts nach, lobt die Rezensentin.