Rachilde

Monsieur Vénus

Materialistischer Roman
Cover: Monsieur Vénus
Reclam Verlag, Stuttgart 2020
ISBN 9783150112878
Gebunden, 218 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Alexandra Beilharz und Anne Maya Schneider. Nachwort von Martine Reid. Raoule de Vénérande ist eine wohlhabende junge Frau aus altem Pariser Adel. Sie verliebt sich in den Künstler Jacques Silvert, einen jungen Mann aus einfachen Verhältnissen, und macht ihn - nicht etwa zu ihrem Liebhaber, sondern zu ihrer Geliebten und schließlich zu ihrer Frau. Die französische Literatin mit dem - eher männlich gelesenen - Pseudonym Rachilde schrieb "Monsieur Vénus" im Paris der 1880er Jahre mit Anfang 20. Sie verstieß mit ihrem Roman so vehement gegen die gesellschaftlichen und sexuellen Konventionen ihrer Zeit, dass das Werk ihr eine Geld- und Haftstrafe einbrachte und nur in einer entschärften Fassung erscheinen konnte. Zum ersten Mal auf Deutsch in der vollständigen Originalfassung - mit einem Nachwort der Literaturwissenschaftlerin und Expertin für weibliches Schreiben Martine Reid.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.01.2021

Als dieser Roman der Französin Marguerite Eymery, die zeitlebens unter dem Pseudonym "Rachilde" schrieb, 1884 in Belgien erschien, landete er auf dem Index, weiß Rezensentin Sigrid Brinkmann und erklärt: Ein Roman über Transsexualität und sadistisch-masochistische Helden war dann doch etwas zu viel für das frivole Fin de Siècle. Umso begeisterter liest die Kritikerin den Roman, nun in der "inkriminierten" Ausgabe von 1884, die jetzt erstmals auf Deutsch erscheint. Brinkmann taucht hier ab in eine adlige Elite, die entsetzt reagiert, wenn Rachildes Heldin Raoule de Vénérande Geschlechter- und Klassengrenzen auf den Kopf stellt. Die Rezensentin ergötzt sich an dem Fest "körperlicher Schönheit" in diesem Roman und staunt nicht schlecht, wie Rachilde mit Männern umspringt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.11.2020

Rezensentin Rose-Maria Gropp staunt über die explosive Mischung aus biologistischen und sozialen Geschlechtstheorien, die in diesem erstmals 1884 erschienenen Roman in "zeittypisch gängigen literarischen Schwülstigkeiten" präsentiert werden: Die reiche Protagonistin hält sich einen Geliebten, den sie mutwillig verweiblicht, um ihn wie ein Mann besitzen zu können - und erfüllt sich ihre Träume damit ebenso sehr wie sie scheitert. Harter Tobak, findet die Kritikerin, keine Literatur, aber historisch interessant. Sie wünscht dem Text eine kluge wissenschaftliche Analyse in einem Seminar.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.11.2020

Grenzwertige Erotik war dem Fin de Siècle zwar vertraut, aber dieses Buch nutzt das Erotische, um über die dichotome Geschlechterordnung hinwegzugehen, und ist damit auch heute noch revolutionär, erklärt Rezensentin Antje Rávik Strubel: Die reiche Raoule macht den jungen Jacques darin nicht nur durch Cross Dressing zu ihrer Geliebten, an der sie eine männliche Dominanzfantasie ausleben kann, auch die Körper der beiden scheinen sich durch die Travestie zu verändern, staunt die Kritikerin. Sie ist überzeugt, dass das geschlechtlich Fluide auch in zeitgenössischer Literatur selten so konsequent umgesetzt wurde.