Wolfgang Ullrich

Wahre Meisterwerte

Stilkritik einer neuen Bekenntniskultur
Cover: Wahre Meisterwerte
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783803136688
Kartoniert, 176 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Alles dreht sich um Werte. Sie werden von Politikern herbeizitiert, gerne bekennt man sich zu ihnen ? in der Konsumwelt, in der politischen Aktionskunst, beim Wohnen, beim Essen und im Fitnesskult. Wolfgang Ullrich nimmt die Karriere der Werte in verschiedenen Bereichen unter die Lupe. Seine These: Sich zu Werten zu bekennen ist so beliebt, weil es dem Selbstbewusstsein schmeichelt. Man darf sich dann moralisch gut und sogar kreativ fühlen. Ullrich untersucht, wie Werte im Einzelnen in Szene gesetzt werden. Aber er fragt auch, wie sich gesellschaftspolitische Debatten unter diesen Vorzeichen entwickeln. Verkümmert nicht jegliche Streitkultur, wenn jeder individuell damit beschäftigt ist, sich im Namen von Freiheit, Nachhaltigkeit oder Sicherheit zu profilieren? Nicht zuletzt erörtert Ullrich die Rolle politischer Parteien in einer Zeit, in der der Plural an Werten für viele Menschen attraktiver ist als der Singular einer Weltanschauung oder eines Programms.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.11.2017

Rezensentin Meredith Haaf lernt im neuen Essay des Philosophen und Kunsthistorikers Wolfgang Ullrich, wie wenig Signifikanten und Signifikat in der Sprache der Werte heute noch miteinander zu tun haben. Mit Blick auf Politik, Wirtschaft, künstlerischen Aktivismus, aber auch Privatleben kann ihr der Autor in seiner luziden und "pointierten" Analyse vermitteln, wie Begrifflichkeiten wie "Natürlichkeit, Integrität, Transparenz, Respekt, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Toleranz" zu reinen "Worthülsen" verkommen, die zur Inszenierung einer "Moralkulisse", zum Zwecke der sozialen Distinktion und aus Gründen eines "Werkstolzes" genutzt werden. Während die Kritikerin vor allem Ullrichs Analysen von politischer Kunst oder der Bildsprache auf Instagram mit Gewinn gelesen hat, geraten ihr jene Ausführungen, in denen der Autor auf "allgemeine Behauptungen" zielt, nicht immer scharf genug.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2017

Rezensentin Hannah Bethke hat einen Verdacht: Erliegt der Autor dieser Konsumkritik am Ende womöglich selbst dem Zauber der Meisterwerte? Wolfgang Ullrichs Klage über an Produkte gebundene Wertbekenntnisse (Bio-Tees, Deos, Möbel etc.) und seine Verurteilung dieses "Ablasshandels" erscheint der Rezensentin recht privilegiert, auch wenn sie Ullrichs Feststellung, dass die begehrten Werte materiellen Wohlstand voraussetzen, politisch relevant findet.
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